Montag, 24. Februar 2014

Sexuelle Vielfalt, Edathy und die Unschuldsvermutung

Einerseits ist man stolz darauf, Homosexualität als sexuelle Orientierung akzeptiert zu haben. Andererseits will man Pädophile dafür bestrafen, dass sie eine sexuelle Veranlagung haben könnten, auch wenn sie dadurch niemanden geschädigt* haben.
Wie geht das zusammen?

Freiheit ist begrenzt durch die Freiheit des anderen. Wenn wir den Mainstream entscheiden lassen wollen, welche sexuelle Orientierung zulässig ist, dann gibt es nicht nur den §175 bald wieder, sondern auch manche andere.

*"Sebastian Edathys Biographie ist [...] schwer beschädigt." Diese Aussage des Rechtsphilosophen Reinhard Merkel ist kaum zu bestreiten. Vielleicht ist Edathy schuldig; aber das rechtfertigt nicht, was ihm vor jedem Urteil angetan worden ist.*

In der Talkrunde bei Günter Jauch am 23.2.14 scheint die Mehrheit diesmal ungewöhnlich differenziert argumentiert zu haben. (sieh SPON, 24.2.14)

Dagegen ist nach meinem Verständnis in der Debatte über den baden-württembergischen Vorstoß in Richtung allgemeine Gleichstellung sexueller Vielfalt manches zu undifferenziert betrachtet worden:
Nicht jede sexuelle Orientierung darf einfach so "ausgelebt" werden; andererseits ist Pädophilie nach gegenwärtigem Kenntnisstand nicht eine Sucht wie Alkoholismus oder Internetsucht, die man mit den richtigen Methoden abtrainieren kann. (mehr dazu)

*Sebastian Edathy äußert Verständnis für seine Kritiker und schildert seine gegenwärtige Situation.

In "Schlimmer als jede Sucht" von Heike Faller in der ZEIT Nr.12, 13.3.14, S.3. heißt es über den anonymen Pädophilen "Jonas" und seine Therapieversuche: 
"Selbstmord war ihm lange als letzte Möglichkeit erschienen, den Kampf in seinem Innern zu beenden." 
Heike Faller: "Keiner sucht sich seine sexuelle Neigung aus, erklären seine Therapeuten, Verantwortung trägt man nur für das eigene Verhalten. [...] Nur wer erträgt, dass eine Eigenschaft, so unerträglich sie auch sein mag, wirklich zu ihm gehört, kann Verantwortung dafür übernehmen und damit umgehen."


In Klammern fügt Heike Faller an, was ich hier hervorheben möchte:
"Was womöglich auch für unsere Gesellschaft und ihren Umgang mit jenem verachteten Prozent von Männern mit pädophiler Orientierung gilt.“

Meine Position: Wir müssen es akzeptieren, dass es unter uns Pädophile gibt und dass sie gleiche Würde haben wie wir alle.

Wie kann es sein, dass jemand wegen des - begründeten - Verdachts, er habe eine von der Gesellschaft verachtete sexuelle Orientierung so angegriffen wird, dass er sich aus der Gesellschaft ausgestoßen fühlt?
Während man Uli Hoeneß seinen Respekt dafür ausdrückt, dass er ein - relatives mildes - Urteil akzeptiert hat und ihm ankündigt, dass er so bald als möglich wieder "in die Gesellschaft zurückkehren" kann, weil er ein "Recht auf Rehabilitierung" habe (G. di Lorenzo, ZEIT Nr.12), gilt das für Pädophile offenbar nicht, und das auch wenn ihnen keinerlei strafbares Verhalten nachgewiesen worden ist. 
Mehr noch: Es reicht schon der Verdacht auf Pädophilie, um den Antrag auf ein Parteiausschlussverfahren zu begründen. 


Ordnungsverfahren der SPD

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