Freitag, 17. November 2017

Was ist die Bilanz der Klimakonferenz in Bonn?

In Bonn geht am heutigen Freitag die Weltklimakonferenz von rund 200 Staaten zu Ende. Streit gab es zuletzt unter anderem darum, wie die Industrieländer künftig ärmere Staaten unterstützen sollen. Die mangelnde Solidarität der reichen Länder kritisieren Kommentatoren scharf und diskutieren kontrovers die Initiative einiger Länder zum Kohleausstieg.
AVVENIRE (IT)

Unschuldige büßen weiter für unseren Überfluss

Enttäuscht von den Ergebnissen aus Bonn zeigt sich Avvenire:
„Es ist die klassische Politik des Messens mit zweierlei Maß. Verbindliche Regeln - hard law - zum Schutz von Unternehmen, freiwillige Regeln - soft law - zum Schutz von Menschen. ... Verbindliche Zusagen werden von den reichen Ländern vermieden, weil sie als implizites Eingeständnis der Schuld an den Umweltschäden gewertet werden könnten. ... Der eigens dafür gegründete Fonds, Green Climate Fund, hat bis heute 54 Projekte genehmigt und 131 Millionen Dollar bereitgestellt. Das ist zu wenig, um zu verhindern, dass weitere Unschuldige für unseren Überfluss büßen müssen. Und zugleich eine klare und skandalöse Bestätigung der Gleichgültigkeit und der Leugnung der Verantwortung, die die Krise und die Ungerechtigkeit noch verschärfen.“
Francesco Gesualdi
Teilen auf
zur Homepage
 
CORRIERE DEL TICINO (CH)

Trotz Trump ein großer Hoffnungsschimmer

Rund 20 Staaten, darunter Kanada und Großbritannien, haben sich in Bonn zu einer Allianz für den Kohleausstieg zusammengeschlossen. Das ist die richtige Antwort auf die Umweltpolitik von Donald Trump, freut sich Corriere del Ticino:
„Wie wenig ernst der derzeitige Bewohner des Weißen Hauses den Notstand der Luftverschmutzung nimmt, hat man auch in Bonn gesehen. Hier hat die US-Regierung eine einzige Diskussionsrunde organisiert, unter einem Titel, der wie Hohn klingt: 'Die Rolle von sauberen und effizienteren fossilen Brennstoffen und von Atomenergie bei der Eindämmung des Klimawandels'. Doch auch wenn Trump sein Ziel erreicht und die Vereinigten Staaten aus den Verpflichtungen des Pariser Abkommens entbunden hat, um die Kohleindustrie in den USA zu fördern, wird der Kampf gegen den Klimawandel fortgesetzt werden. Dies hat die Bonner Konferenz unmissverständlich klar gemacht.“
Osvaldo Migotto
Teilen auf
zur Homepage
 
DIE WELT (DE)

Kohleausstieg hat eine Kehrseite

Wenig beeindruckt von der Kohleausstiegs-Initiative zeigt sich hingegen die Tageszeitung Die Welt:
„Wortführer Kanada, das sich dank gewaltiger natürlicher Ressourcen zu 60 Prozent aus Wasserkraft versorgen kann, braucht in der Stromproduktion nur zu acht Prozent auf Kohle zurückzugreifen. ... Da fällt der Verzicht leicht ... Als Vorbild taugen die meisten Länder der Anti-Kohle-Allianz auch deshalb nicht, weil sie im Gegensatz zu Deutschland auf einen Atomausstieg verzichtet haben - und sich jetzt umso mehr im Ruf des Klimaretters sonnen können. Das trifft erneut auf Kanada zu, das einige seiner Uraltmeiler in den letzten Jahren fleißig aufpoliert hat. ... Die Kehrseite der Anti-Kohle-Medaille lassen die jubelnden Ökogruppen tunlichst unter den Tisch fallen.“
Daniel Wetzel
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
THE ECONOMIST (GB)

Ohne Negativ-Emissionen wird es nicht gehen

Viel stärkere Bemühungen bei der Entwicklung von sogenannten Negativ-Emissionen fordert The Economist:
„Das Pariser Klimaabkommen geht davon aus, dass Wege gefunden werden, der Atmosphäre künstlich Kohlendioxid zu entziehen. Denn in jedem realistischen Szenario werden die Treibhausgas-Emissionen nicht schnell genug verringert werden können, um die Gesamtmenge an Kohlendioxid in der Atmosphäre so gering zu halten, dass der Temperaturanstieg erfolgreich begrenzt werden kann. Doch es gibt praktisch keine öffentliche Diskussion darüber, wie diese Negativ-Emissionen erreicht werden können. ... Solange sich das nicht ändert, ist es fast sicher, dass das Versprechen, den Schaden durch den Klimawandel zu begrenzen, gebrochen wird.“
Zum Originalartikel
Teilen auf
Was ist die Bilanz der Klimakonferenz in Bonn?

Keine Kommentare: