Griechenland allein wird es nicht richten Deutschlandfunk, 26.1.16
Nur den Druck auf Griechenland zu erhöhen, wird nicht reichen, um die Zahl der Flüchtlinge zu begrenzen, meint der öffentlich-rechtliche Deutschlandfunk:„Griechenland wird mittlerweile geholfen, aber es muss auch bereit sein, seine Hausaufgaben engagierter zu machen. Momentan hat Athen kein überbordendes Interesse, Asylsuchende auf ihrem unkontrollierten, unregistrierten Weg nach Norden tatsächlich aufzuhalten. Das mittlerweile wenig sanfte Winken einiger EU-Länder mit dem Zaunpfahl, dass sich Griechenland, wenn sich nichts oder zu langsam etwas ändert, de facto außerhalb des Schengen-Raums wiederfinden könnte, erhöht den Druck auf das Land. ... Aber auch eine perfekt funktionierende griechische Außengrenze kann nur ihren Sinn und Zweck erfüllen, wenn zweierlei gegeben ist: die Türkei lässt nicht jeden gen Europa ziehen, der will und nimmt gegebenenfalls auch Nicht-Asylberechtigte zurück. Und Asylberechtigte werden fair auf die ganze EU verteilt. “
Zum Originalartikel
Athen wird der schwarze Peter zugeschoben DELO (SI) / 26. Januar 2016
Die EU schiebt die Schuld für ihr eigenes Versagen nun dem wehrlosen Griechenland in die Schuhe, kritisiert die linksliberale Tageszeitung Delo:„Es scheint, als ob Griechenland in der Flüchtlingskrise, bei der es sich um menschliche Schicksale handelt, zum Sündenbock für die Unfähigkeit der gesamten EU geworden ist. Schengen steht nicht kurz vor dem Untergang, weil es dem vergleichsmäßig kleinen Griechenland nicht gelingt den historischen Flüchtlingsstrom zu stoppen. Dass Europa der Verlust einer der größten Errungenschaften nach dem Krieg droht, ist das 'Verdienst' der EU. Die EU ist nicht darauf vorbereitet, eine allumfassende Lösung umzusetzen, die auch ein Engagement in den Ursprungsländern miteinbezieht. Eine Lösung, welche Hilfe für die Flüchtlinge direkt im Nahen Osten und eine Verteilung der Last unter den EU-Ländern vorsieht.“
Wie soll man Flüchtlingsboote stoppen? Corriere della Sera 26.1.16
Die
Forderung, die Seegrenze dicht zu machen, ist nicht nur inhuman
sondern auch unsinnig, schimpft die liberal-konservative Tageszeitung
Corriere della Sera:
„Der
leblose Körper des kleinen Alan Kurdi, der im September am Strand
von Bodrum lag, ist in weite Ferne gerückt. Die Welle der Gefühle
ist abgeebbt und mit ihr die Bereitschaft zur großzügigen Aufnahme
einer unbegrenzten Zahl syrischer Flüchtlinge, wie sie Angela Merkel
verkündete. Die Kanzlerin hat, obwohl heute Dutzende von
Migrantenkindern in der Ägäis sterben, dem Druck nachgeben müssen.
Doch der Weg, der gewählt wurde, ist nicht nur der Todesstoß für
Schengen, sondern erscheint auch ungerecht Italien und Griechenland
gegenüber. Deutschland und Österreich können, wenn sie es wollen,
mit Kontrollen an ihren Grenzen den Landweg überwachen. Aber Italien
und Griechenland, was sollten sie tun im Angesicht eines Boots voller
Flüchtlinge, das unterzugehen droht beim Versuch, ihre Küste zu
erreichen? Halt rufen, weil andernorts Schengen ausgesetzt worden ist
und alle ertrinken lassen? “
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