Landwirtschaft ist Teil des Problems
Der Klimawandel erfordert auch ein Umdenken in der Landwirtschaftspolitik, erklärt Die Presse:
„[D]ie Landwirtschaft [ist] nicht nur Opfer, sondern in nicht geringem Ausmaß auch Täter in Sachen Klimawandel, der zu den Wetterkapriolen führt. 15 bis 20 Prozent der emittierten Treibhausgase kommen global aus landwirtschaftlicher Produktion. Als Klimasünder sind die Agrarier damit also durchaus auf Augenhöhe mit dem Straßenverkehr oder der Industrie. ... Statt mit automatischem Ausgleich aus dem Steuertopf die immer marktferner werdende Vollkasko-Landwirtschaft weiterzuführen, sollte man das Geld sinnvoller für die Förderung der Umstellung auf Produktionen einsetzen, die sich mit den geänderten Klimabedingungen vertragen, und für Produktionsweisen, die die Treibhausgasbelastung aus der Agrarproduktion verringern.“
Produkte sollten mit Informationen zum CO2-Ausstoß bei ihrer Herstellung versehen werden, fordert Politiken:
„Es ist für die Verbraucher nicht transparent, wie der Klimaeffekt von Waren aussieht. Regionale Produkte können schädlicher sein als die, die von weit her importiert werden, und der Bioanbau kann die Kohlendioxidbilanz mehr belasten, als der Anbau traditioneller Lebensmittel. Deswegen ist es nicht immer leicht, die Unterschiede zu erkennen, aber mehr Wissen und Information helfen eindeutig weiter. … Die Kennzeichnung allein wird die Welt nicht retten, aber sie kann zu einem anderen Verbraucherverhalten beitragen. Ähnliches könnte auch im Transportbereich geschehen, wo Informationen über den Kohlendioxidausstoß auf dem Flugticket stehen könnten. Dann könnten wir uns bei den Rinderfilets und den Kurztrips nach Barcelona zurückhalten.“
Der Klimawandel kann katastrophale Folgen für die Menschheit haben, weshalb sie jetzt handeln muss, drängt Hürriyet Daily News:
„Da Klimaerwärmung die Produktivität unterdrückt und ganze Regionen in Wüsten verwandelt, sind Massenhungersnöte vorstellbar. ... Es ist möglich, dass wir schnell genug reagieren, um kurz vor dem Massensterben aufzuhören. ... Wenn es darum geht, sich mit der Zukunft zu beschäftigen, kann man nur in Wahrscheinlichkeiten rechnen, und selbst die sind sehr schwer zu fassen. Die Situation ist bereits düster genug. Das sind natürlich schlechte Nachrichten, aber wenn man sich in einem Spiel mit hohem Einsatz befindet, dann sollte man wissen, was der Einsatz ist.“
Helsingin Sanomat klagt über die Finnen, die sich während der Hitzeperiode mit Nebensächlichkeiten beschäftigen:
„Wie kühlt man die Bettwäsche, um nachts schlafen zu können? (Einen Moment in den Gefrierschrank legen.) Wieso bekommt man im Laden noch immer kein nicht-schmelzendes Eis? (Ist schon in der Entwicklung.) … Es ist symptomatisch, dass selbst während dieser außergewöhnlichen Hitzeperiode nur wenige Politiker die Erderwärmung, die Klimapolitik, unsere den Planeten belastende Lebensweise und die vielleicht schon in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts mögliche dystopische Zukunft angesprochen haben. … Ein einmaliges Wetterphänomen ist noch kein Trend, aber wir wissen mit Sicherheit, dass mit dem Klimawandel Extremwetter wie große Hitze, starke Kälte und heftige Stürme zunehmen werden.“
Wer die Last der Klimaerwärmung tragen muss, erklärt Aftonbladet:
„Schweden ist für extreme Wärme nicht gerüstet - dafür ist dieser Sommer ein bitterer Beleg. Aber diejenigen, die am meisten Energie verbrauchen, die es sich leisten können, am meisten zu fliegen und am meisten zu konsumieren, werden sich ironischerweise am längsten vor der Hitze schützen können. Mit einer brummenden Klimaanlage als Schild vor der Hölle, die die Menschen ausgelöst haben. ... Die Alten sind als erste betroffen, aber die größte Last wird letztlich die Jugend, die kommende Generation, tragen müssen. ... Wie viele Grad mehr braucht die Welt, bis sich politischer Mut zeigt?“
