Samstag, 12. März 2022

euro|topics: Kriegsfolgen für die Weltwirtschaft

 Gegenseitige Sanktionen und Exportstopps koppeln Russland zunehmend vom Weltmarkt ab. Die Ukraine fällt als einer der Hauptlieferanten für Getreide aus. In der Folge wird ein weiterer Preisanstieg für Strom, Benzin, Grundnahrungsmittel und weitere Produkte befürchtet. Europas Presse richtet einen sorgenvollen Blick in die wirtschaftliche Zukunft.

POLITYKA (PL)

Brotpreise werden zu Unruhen führen

Die steigenden Getreidepreise machen Polityka Sorgen:

„Die oft als 'Kornkammer Europas' bezeichnete Ukraine kann zumindest vorläufig keinen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lage auf dem Weltmarkt für Nahrungsmittel leisten. Die Ukraine hatte im letzten Jahr sogar die USA bei den Getreideexporten überholt, und stieg damit nach Russland und Australien zum drittgrößten Lieferanten auf. ... Steigende Brotpreise könnten auch in anderen Ländern leicht zu gewaltsamen Protesten der Bevölkerung führen. ... Eine solche gesellschaftliche Unzufriedenheit wurde in den letzten Tagen bereits in Marokko festgestellt. In Tunesien, das schon vor der russischen Invasion in die Ukraine große Schwierigkeiten hatte, importiertes Getreide zu bezahlen, wird die Lage von Tag zu Tag schwieriger.“

Anna T. Kowalewska
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FRANKFURTER RUNDSCHAU (DE)

EZB ist entzaubert

Aufgrund der zu erwartenden Kriegsfolgen schließt die Europäische Zentralbank Zinserhöhungen nicht mehr aus. Ihr Handlungsspielraum ist aber eng, glaubt die Frankfurter Rundschau:

„Die hohe Inflation zwingt sie zur Straffung der Geldpolitik, extrem vorsichtig, denn stärkere Maßnahmen könnten die von den Kriegsfolgen bedrohte Konjunktur abwürgen. Geldpolitisch ist ohnehin wenig auszurichten gegen die steigenden Energiepreise als Haupt-Inflationstreiber. Die EZB hat erneut ein Zeitfenster verpasst und zu spät auf Inflationsbekämpfung gesetzt. Auch ist sie derzeit als Krisenmanagerin nicht sehr gefragt. Diese Tage bringen auch so etwas wie die Entzauberung der Zentralbank.“

Stefan Winter
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ÕHTULEHT (EE)

Zeit für eine große Steuerdebatte

Estland braucht jetzt eine stabile und langfristige Budget-Planung, mahnt Õhtuleht:

„Unter den Bedingungen des Ukraine-Krieges ist klar, dass weitere Preis-Schocks anstehen können. Wenn der Staat auf jeden Preissprung mit Senkung der Benzinabgabe oder Mehrwertsteuer reagiert, womit sollen dann die Ausgaben finanziert werden, die wegen des Kriegs und der Sanktionen stark ansteigen werden? Auch für die Aufstockung des Verteidigungsetats wird Geld nötig sein. Langfristig wird es also nicht helfen, einzelne Steuern anzupassen. Stattdessen wäre ein Jahr vor der Wahl genau der richtige Zeitpunkt, die Debatte über eine grundlegende Steuerreform in Estland zu beginnen.“

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THE INSIDER (RU)

Back in the USSR

The Insider sieht Russland in die Planwirtschaft zurückfallen:

„Wir haben uns nicht einfach nur eine harte ökonomische Krise eingehandelt, sondern den Zerfall des ganzen Wirtschaftsmodells. Die Zeit ist um 30 Jahre zurückgesprungen, wir erreichen wieder den Wendepunkt 1991, nur in Gegenrichtung. Und 1984 scheint auch nicht mehr weit. ... Aktien russischer Unternehmen können für kein Geld der Welt verkauft werden. Seit 27. Februar teilt die Zentralbank jeden Tag mit, dass am nächsten Tag der Handel am Aktienmarkt ausgesetzt bleibt. Faktisch heißt das, dass alle großen Privatkapitale auf Null gesetzt sind. Was wird jetzt aus deren Besitzern? Schlichte Hauptverwalter ihrer Firmen. Ihre Rolle wird sich nicht von der spätsowjetischer Direktoren unterscheiden.“

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