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Katalanen streben nach Unabhängigkeit, in Norditalien verlangen die Menschen mehr Autonomie und in Schottland fordern viele die Abspaltung von Großbritannien: Regionale Nationalismen erleben eine Renaissance. Kommentatoren beleuchten die Gemeinsamkeiten dieser Konflikte.
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Ohnmacht flüchtet sich in regionales Streben
Den norditalienischen Referenden und dem katalonischen Unabhängigkeitsstreben liegt ein gespaltenes Verhältnis zu Europa zugrunde, findet der Politikwissenschaftler Marc Lazar in La Repubblica:
„Die Regionalismen bekunden ein demokratisches Unbehagen. Sie machen sich das allgemeine Misstrauen den Politikern gegenüber zunutze, das Gefühl der Ohnmacht, das die nationale Politik vermittelt, den Eindruck, dass Europa weit entfernt sei. Sie greifen folglich den Wunsch der Bürger auf, eine Entscheidungsinstanz zu finden, die ihnen näher steht. Alle diese Bewegungen haben ein gespaltenes Verhältnis zu Europa. Einerseits erklären sie sich im Namen der offenen Wirtschaft als Europäer. ... Andererseits erliegen sie der Versuchung, sich in ihre lokalen Realitäten und Besonderheiten zurückzuziehen.“
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Aufstand der Reichen
Kataloniens Unabhängigkeitsbewegung weist Gemeinsamkeiten mit dem Aufstand der Bulgaren gegen die Osmanen am Ende des 19. Jahrhunderts auf, findet der Kolumnist Bojko Lambowski in Sega:
„Was befeuert den Separatismus? Ist es Sklaverei, Ungerechtigkeit und das Ausrauben der lokalen Bevölkerung durch die Staatsmacht? Oder ist es der 'Egoismus der Reichen', die alles, was sie erwirtschaftet haben, für sich behalten wollen, anstatt es mit den ärmeren oder 'fauleren' Regionen zu teilen? ... Laut dem Historiker Nikolaj Gentschew war der Grund für den Bulgarischen Aprilaufstand 1876 nicht die Repression der bulgarischen Bevölkerung durch die Osmanen, sondern das gestiegene Selbstbewusstsein der Bulgaren. Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die Orte Kopriwschtiza, Batak und Panagjurischte, die bereits eine stärkere Wirtschaft, Kultur und Bildung hatten, am lautesten nach Unabhängigkeit verlangten.“
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Wirtschaftliche Zentren nicht vernachlässigen
Die Fälle Lombardei und Venetien sowie Katalonien zeigen, dass aufstrebende urbane Zentren sich von der Politik zunehmend vernachlässigt fühlen, warnt Financial Times:
„Alles deutet darauf hin, dass große Städte immer mehr Selbstverwaltungsrechte fordern, weil sich die Beziehung mit dem jeweiligen Rest des Landes zunehmend verschlechtert. Dieser Rest des Landes braucht die Städte zwar, doch gleichzeitig stört er sich an deren Aufstieg. Wenn Konservative den Nationalstaat wirklich wertschätzen, dürfen sie nicht zu einer einseitigen Lobby für die unzufriedensten Provinzen werden. Das ist eine Art Missbrauch, so kann ein Staat nicht funktionieren. Die langfristig größte Bedrohung für die nationale Einheit kommt von produktiven, nach außen gerichteten Regionen, die auf ihre innerstaatlichen Nachzügler blicken und sich wie an einen Leichnam gefesselt fühlen.“
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Regional-Patriotismus ist Europas Zukunft
Von Barcelona aus könnte eine Welle von Autonomiebewegungen gestartet werden, die ganz Europa erfasst, freut sich der Kolumnist Jakob Augstein in Spiegel Online:
„Es könnte sein, dass in Spanien ein Prozess beginnt, der eines Tages den ganzen Kontinent erfasst: das Ende des Nationalstaats, die Renaissance der Region, die Geburt eines neuen Europas. Und wenn es so wäre: Gut so! Die Nationen sollen leben - aber die Nationalstaaten sterben. Wir brauchen sie nicht mehr. ... Denn die Wahrheit ist: Der Nationalstaat war einmal modern, inzwischen ist er ein alter Hut. Es gibt kaum eine wichtige Frage, die sich heute noch in nationalen Grenzen klären lässt. Souveränität ist für die weitaus meisten Staaten eine Illusion, für die europäischen ohnehin.“
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Warum liegt Separatismus im Trend? |
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