Mittwoch, 25. April 2018

Armenien: Warum mischte sich Moskau nicht ein?


Nach tagelangen Demonstrationen ist in Armenien Machthaber Sersch Sargsjan zurückgetreten. Er hatte sich nach zehn Jahren als Präsident das Amt des Premiers und noch mehr Vollmachten gesichert, nahm aber schon nach einer Woche den Hut. Kommentatoren fragen sich, warum Moskau seinen Verbündeten Sargsjan nicht unterstützt hat.
UNIAN (UA)

Abwarten und dann wieder Kontrolle übernehmen

Die Entwicklungen in Armenien müssen Russland nicht besonders beunruhigen, meint Politologe Maksym Rosumnyj auf dem Onlineportal Unian:
„Der Rücktritt Sargsjans kam für Russland höchstwahrscheinlich unerwartet. Weil die Situation bislang schwer verständlich ist und die nächsten Entwicklungen schwer zu prognostizieren sind, wartet Moskau ab. Es sieht im gegenwärtigen Moment seinen Einfluss auf Armenien nicht gefährdet und glaubt nicht, dass das Land infolge dieser Ereignisse stärker und unabhängiger werden wird. Eher im Gegenteil rechnet Moskau damit, dass die innenpolitische Krise Armenien schwächt und die Möglichkeiten für eine Kontrolle dieses Landes daher bestehen bleiben.“
Maksym Rosumnyj
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RADIO KOMMERSANT FM (RU)

Russland will sich nicht die Finger verbrennen

Einen anderen Grund für Moskaus Zurückhaltung erkennt Radio Kommersant FM:
„Wir leben eben in einer neuen Realität, in der schon die kleinste Andeutung einer Einmischung Russlands - vor allem auf dem Gebiet der Ex-UdSSR - vom Westen als weitere bösartige Attacke auf die ewigen Werte der Demokratie ausgelegt werden kann. Und darauf folgen, wie bekannt, sofort Sanktionen. In so einer Lage ärgert man die Partner besser nicht. Wahrscheinlich wollte sich Moskau auch gar nicht einmischen. Selbst die für den Hausgebrauch gedachte Rhetorik der besonders eifrigen Vorkämpfer gegen die 'Farbrevolutionen' hätte Aufmerksamkeit erregen und die Basis für Anschuldigungen liefern können. Und Probleme gibt es schon genug.“
Dmitri Drise
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24.HU (HU)

Knospende Freundschaft mit Ankara nicht gefährden

Dass Russland sich in Armenien zurückhält, um die Türkei nicht zu verärgern, glaubt 24.hu:
„Spannungen zwischen Armenien und der Türkei könnten das Syrien-Abkommen gefährden, das Russland gemeinsam mit der Türkei und dem Iran erzwingen will. ... Anfang April gab es ein demonstratives Treffen von Putin, Erdoğan und Rohani in Ankara. Die russisch-türkischen Beziehungen waren vielleicht seit Jahrhunderten nicht so eng wie jetzt. Seit dem Putsch gegen Erdoğan 2016 werden sie immer besser. Diese knospende russisch-türkische Freundschaft ist wichtig für Moskau, weil man so den nach den USA stärksten Nato-Mitgliedstaat umarmt. Ein armenisch-türkischer Konflikt könnte all das zunichtemachen. ... Darum will der Kreml in Armenien Ruhe haben.“
Iván Miklós Szegö
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Offenbar passt es für viele nicht ins Bild, wenn sich Russland irgendwo nicht einmischt.

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