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Mit einer spektakulären Aktion hat der ukrainische Geheimdienst SBU nach eigenen Angaben einen Mordanschlag auf den russischen Journalisten Arkadij Babtschenko verhindert. Ukrainische Behörden meldeten am Dienstag Babtschenkos Tod, am Mittwoch wurde bekannt, dass der in die Ukraine emigrierte Putin-Kritiker noch lebt. Europas Kommentatoren fragen sich, wem man nach dieser Inszenierung noch glauben kann.
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Alle Wahrheiten sind erschüttert
Mit der Inszenierung des Mordes an Arkadij Babtschenko hat die Ukraine vor allem sich selbst geschadet, urteilt die Wiener Zeitung:
„Das Land, das von seinen westlichen Partnern ohnedies wegen der immer noch grassierenden Korruption kritisch beäugt wird, steht einmal mehr als chaotisch und unberechenbar da. Die Lust des Westens, mit Kiew stärker zusammenzuarbeiten, könnte sich abschwächen, wenn das Vertrauen fehlt. Das wäre aber für eine Ukraine, die aus naheliegenden Gründen die Brücken nach Russland abgebrochen hat, fatal. Für Journalisten kann die Lehre aus dem Fall Babtschenko nur lauten: Traue keinem. Wenn selbst Nachrichten über den Tod eines Menschen unter 'Fake News' fallen, wenn es nicht mehr möglich ist, offiziellen Angaben zu unbestrittenen Fakten wie einer Erschießung zu trauen, ist für politisch Interessierte der Boden unter den Füßen weggebrochen.“
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Neues Kapitel in der Geschichte der Fake News
Das Vorgehen des ukrainischen Geheimdienstes zerstört nicht nur das Vertrauen in die Medien, kritisiert Vedomosti:
„Die Spezialoperation des SBU war eine traditionelle Methode der Geheimdienstarbeit. ... Doch ihre umfangreiche mediale Begleitung durch staatliche Organe hebt die Praxis der Fake News (auch wenn es Fake News für einen guten Zweck sind) auf eine neue Ebene: Offenbar war dies der erste Fall einer Inszenierung, in die derart hochrangige offizielle Vertreter des Staates involviert waren. Nach dem 'Mord' an Babtschenko wird es nicht nur ungleich schwerer, den Medien zu glauben, sondern auch offiziellen Bestätigungen von höchsten Stellen - vielleicht ist das ja wieder eine Spezialoperation? Langfristig gesehen zerstört das nicht nur das Vertrauen in 'bestätigte' Informationen, sondern verwäscht auch die schon ohnehin immer dünner werdende Grenze zwischen Realität und Lüge.“
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Jetzt braucht es volle Transparenz
Der SBU behauptet, er habe mit der Inszenierung einen Mordanschlag russischer Geheimdienstler verhindert. Nun muss er so schnell wie möglich harte Beweise für seine Version veröffentlichen, mahnt Zeit Online:
„Dem russischen Staat wurde in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, in Verbrechen involviert gewesen zu sein - sei es der Fall Skripal, Morde an russischen Regierungsgegnern oder aber der Abschuss des Passagierflugzeugs MH-17 über der Ostukraine. Jedes Mal, wenn dem russischen Staat solche Vorwürfe gemacht werden, heißt es aus Moskau, dass die Beweise gefälscht sind. Die spektakuläre Inszenierung von Babtschenkos Tod dürfte für die russische Regierung ein bequemes Beispiel dafür werden, alle Anschuldigungen als 'Fake News' abzutun. Alleine deshalb wäre es wünschenswert, Babtschenko und der ukrainische Geheimdienst würden ab jetzt so transparent wie möglich handeln.“
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Babtschenko ist nichts anzukreiden
Die früher lange in Russland tätige Journalistin Petra Procházková mag die Zusammenarbeit Babtschenkos mit dem ukrainischen Geheimdienst in Lidové noviny nicht verurteilen:
„Babtschenko ist persönlich vertrauenswürdig, bewies mit seinen Artikeln und seinem Leben nicht nur Tapferkeit, sondern auch journalistische Meisterschaft. Er muss keineswegs gewusst haben, was mit ihm in den vergangenen zwei Monaten geschah und weshalb. Ihm die Zusammenarbeit mit Geheimdiensten in einer Zeit vorzuwerfen, da es vermutlich um sein Leben ging, wäre unsinnig. Sicher ist bisher nur eins: er diente als Köder. Doch als solcher lebt man gefährlich.“
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