Der Siegeszug des weltweiten Computers schafft keine neuen Job-Kategorien – netto stehen wir vor einem Arbeitsplatzverlust. Unternehmen, ob sie Banken oder Google sind, können online eine massive Zahl von Kunden mit einigen wenigen Mitarbeitern bedienen. Das sollte uns ernsthafte Sorgen machen, denn diese Form der Rationalisierung wird die Mittelschicht noch weiter aushöhlen. Die wenigen Fachleute, die diese globalen Systeme aufbauen und betreiben, werden unglaublich reich, aber sie schaffen nur wenige Arbeitsplätze, um den neuen Wohlstand in die Gesellschaft zu tragen. Je billiger es wird, ins Netz zu gehen, um so mehr wird sich dieser Trend beschleunigen. Damit stehen wir vor einem großen ökonomischen Rätsel: Wo sollen die Jobs der Zukunft herkommen? [...]
Ich sehe diesem neuen System mit einer großen Portion Furcht entgegen. Wir neigen dazu, jede technische Revolution als Fortschritt zu sehen: bequemer, billiger, schneller. Was wir aus den Augen verlieren, ist der Verlust an Lebensqualität. Je mehr wir unsere Daten und unser Leben online verlagern, desto mehr verlieren wir unser Gespür für wirklichen Kontakt mit anderen Menschen und der Natur. Wir riskieren, unseren persönlichen Handlungsfreiraum einzubüßen, denn wir programmieren nicht nur dieses weltweite Netz – am Ende programmiert das Netz uns! (Interview mit Steffan Heuer, 23.04.2008)
Nicholas Carr, ehemaliger geschäftsführender Redakteur der Harvard Business Review, ist einer der bekanntesten Technologie-Kritiker der USA. Sein Blog: http://www.roughtype.com/
Sein Buch: The Big Switch. Rewiring the World, from Edison to Google . W.W. Norton & Company, New York 2008.
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