Freitag, 9. September 2022

euro|topics: Energiekrise: Wem schaden die Sanktionen wirklich?

 

Russlands Präsident Putin hat die westlichen Sanktionen als gescheitert und als "Bedrohung für die ganze Welt" bezeichnet. Kurz zuvor hatte der Kreml die aktuelle Energiekrise zusätzlich befeuert, indem er die Gaslieferungen über Nord Stream 1 komplett gestoppt hatte, weil G7 und EU einen Preisdeckel auf russische Energieimporte planen. Kommentatoren warnen davor, der Moskauer Erzählung Glauben zu schenken.

DER STANDARD (AT)

Russland muss zum Frieden gezwungen werden

Die Sanktionen sind nur für Putin eine Bedrohung, betont Der Standard:

„Ohne Halbleiter aus dem Westen und aus Taiwan lassen sich moderne Raketen, Panzer oder Zieleinrichtungen nur schwer nachliefern. … Für die EU-Staaten und ihre Bürger gute Nachrichten: Geschwächte russische Kampfkraft bedeutet weniger Tote in der Ukraine. Das war und ist der Sinn der EU-Zwangsmaßnahmen. ... Auf Social Media verbreitet sich immer mehr die Mär, Europa führe Krieg gegen Russland. ... Nichts ist falscher als diese Verdrehung. Europa will keinen Krieg, nicht wirtschaftlich und schon gar nicht militärisch. Wir wollen Frieden. Putin könnte den Krieg sofort beenden. Aber er will nicht. Er muss dazu gezwungen werden.“

Thomas Mayer
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NEWS.BG (BG)

Zunehmend auf minderwertige Waffen angewiesen

Die russische Armee leidet stark unter dem Mangel an Elektrochips für ihre Waffensysteme, merkt News.bg an:

„Das größte Problem für die Russen ist nicht der Preis dieser Chips, sondern die Tatsache, dass ihre Hersteller meist US-amerikanische Unternehmen sind. ... Aus diesem Grund sieht sich Moskau zu zweierlei Maßnahmen gezwungen: Erstens muss es im Kampf immer mehr alte sowjetische Munition einsetzen, deren Eignung und Funktionsfähigkeit umstritten und riskant ist. Zweitens muss es Waffen und Munition aus anderen Ländern importieren - etwa Drohnen aus dem Iran und Artilleriegeschosse aus Nordkorea. Wie zuverlässig diese sind, ist jedoch fraglich.“

Martin Tabakow
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TAZ, DIE TAGESZEITUNG (DE)

Ungebrochener Größenwahn

Der russische Präsident reagiert wie ein trotziges Kind, schreibt die Moskau-Korrespondentin Inna Hartwich in der taz:

„Er droht, sucht erneut Schuldige, gibt den Gestärkten und bleibt doch nur ein Realitätsverweigerer. Dass Pipelines nicht von heute auf morgen umgeleitet werden können, dass auch 'neue Freunde' harte Verhandlungspartner sind, dass Reden von 'Eifersucht des Westens' und 'gebrochener Hegemonie der USA' keine Hochtechnologie-Produkte bringen und eingebrochene Branchenzweige wieder zum Leben erwecken, übergeht er. 'Wir verlieren nichts', sagt er fast schon beschwörend und zeigt: Kein Preis ist ihm in seinen Großmachtphantasien zu hoch.“

Inna Hartwich
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AFTONBLADET (SE)

Putin kann den Gaskrieg gewinnen

Aftonbladet befürchtet, dass in Europa der Rückhalt für die Sanktionen schwindet, und schaut unter anderem nach Italien:

„Genau wie Schweden steuert Italien auf Wahlen zu. Wenn die Meinungsumfragen stimmen, heißt die Gewinnerin am 25. September Giorgia Meloni. Wie ein Großteil der italienischen Rechten hat ihre Partei, die Brüder Italiens, sehr gute Beziehungen zu Moskau. Was eine rechte Regierung in Italien für die Einigungschancen der EU in der Ukraine-Politik bedeuten würde, ist unschwer nachzuvollziehen. 'Ein Kriegswinter', sagte [Premierministerin] Magdalena Andersson, als sie am vergangenen Samstag dem Energiemarkt die Garantien vorstellte. Die Frage ist, sind die Menschen in Europa dafür bereit?“

Michael Persson
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THE TIMES (GB)

Strategie wird sich auszahlen

The Times ruft dazu auf, über die aktuellen Schwierigkeiten hinwegzusehen:

„Sanktionen haben die Energieknappheit im Westen verschärft, was wiederum die Großhandelspreise in die Höhe getrieben hat, wovon Öl- und Gasexporteure profitieren. Aber das ist nur eine Übergangsphase, in der sich der Westen von russischen Lieferungen unabhängig machen muss. ... Westliche Haushalte leiden unter dem enormen Druck auf die Lebenshaltungskosten, aber die Abhängigkeit von russischer Energie zu reduzieren und letztlich zu beseitigen, ist gut für die Wirtschaft und die Weltordnungspolitik. Westliche Sanktionen sind eine langfristige Strategie, um der Ukraine zu helfen, und sie wirken.“

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