EU-Waren zerstören die lokalen Ökonomien des Kontinents, FR 10.1.16
"Das kurz vor Inkrafttreten stehende Economic Partnership Agreement (EPA) ist Ausdruck allergrößter Rücksichtslosigkeit gegenüber dem bescheidenen Wohlstand regionaler Ökonomien. EPA verpflichtet die afrikanischen Länder, ihre Märkte nahezu vollständig für europäische Importe zu öffnen. [...] Während mehr als ein Drittel des gesamten EU-Haushalts in die Subventionierung einer nicht zukunftsfähigen Industrielandwirtschaft fließt, werden anderswo auf dieser Welt lebendige Strukturen zerstört.
Für die kleinen und mittleren Betriebe im Süden bedeutet EPA den Verlust ihrer Produktionsmittel, für die Bevölkerung den endgültigen Abschied von würdevollen Lebens- und Arbeitsverhältnissen und den direkten Weg in die Verelendung – oder eben nach Europa. „Die Zeit“ im Dezember brachte die globale Disparität auf den Punkt: Afrikanische Flüchtlinge reisen Tausende Kilometer weit, um in Europa das zu tun, was ihnen zu Hause kein Einkommen mehr garantiert: die Tomaten pflücken, die in Afrika die Preise drücken werden. Diese Welt wird keine Ruhe finden, solange sie als Ware gehandelt wird."
Dazu meint Wilfried Jannack aus Hannover im FR-Blog:
„In der Spalte „Gastwirtschaft“ hat sich die Leiterin von „Anstiftung“ am 8. Januar in bemerkenswerter Weise zum Thema „EU-Waren zerstören lokale Ökonomien in Afrika“ geäußert. Da schaut man sich gern gleich mal die Internetpräsenz von ‚Anstiftung‘ an. Christa Müller verdeutlicht, wie die EU-Kommission Freihandelsabkommen in Afrika durchboxt, um europäische Agrarprodukte zu exportieren. Zurecht stellt sie dies als die allererste Fluchtursache in den Vordergrund und beendet den Text mit dem Finger in der Wunde: „Diese Welt wird keine Ruhe finden, solange sie als Ware gehandelt wird.“ Der thematische Rahmen erstreckt sich von asymmetrischer ‚Partnerschaft‘ (Economic Partnership Agreements = EPAs) über die induzierte Verelendung und daraus resultieren-den Migrationsfolgen hin zur Kommodifizierung („Alles wird zur Ware, alles ist handelbar, folglich wird auch mit allem gehandelt.“), dem Spezifikum kapitalistischer Produktionsweise. Das ist immerhin kein Naturprozess, sondern menschengemacht, folglich modifizierbar und durch menschlichen Einfluss abzuschaffen, generell, nicht nur in Afrika. Das von Christa Müller verwendete Bei-spiel von afrikanischen Flüchtlingen, die über Ceuta nach Spanien flüchten, um dort in prekären Verhältnissen Tomaten zu pflücken, die anschließend nach Afrika exportiert werden, weil der dortige Markt zum Erliegen gekommen ist, spricht für sich. Das Beispiel ist ein Bild. Im Gesamtkontext ist dieses Bild ein Menetekel.“
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