Dienstag, 2. September 2025

Gegenseitige Kritik statt internationale Zusammenarbeit

SOZ: Schmiedet China einen Gegenpol zum Westen?

Beim Treffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) in Tianjin hat Gastgeber Xi Jinping zu mehr Einigkeit aufgerufen und ein umfassendes Kreditprogramm angekündigt. Zu den Teilnehmern gehören unter anderen Russlands Präsident Wladimir Putin, der anschließend zu einer Militärparade nach Peking weiterreist, und der indische Premier Narendra Modi, mit dem sich Xi am Sonntag auch zu bilateralen Gesprächen traf. Europas Presse analysiert.

Corriere della Sera (IT)

Der globale Süden lässt die Muskeln spielen

Peking präsentiert sich als zweiter globaler Machtpol, konstatiert Corriere della Sera:

„Die Anwesenheit von Modi, Putin und unter anderem des türkischen Präsidenten Erdoğan und des iranischen Präsidenten Peseschkian bot Xi die Möglichkeit, seine Idee einer Alternative zur westlichen Weltordnung wieder aufzugreifen. ... Beim Galadinner gestern Abend setzte der chinesische Präsident auf die Konvergenz der Interessen der Länder des 'globalen Südens' und argumentierte, dass die SOZ reif sei, 'große Verantwortung' zu übernehmen und 'Fortschritt und Stabilität für die menschliche Zivilisation' in 'einer neuen Art von internationalen Beziehungen' zu bringen“

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Guido Santevecchi
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24tv.ua (UA)

Pekings alternative Weltordnung

Xi Jinping entwirft eine Gegenwelt zum Westen, analysiert Publizist Witalij Portnykow in 24tv.ua:

„Der chinesische Staatschef demonstriert dem US-Präsidenten Donald Trump eine wahrhaft alternative Welt. Eine Welt, in der Sanktionen und Drohungen aus Washington keine Beachtung finden. Eine Welt, in der China – durch den Kauf von russischem oder iranischem Öl – zeigt, dass diese Länder westliche Sanktionen ignorieren können. Eine Welt, in der Waffen an ein Land geliefert werden, das seit Jahren Zivilisten in einem Nachbarstaat tötet. Dass heute faktisch zwei politische und wirtschaftliche Welten existieren, ist uns schon lange bewusst. Wir haben verstanden, dass westliche Sanktionen genau deshalb nicht so wirken können, wie es einst in Washington oder Brüssel erwartet wurde.“

Witalij Portnykow
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Handelsblatt (DE)

Bislang nur ein fragiles Mosaik

Noch sind die Konturen des Bündnisses schwer greifbar, schreibt das Handelsblatt:

„Es ist kein Militärbündnis, das man mit Sanktionen oder Abschreckung kontern könnte, sondern ein flexibles Geflecht von wirtschaftlichen Anreizen, politischen Loyalitäten und sicherheitspolitischen Deals. Doch genau darin liegen auch die Schwachstellen. Die Gegensätze zwischen Indien und China, das Misstrauen der zentralasiatischen Republiken gegenüber dem Kreml, der Streit zwischen Pakistan und Indien: All das kann der Westen nutzen, um die Bruchlinien im Bündnis offenzuhalten. Noch ist die SOZ kein monolithischer Block, sondern ein fragiles Mosaik.“

Martin Benninghoff
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Helsingin Sanomat (FI)

Keine Liebesbeziehung

Die Annäherung zwischen Indien und China ist von Pragmatismus geprägt, betont Helsingin Sanomat:

„Die Entspannung begann im Oktober 2024. Damals verständigten sich Xi und Modi auf Erleichterungen bei der Visaerteilung und im Handel. … Es ist keine Liebesbeziehung, sondern eine pragmatische Zwangsehe, in der man schamlos fremdgeht und es keine Garantie für Beständigkeit gibt. China ist nämlich ein strategischer Verbündeter des islamischen Staates Pakistans und Pakistan wiederum ist Indiens Erbfeind. Als die Atommächte Indien und Pakistan im Mai eine Woche lang einen kriegsähnlichen Konflikt austrugen, stand China zumindest im Hintergrund auf Pakistans Seite.“

