Offenkundig ist das Folgende:
Der Schulz-Zug ging ab, weil in der SPD die Hoffnung auf einen Politikwechsel entstand. Als deutlich wurde, dass der nicht zustande kommen würde, verlor die Kampagne jeden Schwung.
Weshalb die Hoffnung auf einen Politikwechsel verschwand, das wird unterschiedlich beurteilt werden. Mein Eindruck ist: Die SPD-Führung hat wie 2013 sträflich vernachlässigt, eine Kooperation mit der Linken als eine denkbare Option offen zu halten, so dass den Wählern, die mit dem "Weiter so!" unzufrieden waren, keine Option außer AfD und Linke übrig blieb. Da sind sie der Wahl fern geblieben.
Wenn wieder wie 2013 nur eine Alibi-Diskussion stattfindet, da die Parteispitze nicht bereit ist, von ihrem vorgeplanten Kurs (Große Koalition) abzugehen, obwohl die Mehrheit der Diskutierenden (nach meiner privaten Beobachtung etwa 90%) dagegen sprach, dann kann wahr werden, was Schulz nach der Wahl formuliert hat: "Es geht in den nächsten vier Jahren um nicht weniger als um die Existenz der deutschen, ja der europäischen Sozialdemokratie."
Dabei ist mir um die britische Sozialdemokratie nicht bange. (Wer Labour nicht dazu zählen will, mag es anders sehen.) Sozialer und demokratischer als die SPD hat sie jedenfalls in den letzten Jahren agiert. Aber allein auf sich gestellt kann sie die europäische Sozialdemokratie in der Tat nicht retten.
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