Mittwoch, 16. Mai 2018

Internationale Kritik an Israel - euro|topics


Nach dem Einsatz der israelischen Armee gegen palästinensische Demonstranten, bei dem mindestens 60 Palästinenser starben, sieht sich Israel mit Kritik konfrontiert: Die EU-Außenbeauftragte Mogherini mahnte, das Prinzip der Verhältnismäßigkeit zu wahren. Eine UN-Resolution wurde jedoch von den USA verhindert. Europas Kommentatoren beschäftigen sich mit den Ursachen der Eskalation.
SYDSVENSKAN (SE)

Inszenierung der Hamas

Die Verantwortung der Hamas für die Toten und Verletzten sollte nicht außer Acht gelassen werden, erinnert Sydsvenskan:
„Die islamistische Hamas hat das ausdrückliche Ziel, den Staat Israel mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu vernichten. ... In dem Konflikt geht es um Land, aber der Hass der Hamas gegenüber Israel entspringt dem Judenhass und religiösem Fanatismus. ... Das ist eine maximalistische, kompromisslose Haltung, die keinen Raum lässt für Verhandlungen oder ein friedliches Miteinander. ... Gaza wird gern als größtes Freiluft-Gefängnis der Welt beschrieben. ... Wie in allen Gefängnissen befinden sich die Gefängniswärter im Inneren. Gazas Bevölkerung ist die Geisel der Hamas. ... Dass der Totentanz um die Grenze zwischen Israel und Gaza von der Hamas inszeniert ist, sollte Schwedens Außenministerin begreifen.“
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LE MONDE (FR)

Palästinenser werden entmenschlicht

Die Behauptung, die Proteste an der Grenze zum Gazastreifen seien von der Hamas angestachelt worden, findet die Tageszeitung Le Monde in ihrem Leitartikel hingegen abwegig:
„Die Bewohner Gazas benötigen keine Ermunterung von der Hamas, um sich auf den israelischen Stacheldraht zu stürzen, in der verrückten und illusorischen Hoffnung, das Land ihrer Vorfahren zu erreichen und ihrem Gefängnis zu entkommen. ... Dieser 'schwarze Montag' zeigt auch, dass ein Großteil der israelischen Politik und Gesellschaft die Palästinenser quasi vollkommen entmenschlicht, als seien sie reine Gefolgsmänner der Hamas. Dabei beweist die Bewegung der 'großen Rückkehr' [die jüngsten Proteste], dass sich die palästinensische Gesellschaft für zivilen und von breiten Bevölkerungsschichten gestützten Protest entschieden hat, und gegen Terrorismus und Waffen.“
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DER STANDARD (AT)

Böses Spiel auf allen Seiten

Wer vom Blutvergießen im Gazastreifen profitiert, erläutert Der Standard:
„Israels Premier Benjamin Netanjahu, innenpolitisch massiv unter Druck, spielt den entschlossenen Verteidiger des Heimatlandes und zeigt hochmütig auf die Gewaltbereitschaft der Palästinenser. Die Hamas fühlt sich wiederum wohl in ihrer Opferrolle und lenkt damit vom eigenen politischen, wirtschaftlichen und administrativen Versagen ab. Trump sieht sich durch den Applaus für die Botschaftsverlegung vonseiten der israelischen Öffentlichkeit und der evangelikalen Lobby im eigenen Land ... in seiner irren Entscheidung bestärkt.“
Eric Frey
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DE VOLKSKRANT (NL)

Israel darf nicht davonkommen

Die Reaktion der internationalen Gemeinschaft auf die Ereignisse an der Grenze zu Gaza empört De Volkskrant:
„Die Gelassenheit oder sogar Gleichgültigkeit, mit der die internationale Gemeinschaft auf die Entwicklungen reagiert, ist besorgniserregend. Es kann nicht sein, dass Israel trotz der tödlichen Repression und aggressiven Siedlungspolitik davonkommt, nur weil die Hoffnung auf eine Zweistaatenlösung verflogen ist. ... Solange Israel internationale Absprachen ignorieren kann, bleibt das Unrechtsempfinden der Palästinenser bestehen. Das ist wiederum die Existenzgrundlage der Hamas, die eine permanente Bedrohung für Israel darstellt. Dieser Teufelskreis muss beendet werden.“
Carlijne Vos
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GOŚĆ NIEDZIELNY (PL)

