Das "erste Mal, dass Merkel ihr Misstrauen gegenüber den Deutschen [...] offen zum Ausdruck brachte."
"Lange war sie gerade dafür populär, dass sie sich um alle weltpolitischen Probleme kümmerte und dem heimischen Wahlvolk jede Konfrontation mit der Weltlage ersparte. In der Finanzkrise erklärte sie die Spareinlagen für sicher – die Deutschen waren beruhigt. Als der Euro wackelte, wollten die Leute für die Krisenländer nichts bezahlen, aber ihre Währung behalten – Merkel fand eine Formel, die beides vereinte. Im Konflikt um die Ukraine ängstigten sich die Deutschen vor einem neuen Krieg – die Kanzlerin flog zu Putin und rettete den Frieden.
Jetzt geht es aus Sicht der Kanzlerin nicht mehr. Die Deutschen waren skeptisch gegenüber einem stärkeren Engagement in Syrien, der Annäherung der Türkei an die EU, selbst gegen finanzielle Hilfen für Krisenregionen sprachen sie sich aus. Jetzt wundern sich die Leute, wenn Flüchtlinge kommen – so, wie sie sich über steigende Strompreise beschwerten, als Merkel ihnen den Wunsch nach der Atomwende erfüllte. „Wenn wir außenpolitisch etwas nicht tun, dann kann das innenpolitisch gravierende Folgen haben“: Das hält sie ihrem Volk jetzt vor. In der Euro-Krise zeigte sie Verständnis für arme Osteuropäer, die nicht für reiche Griechen zahlen wollten. Jetzt zählt sie auf, dass andere Länder im Verhältnis viel mehr Flüchtlinge aufnehmen als wir: Jordanien oder der Libanon zum Beispiel, aber lange Zeit auch Griechenland oder Italien."
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