Montag, 14. August 2017

Aufschwung der Rechtsextremen in den USA?


Erst 36 Stunden nach Beginn rassistischer Ausschreitungen in Charlottesville hat das Weiße Haus erklärt, dass Trump auch speziell die Gewalt weißer Nationalisten missbillige. Er war zuvor dafür kritisiert worden, die Rechtsextremen zu zurückhaltend verurteilt zu haben. Das finden auch Europas Kommentatoren und beschäftigen sich mit den Hintergründen der rechtsextremen Unruhen.
HANDELSBLATT (DE)

Trump braucht weiße Fanatiker noch

Der Grund für die halbherzige Verurteilung der rechtsextremen Gewalt könnte taktische Raffinesse sein, vermutet das Handelsblatt:
„Man muss nur kurz in die Internetforen rechter Waffennarren eintauchen, um zu spüren, dass sich ein Sturm in den USA zusammenbraut. Trumps Wählerbasis ist auf einen harten Kern zusammengeschrumpft - und dieser harte Kern ist zu allem entschlossen. Sollten die Ermittlungen gegen Trump auf eine Amtsenthebung hinauslaufen, würde der Sturm losbrechen. Darum verurteilt der Präsident die weißen Fanatiker nicht. Er braucht sie. Zur Abschreckung.“
Moritz Koch
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NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (CH)

Wehret den Anfängen!

Trumps Politik ist für die rechtsextreme Gewalteskalation in Virginia mitverantwortlich, urteilt die Neue Zürcher Zeitung:
„Nicht von ungefähr marschierten die Ultrarechten am Samstag mit Trumps Wahlplakaten und gelobten, dessen Versprechen umzusetzen. Trump ist nicht verantwortlich für den jüngsten Konflikt, aber durch seine Wahl fühlen sich die Ultrarechten in ihren Forderungen bestätigt. Wichtig wäre nun, dass der Präsident explizit die Taten der Suprematisten verurteilt, sich klar von ihnen distanziert und ihnen mit der Macht seines Amtes einen Riegel vorschiebt. Sonst war die Amokfahrt von Samstag möglicherweise nur der Anfang. Die Rechten haben bereits versprochen zurückzukehren.“
Marie-Astrid Langer
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EVENIMENTUL ZILEI (RO)

Rassenhass lebt wieder auf

Die bösen Geister der Vergangenheit suchen die USA heim, konstatiert Evenimentul Zilei:
„Dass der Rassenhass wieder auflebt, als Antwort auf die offene, freie und unzensierte Rede und politisch korrekte Debatte, wird Amerika enorm viel kosten. In den USA gibt es häufig Diskussionen um die Diskriminierung farbiger, lateinamerikanisch/hispanischer Minderheiten oder anderer Nationalitäten. ... Dass nun die rechtsextremen Demonstrationen in dem als konservativ geltenden Süden der USA zurückkehren, wo es einen tiefen Hass gegen andere Meinungen und alles gibt, was anders ist, öffnet die Büchse der Pandora. Es ist eine Rückkehr in die Zeiten, von denen man dachte, sie seien seit der Wahl von Barack Obama als erstem farbigen Präsidenten ins Weiße Haus vor acht Jahren vorbei.“
Iulian Chifu
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LA REPUBBLICA (IT)

Umverteilung nährt Rassismus

Die "White Supremacy"-Bewegung hat ihre Wurzeln in neuen Formen von sozialer Ungerechtigkeit, analysiert La Repubblica:
„Um die Bildung einer schwarzen Mittelklasse zu fördern, wurden Maßnahmen ergriffen, die mit der Wirtschaftskrise an ihre Grenzen stießen und dazu geführt haben, dass es jetzt die Weißen sind, die provokativ Forderungen stellen. ... Die positive Diskriminierung lief unter dem liberalen Banner der Gerechtigkeit. Sie hat zur Inklusion geführt, doch hat sie auch Groll und Wut gesät gegen die farbigen 'Empfänger' der Privilegien. Von diesem Groll muss man heute ausgehen, um die Beschaffenheit des neuen Rassismus zu begreifen, der auch eine Reaktion ist: der gesellschaftlich ausgegrenzten, nicht wohlhabenden Weißen gegen die noch weiter ausgegrenzten und noch ärmeren Schwarzen. Arm gegen Arm, doch im Namen der Rasse, nie im Namen der Klasse.“
Nadia Urbinati
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SABAH (TR)

Aufstand der Privilegierten

Sabah spottet über die Demonstrationen der Rechtsextremen:
„Die Teile der US-Gesellschaft, die - noch - die Mehrheit stellen, machen einen Aufstand. Wogegen begehren sie auf? Kurz gefasst dagegen, dass sie keine selbstherrliche Überlegenheit mehr besitzen wie früher. Werden ihnen im Restaurant, beim Busfahren, in der Ausbildung oder bei Wahlen ihre Rechte beschnitten wie einst den Schwarzen? Oder werden sie vielleicht willkürlichen Schusswaffen-Angriffen durch die Polizei ausgesetzt, wie das in Amerika noch immer mit allen geschieht, die nicht weiß sind? Oder wird ihnen etwa ihr Grundbesitz gewaltsam weggenommen und sie werden zwangsumgesiedelt? Werden sie nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, weil sie weiß sind? Ironie beiseite, es ist wie in der berühmten Redewendung: Für den Privilegierten ist Gleichheit eine Grausamkeit.“
Hilâl Kaplan
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