Nichts rechtfertigt diese Gewalt

Die israelische Armee hat völlig unverhältnismäßig auf die palästinensischen Proteste reagiert, findet das katholische Magazin Gość Niedzielny:
„Israel muss seit 70 Jahren Angriffe der verfeindeten Nachbarn abwehren. Das vergisst die Welt oft und ergreift Partei für die Palästinenser, die immer wieder Raketen in Richtung Israel schicken. Aber bis auf das Außer-Gefecht-Setzen von Attentätern, die die Grenze mit Sprengsätzen stürmen wollten, hat Israel völlig unverhältnismäßige Mittel gegenüber den größtenteils wehrlosen Menschen eingesetzt. Kein Philosemitismus, auch nicht der tiefste biblische, bietet eine Grundlage dafür, das zu verteidigen, was Netanjahu und sein Team aus Nationalisten tun. Im Gegenteil, gerade der Philosemitismus sorgt dafür, dass es besonders weh tut.“
Jacek Dziedzina
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Internationale Kritik an Israel
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70 Jahre Nakba: Flucht und Vertreibung in Palästina
Für die Palästinenser markiert der 15. Mai 1948 den Beginn der Nakba - Arabisch für "Katastrophe". Traditionell erinnern sie am 15. Mai an die Flucht und Vertreibung Hunderttausender aus ihrer Heimat infolge des Krieges arabischer Staaten gegen das neu gegründete Israel. Viele Journalisten nehmen den Jahrestag zum Anlass für eine Retrospektive.
DELO (SI)

Die Welt hat Israel freie Hand gelassen

70 Jahre nach Flucht und Vertreibung der Palästinenser sieht Delo die Lage folgendermaßen:
„Seien wir ehrlich: Die ganze Zeit über hat Israel nur das getan, was durch zahlreiche historische 'Vorbilder' erlaubt war. Israel hat Gebiete erobert, natürliche Ressourcen gestohlen und die ursprünglichen Bewohner vertrieben und 'ghettoisiert'. Nach der zweiten Intifada und dem 11. September wurde die Palästinenser-Frage endgültig von der Agenda gestrichen. Damals hat der israelische Staat die Palästinenser unwiederbringlich in die Ecke gedrängt und mit Hilfe der bewusst passiven internationalen Gemeinschaft und der heuchlerischen arabischen Welt, die das Leiden der Palästinenser jahrzehntelang im Sinne der eigenen Interessen ausgenutzt hat, ein System der Apartheid errichtet. Israel hat dabei viel Hilfe von der palästinensischen politischen Elite erfahren.“
Boštjan Videmšek
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NÉPSZAVA (HU)

Tragikomisches Gezerre um Jerusalem

Mit dem Status Jerusalems beschäftigt sich Népszava:
„Das Dilemma lässt sich auf die Resolution der Uno zurückführen, die 1947 das britische Mandat in Palästina beendete. Jerusalem wurde in ihr zum 'corpus separatum' erklärt, zum 'abgesonderten Körper'. Doch diese Option, genauso wie die Teilung der Stadt in zwei Hälften, haben die Araber verspielt, als sie 1948 den frisch proklamierten jüdischen Staat angriffen. Zumindest nach Meinung der Israelis. 57 islamische Länder bezeichnen Jerusalem auch heute noch als Hauptstadt Palästinas. Jordanien hat Jerusalem 1950 sogar zu seiner zweiten Hauptstadt erklärt. Und manchmal wird es ganz burlesk: Costa Rica und El Salvador sind bisher dreimal mit ihren Botschaften umgezogen: aus Jerusalem nach Tel Aviv, zurück nach Jerusalem, und wieder nach Tel Aviv.“
Gábor Horváth
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