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Visão (PT)

Im kleinen Kreis der Stalinisten

Zur Militärparade am Mittwoch, bei der China dem Sieg über Japan vor 80 Jahren gedenkt und an der neben Putin auch der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un teilnehmen soll, schreibt Visão:

„Xi ist der Wolf im Schafspelz. Er lächelt, winkt, aber er ist der neue Kaiser. Putin ist weiterhin der wankelmütige Kosake – clever, berechnend, aber mit immer leereren Taschen. Kim ist der gefährliche Angeber, der von Peking unterstützt wird. Drei Männer, drei Stalinisten. Oder besser gesagt, die Version von Stalin im jeweiligen Director's-Cut-Modus. ... Xi wird nicht aufmarschieren, um irgendjemanden zu ehren. Er wird seine Muskeln spielen lassen. Um Angst zu verbreiten. Bei den Gästen, in Washington, bei der Nato.“

Luís Delgado
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Jutarnji list (HR)

Ein geeinter Gegenpol

Jutarnji list fasst zusammen:

„Mit den angereisten Gästen und durch diplomatische Finessen und PR-Taktik will das chinesische Regime drei Botschaften senden: Erstens, dass die Herausforderer der jahrzehntelang vom Westen dominierten Weltordnung stabile Einigkeit vereint, da ihr Verhältnis auf Vertrauen und Dialog aufbaut – im Gegensatz zur aggressiven und einseitigen Dominanz des Westens gegenüber den 'kleineren' und 'schwächeren'. Zweitens symbolisieren die Teilnahmen von Putin und Kim Jong-un [an der Militärparade am Mittwoch in Peking] die tiefe politische und militärische Kohäsion von China, Russland und Nordkorea; eines Verteidigungsblockes, der sich mit gemeinsamen Kräften gegen die Dominanz der Nato stellt. Und drittens möchte Xi (das starke) China als führenden Stabilisator in einer fragmentierten und turbulenten Welt präsentieren.“

Tea Trubić Macan
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Neues Wehrdienstgesetz in Deutschland

Ein neues Wehrdienstgesetz soll der Bundeswehr jedes Jahr Zehntausende neue Rekruten einbringen. Der Gesetzesentwurf setzt zunächst auf Freiwilligkeit. Dazu soll an alle Männer und Frauen ab 18 Jahren ein Fragebogen versandt werden, in dem das Interesse am Dienst in der Bundeswehr abgefragt wird. Kommentatoren in Europa sehen die Bundesrepublik auf dem richtigen Weg.

Český rozhlas (CZ)

Paradigmenwechsel in Berlin

Bundeskanzler Friedrich Merz macht damit eine Entscheidung seiner langjährigen Vorgängerin Angela Merkel rückgängig, beobachtet Český rozhlas:

„In Merkels Ära wurde die Wehrpflicht vorübergehend ausgesetzt. Das Hauptargument damals war, dass eine vollprofessionelle Armee dem Zeitgeist besser entspräche und die Wehrpflicht als übermäßiger Eingriff in die persönlichen Rechte angesehen wurde. In gewisser Weise war sie Ausdruck einer Anspruchsmentalität, die Rechte über Pflichten stellte. Das Bewusstsein, dass zur Verteidigung der Freiheiten Gewalt erforderlich sei, begann schnell zu verschwinden. Der russische Einmarsch in die Ukraine änderte dies. Vielleicht etwas spät, aber besser jetzt als nie.“

Robert Schuster
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ABC (ES)

Unser beschauliches Leben braucht Schutz

Spanien sollte sich an Deutschland ein Beispiel nehmen, fordert ABC:

„Deutschland hat Europa mit seiner offenkundigsten Realität konfrontiert: Russland ist eine ständige Bedrohung. ... Wir Europäer glauben, dass Frieden, Demokratie und soziales Wohlergehen untrennbar sind und dass uns Vater Staat vor jeder Gefahr für unser beschauliches Leben schützen wird. Russland hat uns auf brutale Weise aus dieser Selbstzufriedenheit gerissen und uns mit etwas Lebenswichtigem konfrontiert: der Verteidigung der Freiheit. ... Das Klima in Europa zeigt eindeutig, dass wir militärische Schlagkraft brauchen, um Putin von weiteren Aggressionen abzuhalten. Spanien muss in dieser neuen Ära seine Verantwortung übernehmen.“

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Frankfurter Rundschau (DE)

Zu mehr ist das Land nicht bereit

Bei der Freiwilligkeit sollte es auch bleiben, findet die Frankfurter Rundschau:

„Ein freiwilliger Wehrdienst ist ... ein Kompromiss, der umsetzbar ist, aber nicht alle Wünsche erfüllt – etwa der Bundeswehr. Aber zu einem anderen Weg ist das Land entweder nicht in der Lage oder nicht bereit. Und bei all dem geht es auch nicht darum, kriegstüchtig zu werden. Schon als es die Wehrpflicht noch gab, war etwa das wiedervereinigte Deutschland zur Verteidigung gerüstet und die Gesellschaft mehrheitlich auch nicht zu mehr bereit, wie beispielsweise die hohe Zahl der Verweigerer verdeutlichte. Daran hat sich auch über die Jahrzehnte nichts geändert. Und daran wird auch weder ein Wehrdienst noch eine mögliche Wehrpflicht etwas ändern.“

Andreas Schwarzkopf
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Neues Wehrdienstgesetz in Deutschland
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KI in der Schule: Chance oder Gefahr?

In vielen europäischen Ländern beginnt am 1. September nach den Sommerferien der Unterricht wieder. Doch die Schule ist nicht Jahr für Jahr die gleiche: Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz tangiert unweigerlich auch Schüler und Lehrer. Kommentatoren erörtern, welchen Schaden oder Nutzen KI im Unterrichtsprozess mit sich bringt und welche Aufgaben sich nun den Pädagogen stellen.

Les Echos (FR)

Es braucht Post-KI-Bildung

Nicht nur der Unterrichtsprozess, auch die Bildungsziele müssen auf den Umgang mit KI eingestellt werden, urteilt Boris Walbaum, Gründer der privaten Hochschule Forward College, in Les Echos:

„Laut Dario Amodei, CEO [des KI-Start-ups] Anthropic, könnte in den nächsten fünf Jahren die Hälfte der Stellen für qualifizierte Berufseinsteiger wegfallen. ... Unser Bildungssystem ist darauf nicht vorbereitet. Das Risiko einer Massenarbeitslosigkeit unter jungen Absolventen ist mittelfristig real. ... Um sie auf eine unsichere, sich ständig wandelnde Welt vorzubereiten, reicht es nicht aus, die Bildung nur an 'neue Berufe' anzupassen, die selbst nur von kurzer Dauer sind. Es muss eine Post-KI-Bildung entwickelt werden, die den Lernenden die Mittel an die Hand gibt, um mit der Unsicherheit und Beschleunigung umzugehen, die die kommenden Jahrzehnte prägen werden.“

Boris Walbaum
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Sega (BG)

Falscher Freund für Denkfaule

Wie sich der Vormarsch der KI auf Bulgariens Schulsystem auswirken wird, beschäftigt Sega:

„Die Künstliche Intelligenz hat bereits Einzug in die Schulen gehalten und beginnt, die Art und Weise zu verändern, wie Schüler lernen und Lehrer unterrichten. ... Inwieweit ist das bulgarische Bildungssystem bereit, diese Transformation anzunehmen und zu steuern? Werden die Schüler zu Konsumenten fremder Ideen oder werden sie lernen, die neuen Technologien kreativ zu nutzen? ... Was KI aus den Schülern macht, hängt davon ab, ob wir ihnen beibringen, sie richtig zu nutzen. Sie kann je nach Art der Nutzung zum Freund oder Feind werden. ... Sie kann jedoch auch zu faulen Gehirnen und Verdummung führen.“

Silvia Georgiewa
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Telex (HU)

Komplexen pädagogischen Aufgaben nicht gewachsen

KI stößt bei der Lernhilfe an Grenzen, warnt der Pädagoge Gergely Nádori in Telex:

„Die Reproduktion von Kenntnissen, Aufgaben, für die es nur eine einzige Lösung gibt, einfache Zusammenfassungen und Leseverstehen sind Dinge, die KI machen kann, aber komplexere Dinge, bei denen sie nicht gut abschneidet, wie Zusammenarbeit, Kreativität oder Problemlösung, kann sie nicht gut unterrichten. ... In bestimmten Bereichen können KI-Tutoren natürlich Hilfe leisten, sie können beim Einüben bestimmter Prozesse und beim reproduktiven Lernen nützlich sein, aber dies ist höchstens ein Baustein, auf dem man höhere Fähigkeiten aufbauen kann.“

Gergely Nádori
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Rumänien: Rassistischer Angriff auf Pizza-Bote

Ein rassistischer Angriff auf einen Pizza-Lieferanten aus Bangladesch hat in Rumänien eine Debatte entfacht. Der Angreifer filmte sich in Bukarest dabei, wie er den Kurier ins Gesicht schlug und forderte, er solle dahin zurückgehen, wo er hergekommen sei. Wenige Tage vor dem Angriff hatte der Vizechef der extrem rechten AUR-Partei, Dan Tănasă, in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, Lieferungen von ausländischen Arbeitskräften abzulehnen.

Adevărul (RO)

Anstachelung zu Gewalt strenger verfolgen

Wer Hass schürt, kommt in Rumänien ungestraft davon, beklagt Adevărul:

„Extremismus, feindselige Einstellungen, öffentliche verbale Manipulationen, die auch im Parlament von einzelnen Politikern geschürt werden, führen längst zu Konsequenzen! Aus Worten sind Taten geworden, aus Anstachelung ist Gewalt von rumänischen Bürgern gegenüber ausländischen Arbeitnehmern geworden, die nichts getan haben! Das Schlimmste ist, dass die Anstifter, die öffentlichen Manipulatoren, ganz gleich, ob sie aus der Politik oder anderen Bereichen kommen, ungestraft davonkommen und nicht von den Behörden zur Rechenschaft gezogen werden!“

Paul Stan
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republica.ro (RO)

Wir sind nicht besser als die anderen

Auf republica.ro erinnert der Psychologe Petruț Rizea an die Erfahrung der vielen Rumänen, die selbst ausgewandert sind:

„Wir haben vergessen, dass Millionen unserer Landsleute zum Arbeiten nach Italien, Spanien, Deutschland gegangen sind und dort als die 'Ausländer' behandelt wurden. Wir wissen, wie sehr Verachtung schmerzt, doch wir geben sie selbst weiter. Es ist schmerzhaft und beschämend zugleich: Wir hatten die Chance, besser zu sein, aber wir haben sie nicht genutzt. Wir haben Schulen, aber keine Bildung; wir haben Freiheit, aber keine Vernunft; wir haben Internet, aber kein Urteilsvermögen. So dass ein Politiker, wenn er Hass verkauft, auch Käufer findet.“

Petruț Rizea
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Ausländerfeindlichkeit ist internationale Mode geworden, Rüstung statt Abrüstung. Die "Zeitenwende"
hat ihre Folgen.
Während KIs früher eher halluzinierten, als Unwissenheit aufgrund unzureichende Aktualisierung zuzugebn, kaschieren sie jetzt mangelnde Kenntnisse eher durch Rechercheangebote. Die Bearbeitung komplexere Ftagen bieten sie so nicht.

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