Dienstag, 10. November 2020

euro|topics: Wirksamer Impfstoff: Naht das Ende der Pandemie?


Der US-Pharmakonzern Pfizer und sein deutscher Partner Biontech haben am Montag erste Ergebnisse der letzten Testphase ihres Corona-Impfstoffs veröffentlicht. Demnach schützt dieser in 90 Prozent der Fälle und es gebe keine ernsthaften Sicherheitsbedenken. Damit steht der Stoff kurz vor der Zulassung. Kommentatoren drücken die Hoffnung aus, die diese Nachricht in ihnen weckt, warnen aber vor blinder Euphorie.

LES ECHOS (FR)

Nicht immer nur schwarzmalen

Les Echos sieht in der Ankündigung einen wichtigen Etappensieg:

„Es ist noch zu früh zum Feiern. Aber es ist nie zu spät für eine Rückkehr der Hoffnung. In einer von Pessimismus und Skepsis geplagten Welt, die Verschwörungstheoretikern aller Art, die an der Wissenschaft zweifeln, viel zu viel Aufmerksamkeit schenkt, schaffen Pfizers Ankündigungen mehr, als nur die Laune an den Weltbörsen zu heben. ... Die ermutigenden Ergebnisse dieses Anti-Covid-Medikaments sind auch eine Gelegenheit, uns daran zu erinnern, dass die Wissenschaft eine wirksame Waffe im Dienste der Menschheit ist. ... Wir sollten uns jetzt nicht in einen verblendeten Optimismus stürzen, aber anerkennen, dass auch nicht immer der schlimmstmögliche Fall eintreten muss.“

David Barroux
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HOSPODÁŘSKÉ NOVINY (CZ)

Doping für Börsen und Airlines

Während die Börsen nach den US-Präsidentschaftswahlen nach Gründen für Optimismus suchten, kam die positive Überraschung von unerwarteter Seite, heißt es in Hospodářské noviny:

„Völlig neu gemischt wurden die Karten durch die Nachricht vom Montag über den experimentellen Impfstoff gegen Corona mit mehr als 90-prozentiger Wirksamkeit. An den europäischen Börsen löste das Euphorie aus. Und Amerika zog nach. Der rasche Einsatz eines so wirksamen Impfschutzes könnte beispielsweise die Fluggesellschaften vor dem Todesstoß bewahren, ja der ganzen Wirtschaft würde eine Last genommen. Das ist letztendlich ein stärkerer Impuls als alle politischen Umwälzungen.“

Luděk Vainert
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DE MORGEN (BE)

Jetzt nicht blauäugig werden

Auch De Morgen zeigt sich erleichtert, warnt aber vor zu großem Optimismus:

„Vorsicht bleibt geboten. Die Ziellinie ist noch nicht in Sicht. Aber es ist kein Zufall, dass nicht nur Anleger, sondern auch andere Menschen weltweit so begeistert auf diese Nachricht reagieren. ... Endlich gibt es Hoffnung. ... Und an Hoffnung hat es uns in den vergangenen Monaten so gefehlt. Falsche Hoffnungen waren es allerdings auch, die Regierende in Belgien und dem Rest von Europa [im Sommer] in die Irre geführt haben. Im Kampf gegen das Coronavirus haben sie Hoffnung verwechselt mit Naivität, Selbstüberschätzung und Hochmut. Das hat uns eine zweite Infektionswelle eingebracht, die in mancherlei Hinsicht genauso schlimm oder sogar schlimmer ist als die erste.“

Bart Eeckhout
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FINANCIAL TIMES (GB)

Zahlreiche Hürden bleiben

Vor verfrühter Euphorie warnt Financial Times:

„Die globale Verteilung des Impfstoffes wird sich als komplexes Unterfangen erweisen, wenn die Hersteller nicht eine Lösung für das Problem finden, dass der Impfstoff derzeit bei minus 80 Grad Celsius gelagert werden muss. Es wird viel Geld brauchen, um sicherzustellen, dass die Schwellenländer über ausreichende Mengen dieses oder anderer Impfstoffe verfügen, um spätere Infektionswellen zu verhindern, die Tausende weitere Menschen töten und das Virus weiter verbreiten könnten. Eine Mutation, die ihren Ursprung in Nerzen hatte, ist ein weiterer Grund zur Sorge, dass die Natur die Wissenschaft noch überlisten könnte. ... Bis Präparate gegen das Virus weit verbreitet sind, gibt es keine Veranlassung, weniger vorsichtig zu sein.“

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