Die Folgen des Klimawandels liegen auf der Hand und sollten angesichts der Hitzewelle ins Bewusstsein gerufen werden, fordert Postimees:
„Klimaerwärmung ist ein Zukunftsszenario, dessen Folgen leichter vorherzusagen sind, als das Wetter von morgen. Größerer Migrationsdruck, Ernteausfälle für die Landwirtschaft, Zunahme von Epidemien, Erhöhung des Wasserspiegels und des Säuregehalts der Weltmeere. Auch andere Szenarien für die Klimaentwicklung sind möglich, jedoch liegen diese außerhalb der wissenschaftlichen Logik. Heiße Tage wie diese sollten uns veranlassen, darüber nachzudenken, wie das Wetter nach uns aussehen wird.“
Die Folgen sind für alle sichtbar, doch niemand diskutiert derzeit ernsthaft über die Klimakatastrophe, beklagt Der Bund:
„Obwohl die Wissenschaft heute viel mehr Fakten liefert, scheint das generelle Interesse am Klimawandel in der Öffentlichkeit geringer denn je. Über die abgeschmolzenen Schweizer Gletscher - allein im Jahr 2016 verloren sie einen Kubikkilometer Eisvolumen - mag sich niemand mehr empören. Überschwemmungen und Dürren sind medial zur Gewohnheit geworden. Und wer an diesen Tagen über 30 Grad Hitze vom Klimawandel redet, gilt bei Sonnenanbetern als Spielverderber. Was gibt es Schöneres als warme Tage in den Sommerferien? Dabei wäre nun der richtige Zeitpunkt, das Thema wieder in den Fokus zu rücken.“
Wann, wenn nicht jetzt, ist der richtige Zeitpunkt, endlich etwas gegen den Klimawandel zu tun, fragt Libération:
„Man kann wohl problemlos sagen, dass 2018 wahrscheinlich als eines der heißesten Jahre in die Geschichte eingeht, und bestätigen wird, dass der Klimawandel wirklich bedeutet, dass der Planet sich erhitzt. ... Kann man noch eindringlicher verdeutlichen, dass der Mensch den Ast absägt, auf dem er sitzt? Kann man noch deutlicher die Dringlichkeit unterstreichen, mit der unbedingt alles getan werden muss, um die Klimaerwärmung einzudämmen? An eine Umkehrung der Tendenz glaubt ja sowieso kein Mensch mehr. Die Konferenz 2015 in Paris hat uns endlich das Gefühl gegeben, dass man sich dieser Zusammenhänge wirklich bewusst wird. Aber leider hat Donald Trumps Einzug ins Weiße Haus die Hoffnung wieder zunichte gemacht.“
Die Hitzewelle kann laut Expressen dramatische politische Folgen haben:
„Russland, die Kornkammer der Welt, prognostiziert die schlechteste Ernte seit vielen Jahren. ... Ägypten ist größter Importeur von russischem Weizen, weil staatlich subventioniertes Brot für viele der 100 Millionen Einwohner ein grundlegender Teil der Ernährung ist. Schon jetzt zahlt die Regierung für den Weizenimport den höchsten Preis seit drei Jahren. Gestiegene Lebensmittelpreise haben in der Region mehrfach zu Volksaufständen geführt, so 2011 in Tunesien, wo der Arabische Frühling seinen Anfang nahm. ... Unruhen in Ägypten könnten auf die Nachbarländer übergreifen und sich auf Europa auswirken. Man denke nur an Libyen, dessen Küstenwache und Flüchtlingslager de facto die EU-Außengrenzedarstellen. ... Die Extremwärme kann der Funke sein, der eine globale Krise entzündet.“
Ein tragischer Aspekt der Waldbrände ist, dass sie die Klimaerwärmung noch weiter anfachen, bemerkt 24 Chasa:
„Infolge der Brände gelangt Kohlendioxid in die Atmosphäre, was die globale Erderwärmung verstärkt. Die Aschepartikel, die auf Schnee und Eis landen, erhöhen die Absorption von Sonnenstrahlen. Das beschleunigt die Erwärmung der Antarktis - einer Region, wo das Thermometer immer schneller ansteigt. Das Schmelzen des ewigen Eises lässt Methan frei, das auch ein Treibhausgas ist. Das Besondere an den Bränden im Moment ist, dass sie an ungewöhnlichen Orten in Skandinavien ausbrechen. Die Wälder im Norden brennen so häufig wie schon seit Zehntausenden von Jahren nicht mehr.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen