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Zwar mehrt sich die internationale Kritik am türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien, zu einer gemeinsamen Erklärung des UN-Sicherheitsrats kam es gestern jedoch nicht. Europas Journalisten sind derweil höchst besorgt angesichts der türkischen Offensive gegen die mit den USA verbündete syrische Kurdenmiliz YPG und warnen vor dieser zusätzlichen Kriegsfront.
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Syrien bleibt das Spielfeld der Anderen
Die Türkei fügt den vielen Fronten des Syrienkriegs eine weitere hinzu, klagt El Periódico de Catalunya:
„Wie alles in diesem Krieg ist diese Intervention nur ein Spielzug zur Verteidigung eigener Interessen. ... Syrien ist nur das Spielfeld. Die jetzt attackierte Region steht unter Kontrolle syrisch-kurdischer Milizen, die in engem Kontakt zu der von Erdoğan scharf bekämpften türkisch-kurdischen PKK stehen. ... Bisher war Syrien das Schlachtfeld von Schiiten und Sunniten, des Iran und Saudi-Arabiens, von Russland und den USA. Jetzt wird dort auch noch der Krieg zwischen der Türkei und den Kurden ausgetragen. Alles auf Kosten der Zivilbevölkerung.“
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Ein Staat wird aufgeteilt
Die staatliche Tageszeitung Al-Ahram rechnet mit einer längerfristigen türkischen und amerikanischen Besatzung in den mehrheitlich kurdischen Gebieten Nordwestsyriens und sieht die syrische Einheit bedroht:
„Nachdem die Türken Afrin eingenommen haben und wahrscheinlich weiter auf syrisches Gebiet vordringen, muss man damit rechnen, dass sie an diesen Gebieten festhalten und dabei mit ihrer nationalen Sicherheit und dem Kampf gegen den Terrorismus argumentieren. Ein Ministaat entsteht. Es wirkt, als hätten die USA und die Türkei große Meinungsverschiedenheiten, aber die Entwicklungen sprechen eine andere Sprache. ... Und Russland unternimmt keinen ernsthaften Versuch, der Türkei Einhalt zu gebieten. ... Es gibt also offenbar den Konsens, Syrien aufzuteilen und verschiedenen Einflusssphären zu unterstellen.“
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UN mal wieder Paten eines Genozids
Der Nahost-Korrespondent von Delo, Boštjan Videmšek, ist schwer enttäuscht von der Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf den Einmarsch der türkischen Truppen:
„Die Vereinten Nationen zeigen sich wieder mal als Paten aller 'modernen' Genozide. Die Kurden kann man eben leicht für 'höhere Ziele' opfern. Das war schon immer so. Doch der diesmalige türkische Ausflug in den Nordwesten Syriens ist viel riskanter und geostrategisch gesehen komplexer, als es nach den lahmen Reaktionen der internationalen und regionalen Diplomatie den Anschein hat. In diesem Moment stehen sich, zum ersten Mal in der Geschichte, die beiden größten Armeen der Nato gegenüber. ... Schon ein kleiner falscher Schritt könnte angesichts des notorisch irrationalen Verhaltens der Präsidenten beider Staaten im völlig zerstörten Syrien eine neue Front und eine neue große menschliche Tragödie schaffen.“
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Flüchtlingsrückkehr in weiter Ferne
Je länger der Krieg in Syrien dauert, desto deutlicher wird, dass auch Europäer und Amerikaner unterschiedliche Ziele verfolgen, meint das Handelsblatt:
„Die Strategie der Europäer läuft darauf hinaus, Mittel für den Wiederaufbau des Landes als Hebel einzusetzen, um dem tyrannischen Regime in Damaskus Zugeständnisse abzugewinnen und irgendwann die Rückkehr der Kriegsflüchtlinge zu ermöglichen. Doch die Amerikaner sind bis auf Weiteres nicht am Wiederaufbau interessiert. Ein schwaches und geteiltes Syrien ist ihnen lieber als ein stabiles und sicheres, weil ihr Hauptfeind in Teheran sitzt und Syrien traditionell mit Iran verbündet ist. Damit gerät zunächst ein ganz anderer Traum ins Mahlwerk der Machtpolitik: der europäische Traum von der baldigen Rückkehr der syrischen Flüchtlinge in ihre Heimat.“
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