Samstag, 1. September 2018

euro|topics: Geschacher um EU-Spitzenjobs - Juncker will Zeitumstellung abschaffen


Die Chancen von Bundesbank-Chef Jens Weidmann, die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi anzutreten, sind offenbar gesunken. Laut Medienberichten möchte Kanzlerin Merkel, dass nicht der EZB-Sitz mit einem Deutschen besetzt wird, sondern die Spitze der EU-Kommission. Merkel begeht einen Fehler, meinen einige Kommentatoren. Andere sind froh, dass Weidmann wohl aus dem Rennen ist.
FINANCIAL TIMES (GB)

Weidmann wäre kein guter Zentralbank-Chef

Die Signale aus Deutschland sind ein Grund zu Erleichterung, findet Financial Times:
„Grundsätzlich spricht nichts gegen einen Deutschen an der Spitze der EZB. Doch Weidmann war ein hartnäckiger Gegner von Mario Draghis weitreichenden Maßnahmen zur Rettung des Euro nach dem Motto 'Koste es, was es wolle', wie Draghi es selbst formuliert hatte. Weidmann wehrte sich zu Unrecht sowohl gegen Draghis Vorschlag, die Märkte durch den Ankauf von Staatsanleihen aus Krisenstaaten zu stabilisieren, als auch gegen das darauf folgende EZB-Programm der expansiven Geldpolitik. Die EZB muss die gesamte Eurozone vertreten und darf nicht zum Erfüllungsgehilfen einer Partei mit oft abweichenden Ansichten wie der Bundesbank werden.“
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NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (CH)

Riskantes Spiel von Merkel

Die Bundesregierung sollte ihren guten Kandidaten für die Nachfolge von EZB-Chef Draghi, Jens Weidmann, nicht demontieren, warnt die Neue Zürcher Zeitung:
„[E]in deutscher EU-Kommissions-Präsident wäre 'pflegeleichter', da Berlin auf ihn wohl mehr Einfluss hätte als auf den Präsidenten der EZB, die unabhängig ist. Doch gerade in Krisensituationen ist die Geldpolitik matchentscheidend, weil sie viel rascher reagieren kann als die Finanzpolitik. Die jüngsten Indiskretionen helfen einer möglichen Kandidatur Weidmanns gewiss nicht. Es kann sogar passieren, dass Deutschland am Ende ganz mit leeren Händen dasteht. Da müsste sich Merkel selbst an der Nase nehmen. Noch ist es zum Umsteuern nicht ganz zu spät. Wie hatte Merkel am Höhepunkt der Krise einmal gesagt? 'Der Euro ist unser Schicksal.' Die Kanzlerin sollte wissen, was sie an Weidmann hat. Die Geldpolitik wäre bei ihm in guten Händen.“
Christoph Eisenring
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SEGA (BG)

Berlin ohne überzeugende Kandidaten

Bloggerin Adelina Marini bewertet in Sega die Kandidaten, die derzeit in Deutschland als künftige Kommissionspräsidenten zur Debatte stehen:
„Manfred Webers Sympathien für antiliberale Staatsoberhäupter und die Tatsache, dass er die Migration zum Hauptthema erhoben hat, lassen vermuten, dass das Vertragsverletzungsverfahren gegen Polen eingestellt werden könnte, genauso wie die Sanktionen gegen Ungarn und vielleicht sogar das EU-Monitoring in Bulgarien und Rumänien. ... Es sieht so aus, als wolle Weber in Brüssel Realpolitik betreiben und Deutschlands innenpolitische Probleme nach Brüssel exportieren. ... Ursula von der Leyen und Peter Altmaier, die anderen beiden Kandidaten, sind schwache Kandidaten, zeigen aber, dass Merkel einen engen Vertrauten im EU-Chefsessel haben will.“
Adelina Marini
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KAUPPALEHTI (FI)

EZB-Chefposten wäre Lottogewinn für Finnland

Finnland darf jetzt die Chance auf den Posten des EZB-Chef nicht verspielen, betont Kauppalehti:
„Der ehemalige Chef der finnischen Notenbank, Erkki Liikanen, wird laut Bloomberg als Nachfolger von EZB-Chef Mario Draghi gehandelt. ... Olli Rehn, amtierender Chef der finnischen Notenbank, steht auf Platz 5. ... Bisher hielt Jens Weidmann, Präsident der deutschen Bundesbank, die Pole Position. ... Es ist natürlich schmeichelhaft für Finnland, dass zwei Finnen ganz oben auf der Liste stehen. Die endgültige Entscheidung kann aber auch von der finnischen Parlamentswahl [im kommenden April] abhängen. Die Sozialdemokraten könnten einen anderen Kandidaten für die EU-Spitzenjobs präsentieren als die Sammlungspartei oder das Zentrum. ... Der Posten des EZB-Präsidenten wäre für Finnland aber solch ein Lottogewinn, dass dieser nicht aus parteitaktischen Gründen aufs Spiel gesetzt werden darf.“
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Geschacher um EU-Spitzenjobs
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Juncker will Zeitumstellung abschaffen
Kommissionschef Juncker hat am Freitag angekündigt, dem Votum der EU-weiten Umfrage zur Zeitumstellung zu folgen. Mehr als 80 Prozent der 4,6 Millionen Teilnehmer hatten sich für deren Abschaffung ausgesprochen. Für Kommentatoren ist diese Entscheidung längst überfällig.
BERLINER ZEITUNG (DE)

Emotionen können nicht reguliert werden

Das Abstimmungsergebnis zeigt der Berliner Zeitung, dass die Emotionen der Bevölkerung zur Zeitumstellung unterschätzt wurden:
„Die Entscheidung für eine Sommerzeit wurde stets durch den pragmatischen Nutzen bestimmt, den man sich von ihr versprach. Energieeinsparungen, politische Einigkeit, nicht nur zwischen Bundesrepublik und DDR, sondern in ganz Europa. Die emotionalen und körperlichen Belastungen, die die Zeitumstellung zweifellos mit sich bringt, glaubte man der Bevölkerung zumuten zu können. ... Das eindeutige Abstimmungsergebnis gegen die Winterzeit ist vor allem auch ein politisches Menetekel über unterschätzte Emotionen. Es verweist darauf, dass es politische Stimmungen gibt, die nicht vollends in politischer Vernunft aufgehen und fügt sich in ein Gesamtbild des Unbehagens gegenüber staatlichen Ordnungssystemen.“
Harry Nutt
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IL POST (IT)

Nord-Süd-Gefälle beim Sonnenlicht

Geographische Unterschiede machen die Zeitumstellung in den verschiedenen Ländern Europas unterschiedlich erträglich, ergänzt Il Post:
„Vielen mag das Ritual der Zeitumstellung harmlos erscheinen, aber die Folgen der Konvention sind von Land zu Land sehr unterschiedlich. Aus geographischen Gründen profitieren die Länder Südeuropas mehr davon als die anderen. Vereinfacht gesagt: Da sie auf etwa halbem Weg zwischen Nordpol und Äquator liegen, ist der Unterschied der Länge der Tage im Sommer und im Winter relativ geringfügig. Die Uhr eine Stunde vorzustellen, bedeutet eine 'Verlängerung' der Tage, die alles in allem erträglich ist. ... In den nordeuropäischen Ländern hingegen sind die Sommertage ohnehin schon lang, da die Länder näher am Nordpol liegen. Die Sommerzeit akzentuiert somit ein bereits vorhandenes (und für den Körper schwer zu verkraftendes) Phänomen.“
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Juncker will Zeitumstellung abschaffen

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