Samstag, 31. Juli 2021

euro|topics: Covid-Pass: Segen oder Fluch?

 

In Italien kommen Menschen ab dem 6. August nur noch mit einem "Grünen Pass" in Restaurants oder zu Veranstaltungen. Auch andere Staaten in Europa machen Impfnachweise zur Voraussetzung für die Teilnahme am öffentlichen Leben. Während einige Kommentatoren im Covid-Pass ein unverzichtbares Mittel zur Pandemiebekämpfung sehen, fürchten andere, dass er die Gesellschaften spaltet.

KRYTYKA POLITYCZNA (PL)

Wirksam und gar nicht so unbeliebt

In Frankreich zeigt sich, dass die positiven Konsequenzen des Covid-Passes und der Impfpflicht überwiegen, meint Krytyka Polityczna:

„Während bei den Demonstrationen gegen den Impfpass mehr als 100.000 Menschen auftauchten, meldeten sich eine Woche nach Macrons Botschaft knapp vier Millionen zum Impfen an. Es wird sich zeigen, wie der Pass im Alltag funktionieren wird und ob der angekündigte Boykott wachsen wird, aber wir können bereits sehen, dass der Impfpass erfolgreich war, was die Förderung der Impfbereitschaft betrifft. Und das war einer der Hauptgründe für seine Einführung.“

Artur Troost
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NEATKARĪGĀ (LV)

Der Kampf gegen Pandemie wird so nicht gewonnen

Weder die Einführung eines Corona-Passes noch eine Impfpflicht werden das Virus bekämpfen können, glaubt hingegen Neatkarīgā:

„Wir müssen von unserer politischen Macht langfristige Lösungen verlangen - eine Strategie, um mit dieser Seuche zu leben. 'Zusammenleben' ist das Stichwort, denn 'gewinnen' wird nicht so schnell gelingen. Daher ist ein übermäßiger Druck oder noch schlimmer die Teilung in 'richtige - geimpfte Menschen' und 'falsche - nicht geimpfte Menschen' völlig sinnlos. Mit der Zwangsimpfung für Ärzte, Lehrer und Sozialarbeiter bis zum 1.Oktober könnte auch einiges schieflaufen. Weil dies nicht alle schaffen werden. Vielleicht sollten wir schon jetzt nach einem weiteren Impfstoff suchen, der wirksamer gegen alle Varianten ist.“

Māris Krautmanis
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LA STAMPA (IT)

Impfen ist zur Religion geworden

Die Debatte hat sich in eine Art Glaubenskrieg verwandelt, in dem Gegner wie Ketzer behandelt werden, klagt der Philosoph Giorgio Agamben in La Stampa:

„Was bei den Diskussionen über den grünen Pass und den Impfstoff am meisten auffällt, ist, dass die als konträr empfundenen Gründe nicht nur in keiner Weise ernst genommen, sondern vorschnell zurückgewiesen werden, wenn sie nicht schlicht und einfach Gegenstand von Sarkasmus und Beleidigungen werden. Man könnte sagen, dass der Impfstoff zu einem religiösen Symbol geworden ist, das wie jedes Glaubensbekenntnis als Trennlinie zwischen Freund und Feind, den Geretteten und den Verdammten fungiert. Wie kann eine These, wenn sie auf die Prüfung abweichender Thesen verzichtet, für sich das Adjektiv wissenschaftlich beanspruchen?“

Giorgio Agamben
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AZONNALI (HU)

Staatsapparate übergriffig wie nach 9/11

Die Pandemiebekämpfung darf nicht als Argument dafür dienen, einen allmächtigen Staat zu kreieren, mahnt Azonnali:

„Die Pandemiewellen Anfang 2020 und im Winter 2021, die die Krankenhäuser auf die Probe gestellt haben, sind Realität. Dass die Staatsapparate deswegen aber zu allen bekannten Mitteln des 'Krieges' gegen den Terror zurückgreifen, nur um die Pandemie schnell und völlig zu besiegen, und dass sie diese Mittel heute sogar noch invasiver einsetzen - gegen Impfskeptiker oder diejenigen, die aus irgendwelchen Gründen einfach noch nicht geimpft wurden - kann nicht akzeptiert werden.“

Csaba Tibor Tóth
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Mittwoch, 28. Juli 2021

euro|topics: Ist die Impfpflicht gerecht?

 

Privilegien für Geimpfte oder gar eine Impfpflicht: Einige europäische Staaten sind bereits erste Schritte in diese Richtung gegangen. Manche Kommentatoren sehen darin eine Aushebelung von Grundrechten. Andere weisen hingegen darauf hin, dass Zwang letztlich doch zu mehr Gerechtigkeit führen könnte.

