Mittwoch, 3. Dezember 2025

euro|topics: Ukraine-Krieg: Entscheidende Woche für Friedensplan?

Die Pendeldiplomatie zur Beendigung des russischen Krieges gegen die Ukraine nimmt an Fahrt auf: Am Wochenende trafen sich Vertreter der USA und der Ukraine in Florida, um über Änderungen an Präsident Donald Trumps Friedensplan zu beraten. Am heutigen Dienstag will US-Unterhändler Steve Witkoff mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau verhandeln. Kommentatoren diskutieren, in welche Richtung es nun gehen könnte.

La Tribune de Genève (CH)

Balanceakt zwischen Paris und Florida

Selenskyjs letzte Hoffnung bleibt US-Außenminister Rubio, betont La Tribune de Genève:

„Die Ukraine hat verstanden, dass sie, wenn sie in diesem Friedensentwurf Gehör finden will, mit Marco Rubio sprechen muss. ... Wird er es schaffen, die Ungeduld seines Chefs zu zügeln? ... Ihm klar zu machen, dass der Besuch von Selenskyj am Montag in Paris keineswegs ein Hindernis für die Unterzeichnung eines Abkommens darstellt, sondern ihm im Gegenteil ermöglichen kann, sich von den russischen Verlautbarungen zu emanzipieren und Europa an den Verhandlungstisch zurückzuholen? ... Militärisch geschwächt und durch Korruptionsskandale unter Druck bleibt Selenskyj nichts anderes übrig, als auf den Mann aus Florida zu setzen – und Donald Trump bis zum Überdruss zu danken.“

Virginie Lenk
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France Inter (FR)

Ein Zeichen für Europas Rückhalt

Das Treffen von Selenskyj und Macron in Paris sendet ein wichtiges Signal der Unterstützung, urteilt Kolumnist Pierre Haski in France Inter:

„Wolodymyr Selenskyj muss an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, etwa um seine Legitimität. Diese wird ihm nicht von Macron, Putin oder Trump verliehen, sondern von den Ukrainern selbst. Der Gesellschaftsvertrag zwischen Selenskyj und seinen Mitbürgern wurde am 24. Februar 2022 geschlossen. ... Die Europäer waren geschickt genug, sich wieder einzuschalten. ... Sie haben mit Marco Rubio einen Plan ausgehandelt, der weniger Putins Träumen entspricht. ... Das Mittagessen im Élysée-Palast soll zeigen, dass Europa die Ukraine trotz der Schwierigkeiten nicht im Stich lässt.“

Pierre Haski
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Sábado (PT)

Nicht ständig den USA hinterherlaufen

Europa muss einen eigenen Friedensplan vorlegen, fordert der politische Analyst und Europaexperte Ricardo Borges de Castro in Sábado:

„Die Idee, dass die Unterstützung für Kyjiw so lange wie nötig fortgesetzt wird, ist wichtig. Aber zwischen den Zeilen vermeidet man es, einzugestehen, dass dieser Krieg schon viel zu lange dauert und dass die Ukraine nur mit massiver militärischer und finanzieller Unterstützung in der Lage sein wird, die russische Aggression abzuwehren. ... Andererseits muss Europa einen eigenen Plan für einen dauerhaften Frieden vorlegen, um nicht immer nur den Amerikanern hinterherzulaufen oder auf die Finten Moskaus zu reagieren, die darauf abzielen, einen gerechten Frieden zu verhindern und die Verbündeten zu spalten.“

Ricardo Borges de Castro
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La Repubblica (IT)

Die große Ungewissheit

La Repubblica findet zurzeit keine Orientierung:

„Die theatralische Umarmung mit Selenskyj im Élysée-Palast ist eine Botschaft für die ganze Welt. ... Frankreich und die Koalition der Willigen werden im Hinblick auf ihre Unterstützung Kyjiws und des immer schwächer werdenden [ukrainischen] Präsidenten keinen Millimeter weichen. ... Symbole zählen mehr als die Zweifel und der sich ständig ändernde Inhalt dieses vertrackten Verhandlungsgeflechts, das in jeder Runde neu geknüpft und wieder aufgelöst wird. ... Gestern waren Kyjiw und die Willigen am Zug, heute sind Moskau und die Amerikaner an der Reihe: Trumps Unterhändler Steve Witkoff ist im Kreml eingetroffen, und niemand weiß, wie er Putin überzeugen will, die Raketen- und Drohnenangriffe zu stoppen.“

Paolo Brera
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Echo (RU)

Beidseitige Erschöpfung wird wohl Konflikt beenden

Ein Waffenstillstand wäre bloß eine Atempause, warnt Exil-Politiker Dmitri Gudkow in einem von Echo übernommene Telegram-Post:

„Selbst wenn morgen jemand etwas unterschreibt, wird der Krieg nicht mit einem 'Ergebnis' enden, denn unter den gegebenen Umständen kann es kein Ergebnis geben. Er kann nur vorübergehend abflauen – und dann wieder an Fahrt gewinnen. ... Und das so oft wie gewünscht. Oder er wird langsam auslaufen wie eine alte Dampfmaschine, der die Kohle ausgeht, deren Kessel aber noch warm ist. An der Front ändert sich nichts, während Gesellschaft und Wirtschaft nach und nach in tiefer Erstarrung versinken. ... So war es im Ersten Weltkrieg – einem Krieg, der weniger durch die Niederlage einer Seite auf dem Schlachtfeld endete als vielmehr durch allgemeine Erschöpfung.“

Dmitri Gudkow
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El País (ES)

Ungerechter Frieden oder gerechter Krieg?

Der Politologe und El País-Kolumnist Víctor Lapuente fragt:

„Wenn Sie ein ukrainischer Vater mit Töchtern in einer bombardierten Stadt wären, oder eine russische Mutter mit Söhnen an der Front: Würden Sie einen ungerechten Frieden oder einen gerechten Krieg wählen? … Würden Sie lieber ein paar Tränen vor einer beschnittenen Landkarte vergießen oder täglich am Grab Ihres geliebten Kindes weinen? ... Der Versuch der Trump-Regierung, den Krieg in der Ukraine zu beenden, hat tausend Probleme, angefangen von Trumps Unberechenbarkeit bis hin zu übermäßigen Zugeständnissen an Russland. ... Doch unter dem europäischen Druck könnte dies für die Ukraine ein bedeutender Sieg sein. ... Sie wird Gebiete verlieren, aber die Freiheit gewinnen, sich Europa anzunähern und zu prosperieren.“

Víctor Lapuente Giné
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