Montag, 31. Juli 2023

Arbeitsmarktbarometer FRAX fällt auf tiefsten Stand seit fünf Jahren.

"Die Folgen der Inflation sind voll auf dem Arbeitsmarkt angekommen. Im ersten Quartal 2023 fiel der Kurs des FR-Arbeitsmarktindex FRAX auf 107,2 Punkte. Damit liegt der Index so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr, wie die jüngste Aktualisierung des Barometers zeigt, das das Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR für die Frankfurter Rundschau berechnet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal brach der Index um 1,1 Punkte ein."

 Schlechte Laune auf dem Jobmarkt  FR 30.7.23

„Wir schaffen uns in der Natur mehr Probleme als Lösungen“

In der westlichen Moderne setzte sich seit der Aufklärung die Vorstellung vom Menschen als Beherrscher der Natur durch. Und das bedeutet auch, dass man sich distanziert von der Natur, auf sie von außen blickt und sie ausbeutet. Aber wir brauchen ein neues Verhältnis des Menschen zur Natur, bei dem der Mensch sich als Teil der natürlichen Prozesse sieht und nicht als ein Außenstehender, der versucht, sie zu kontrollieren, und damit eigentlich mehr Probleme schafft als Lösungen. Die Krisen, die die anthropozäne Entwicklung zur Folge hatte, sind im Wesentlichen nicht beabsichtigte Nebenfolgen wissenschaftlich-technologischer und rationaler Entwicklungen. Insofern ist es nicht per se in menschlichen Gesellschaften angelegt, dass der Mensch nicht nachhaltig mit der Natur umgeht, sondern das hat mit einer ganz bestimmten Denkkultur und Realitätskonstruktion zu tun." (Bernd Scherer)

„Wir schaffen uns in der Natur mehr Probleme als Lösungen“ FR 31.7.23


Donnerstag, 27. Juli 2023

euro|topics: St. Petersburg: Russland lädt zum Afrika-Gipfel

 

St. Petersburg: Russland lädt zum Afrika-Gipfel

Am heutigen Donnerstag beginnt in St. Petersburg der zweitägige Russland-Afrika-Gipfel. Delegationen aus 49 Ländern sollen teilnehmen - darunter rund zwanzig Staats- und Regierungschefs, deutlich weniger als vor fünf Jahren beim ersten Gipfel dieser Art in Sotschi. Im Mittelpunkt der Beratungen dürfte diesmal das von Moskau nicht verlängerte Getreideabkommen mit der Ukraine stehen. Was hat Präsident Putin anzubieten?

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (DE)

Nichts Substanzielles zu bieten

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragt sich, was Russland den Afrikanern eigentlich präsentieren will:

„Destruktive Hilfe wie den 'Export' von Wagner-Söldnern samt umfangreichen Waffenlieferungen wie nach Mali hat Putin immer im Angebot. Aber nicht nur im Vergleich zum Westen, sondern vor allem im Vergleich zu China wirkt das, was Russland den Afrikanern in Aussicht stellt, ziemlich dünn. Und so wird die Veranstaltung in Sankt Petersburg innerhalb Russlands zwar sicher zum Propagandaerfolg, weil der Präsident sich auf einer internationalen Bühne präsentieren kann. Substanziell allerdings kann auch die schönste Inszenierung im Glanze von Palästen aus der Zarenzeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gastgeber ein Land auf absteigendem Ast repräsentiert.“

Peter Sturm
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ISWESTIJA (RU)

Als Handelspartner unbedeutend

Aktuell ist die wirtschaftliche Verflechtung Russlands mit Afrika geringfügig und überaus exportorientiert, konstatiert Wladimir Strojew, Rektor der Staatlichen Universität für Management, in Iswestija:

„Auf unser Land entfallen weniger als ein Prozent der ausländischen Direktinvestitionen in Afrika und zwei Prozent des dortigen gesamten internationalen Handels. Zudem ist der Handelsumsatz Russlands mit Afrika um ein Vielfaches geringer als jener der USA, Chinas oder der EU. Die Handelsbilanz ist extrem asymmetrisch: Russland exportiert vor allem Getreide (und in geringerem Maße Brennstoffe) in eine kleine Gruppe von Ländern - vor allem Algerien und Ägypten, aber auch Kenia, Nigeria, Sudan, Tansania und Südafrika. Und Russland importiert achtmal weniger Waren aus Afrika als es dorthin exportiert.“

Waldimir Strojew
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NOVINKY.CZ (CZ)

Putins Getreide-Heuchelei

Afrikanische Länder, die unter der Verknappung des Getreideangebots leiden, sind Opfer der russischen Politik, urteilt Novinky.cz:

„Dennoch hat der russische Präsident Wladimir Putin die Kühnheit, vor dem bevorstehenden Russland-Afrika-Gipfel zu sagen: 'Russland wird seine energischen Bemühungen fortsetzen, Afrika mit Getreide, Nahrungsmitteln, Düngemitteln und anderen Gütern zu versorgen.' Diese energischen Bemühungen Russlands zielen aber nicht auf eine Erneuerung des Abkommens über den Export von ukrainischem Getreide ab, was zu einem Sinken der Getreidepreise führen würde. Stattdessen greift Russland energisch die ukrainischen Häfen und Getreidelager an, sodass es nichts zum Exportieren gibt.“