REAL NEWS (GR)

Die Demokratie steht auf dem Spiel

Eine Impfpflicht höhlt die Demokratie aus, meint der Jurist Makis Tzifras in Real News:

„Angst ist eine menschliche Emotion und wird nicht nur in Bezug auf das Virus ausgelöst, sondern auch in Bezug auf unerwünschte Nebenwirkungen der Impfstoffe. Das Argument, dass diese Fälle statistisch gesehen wenige sind, sagt nicht viel aus. Besteht ein Risiko oder besteht es nicht? Können die Machthaber den Willen der vielen Menschen brechen, die Angst vor der Impfung haben? Wenn nicht durch eine Impfpflicht, so doch durch die Angst, entlassen oder ausgegrenzt zu werden? Wie sieht die Zukunft der Demokratie aus, wenn solche Maßnahmen ergriffen werden?“

Makis Tzifras
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DEUTSCHE WELLE (RO)

Staat muss Gleichheit aller garantieren

Privilegien für Geimpfte hält der Rumänische Dienst der Deutschen Welle für den falschen Weg:

„Die Aufgabe des Staates ist es, die Rahmenbedingungen für ein würdiges und sicheres Leben zu schaffen und nicht die Menschen zu zwingen, mit aller Macht am Leben zu bleiben. Der Staat darf auch nicht zulassen, dass Menschen in verschiedene Kategorien mit unterschiedlichen Grundrechten eingeteilt werden. ... In einer Demokratie baut man nicht auf Zwang, Polarisierung und Disziplin, sondern auf gesellschaftliche und individuelle Verantwortung, Aufklärung und Überzeugung, wobei die Freiheiten und die Gleichheit aller garantiert sind.“

Petre M. Iancu
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DENÍK (CZ)

Lieber Pflicht statt Privilegien

Das slowakische Parlament hat Geimpften bereits per Gesetz solche Vorteile eingeräumt. Deník moniert, dass damit Menschenrechte ausgehebelt werden:

„In der Mitte Europas und sogar im Herzen der Union werden die Bürger vor dem Gesetz in Kategorie A und Kategorie B eingeteilt. Das ist nur als Apartheid zu bezeichnen. ... Diese Vergewaltigung der Menschenrechte entspringt edelsten Absichten. Die Behörden wollen Alte und Kranke vor einer mörderischen Krankheit schützen. ... Auch wenn es paradox klingt, ist die Impfpflicht aus menschenrechtlicher Sicht viel gerechter. Das Parlament sollte den Menschen besser per Gesetz Verpflichtungen auferlegen. Diese gelten für alle und spalten so die Gesellschaft nicht.“

Martin Komárek
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NÉPSZAVA (HU)

Infektion oder Hungertod

Die Impfpflicht ist das kleinere Übel, findet auch Népszava:

„Trotz aller Sorgen und dem Misstrauen reift weltweit die Idee für eine allgemeine Impfplicht. Denn mit einem erneuten Lockdown riskiert ein großer Teil der geschundenen Volkswirtschaften, dass ihre Bürger entweder der Infektion oder dem Hungertod zum Opfer fallen. ... Man könnte Winston Churchills legendäre Argumentation für die Demokratie paraphrasieren: Die Impfpflicht ist die schlechteste Lösung, abgesehen von allen anderen, die von Zeit zu Zeit probiert werden.“

Mária Gál
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HANDELSBLATT (DE)

Wie noch mehr Menschen überzeugt werden könnten

Das Handelsblatt plädiert für eine Impfpflicht mit gewissen Ausnahmen:

„Der Staat führt eine allgemeine Impfpflicht für Erwachsene ein. Aber jeder kann ohne großen Aufwand auf eine Impfung verzichten. Damit ließe sich die Quote um zehn Prozentpunkte steigern, weil man so noch einen Teil der Bevölkerung erreicht, den man mit allen anderen Mitteln nicht erreicht. Wer sich aber verweigert, muss dann mit den Konsequenzen leben. Das heißt mit weiter beschränktem Zugang zu Restaurants oder öffentlichen Einrichtungen. Das mögen einige als Übergriffigkeit des Staats empfinden, es kann aber nicht sein, dass die impfpolitischen Trittbrettfahrer den Großteil der Vernünftigen und vor allem die Familien einer Gefahr aussetzen, die sonst viel geringer wäre.“

Thomas Sigmund
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