Alex Švamberk
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LE FIGARO (FR)

Moskau erhöht die Abhängigkeit

Putin versucht seinen Einfluss durch Getreideversprechen aufrechtzuerhalten, beobachtet Le Figaro:

„Am Vortag des Gipfels erinnerte er daran, dass Moskau Afrika seit jeher in seinem 'Kampf für die Befreiung vom Kolonialjoch' unterstützt habe, ohne sich jemals in Regierungsfragen einzumischen. Und paradoxerweise hat er sich ein letztes Druckmittel verschafft, indem er die Abhängigkeit Afrikas von russischem Getreide betonte: Er versprach, den schwächsten Ländern mit Getreide- und Düngemittelspenden zu helfen. Die treuesten Partner werden zuerst bedient!“

Patrick Saint-Paul
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euro|topics: Aus Twitter wird X

 

Elon Musk ist seiner Vision einer "App für alles" einen Schritt näher. Der Name Twitter habe dazu nicht mehr gepasst und musste deshalb weichen, so die Begründung für die Umbenennung in X. Als Vorbild gilt die chinesische Super-App WeChat, über die nahezu das gesamte digitale Leben laufen kann. In den Kommentarspalten überwiegt jedoch die Skepsis.

DER STANDARD (AT)

Musks Zerstörungszug geht weiter

Nun macht der Tech-Milliardär dem Kurznachrichtendienst ganz den Garaus, meint Der Standard:

„Niemand verkörpert das Silicon-Valley-Mantra 'Move fast and break things' so wie Elon Musk. Allerdings nimmt er den zweiten Teil des Mottos allzu wörtlich. … Twitter war einmal die politisch relevanteste Social-Media-Plattform, 2009 schaffte es das Verb 'twittern' in den Duden, seit 2013 steht 'to tweet' im Oxford Dictionary. Die Marke Twitter hat sich einen Platz im Kulturlexikon gesichert. Musk hat sie in einer nicht einmal 24-stündigen Aktion zerstört. … 'Xen', als Verb für das Verfassen von Beiträgen auf der Plattform, wird es so schnell in kein Wörterbuch schaffen. Auch das ist Musk egal. Hauptsache, er hat etwas kaputtgeschlagen.“

Peter Zellinger
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DER SPIEGEL (DE)

Die nächste Hashtag-Bewegung kommt von rechts

Die Umbenennung ist Teil von Musks politischer Mission, meint der Kolumnist Sascha Lobo im Spiegel:

„Elon Musk möchte seinem politischen Lebenskampf – die Bekämpfung der Wokeness – das Krönchen aufsetzen und das Instrument vernichten, mit dem Wokeness groß wurde. ... [U]nd wenn dabei ein paar Rechte, Rechtsextreme und offensichtliche Frauenfeinde groß werden und Geld verdienen, scheint ihn das nicht nur nicht zu stören, sondern ziemlich gut in den eigenen, politischen Kram zu passen. ... Der gesellschaftliche Schaden entsteht schon jetzt: Die nächste Hashtag-Bewegung mit der potenziellen Wirkmacht von BlackLivesMatter oder MeToo wird entweder gar nicht erst groß – oder eine rechte Bewegung sein.“

Sascha Lobo
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THE INDEPENDENT (GB)

Wer wagt, gewinnt

Musk geht mit dem Rebranding ein großes Risiko ein, für das er aber belohnt werden könnte, meint The Independent:

„Beim Facebook-Mutterkonzern Meta, der kürzlich den Twitter-Konkurrenten Threads gestartet hat, herrscht wahrscheinlich große Freude. Denn in der Welt des Unternehmertums gibt es nichts Gefährlicheres, als den Firmennamen zu ändern. ... Elon Musk geht ein kolossales Risiko ein, aber das war schon immer sein Stil. Bekanntermaßen macht er nie formelle Unternehmenspläne. In den Lehrbüchern und Kursen an den Wirtschaftsunis würde ihm wohl dringend von diesem Schritt abgeraten werden. Aber Musk wäre nicht dahin gekommen, wo er heute ist, wenn er sich an Drehbücher gehalten hätte.“

Chris Blackhurst
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IRISH EXAMINER (IE)

Das wird den Abwärtstrend nicht umkehren

Die Probleme bei Twitter zeugen von einer größeren Krise der sozialen Medien, beobachtet Irish Examiner:

„Elon Musks jüngster Schritt riecht ein wenig nach Verzweiflung. Das Unternehmen setzt nun offenbar eher auf kalte und harte Funktionalität als auf den ihm bisher eigenen verspielten Charakter. Der Schritt spiegelt einen größeren weltweiten Trend weg von den sozialen Medien wider. Dass so viele dieser Plattformen stagnieren, ist symptomatisch für die zunehmende Starre in der Branche. Auch die Tatsache, dass sich die Menschen zunehmend mit 'echten' Themen wie dem Klimawandel beschäftigen, hat diese Plattformen geschwächt. Das Rebranding wird einen scheinbar unaufhaltsamen Abwärtstrend vermutlich nicht umkehren.“

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