Samstag, 16. März 2019

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Klimaschutz: Nimmt die Jugend die Sache in die Hand?
Die Klimaschutz-Bewegung Fridays for Future steuert für den heutigen Freitag eine Rekordkundgebung an. In über 1000 Orten in fast 100 Ländern wollen junge Menschen auf die Straßen gehen, um die Politik zum Handeln gegen den Klimawandel zu drängen. Von Europas Kommentatoren kommen Lob und Ansporn – aber auch ein paar kritische Fragen.
LA STAMPA (IT)

Millennials rebellieren gegen Totschlagargumente

Die Jugend lässt sich nicht länger abspeisen, applaudiert Journalist Christian Rocca in La Stampa:
„Es ist nicht das erste Mal, dass sich junge Menschen gegen die Erderwärmung mobilisieren. Aber es ist das erste Mal, dass die Dringlichkeit der Situation von der öffentlichen Meinung wahrgenommen wird. Der Global Strike for Future der jungen Menschen gegen die Trägheit der Regierungen beim Klimawandel ist kein spontaner Protest, sondern die Folge des Bewusstseins einer neuen Generation. Sie ist sich der Risiken für die Menschheit bewusster als vorherige Generationen. Die neue Sensibilität der demonstrierenden Millennials besteht gerade darin, die traditionelle Argumentation in Frage zu stellen, wonach Träume nicht verwirklicht werden können und die nötige Finanzierung nicht gefunden werden kann. Denn mit diesem alten Argumentationsmuster wird die Dringlichkeit der Rettung des Planeten weiterhin unterschätzt.“
Christian Rocca
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PÚBLICO (PT)

Hoffnung statt Verbitterung

Público kritisiert die mangelnde Offenheit von Portugals Schulen gegenüber der Protestbewegung:
„Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben sich junge Menschen entschieden, ihre Komfortzone zu verlassen und auf die Straße zu gehen, um für einen Wandel in der Klimapolitik zu protestieren. Selten gab es in dieser Welt alter und verbitterter Politiker so viele gute Gründe, zu glauben, dass der Kampf fürs Gemeinwohl und unsere Zukunft noch nicht verloren ist. ... Was die junge schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in Gang gesetzt hat, ist eine verheißungsvolle Veränderung. Deswegen ist die Entfremdung, mit der die hiesige Schulgemeinschaft die Bewegung in Portugal wahrnimmt, nur schwer nachvollziehbar. ... Man hätte durchaus erwarten können, dass die Schulen als Hort funktionieren für eine offene Debatte darüber, was auf dem Spiel steht.“
Manuel Carvalho
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VEČER (SI)

Wohl unsere letzte Chance

Slowenische Jugendliche schließen sich am heutigen Freitag erstmals den Protesten an. Večer ist begeistert:
„Das Leugnen, der Egoismus und die Kurzsichtigkeit werden vielleicht durch die neuen Generationen besiegt. Und Greta Thunberg, das Mädchen mit den Zöpfen, hat zweifellos viel dazu beigetragen. Vielleicht ist die Begeisterung vieler, die ihr Treiben unterstützt haben, nicht aufrichtig. Doch ist es sicher richtig, dass dieser Kampf zuallererst in den Händen der Jugend liegt. Wobei es für eine Spaltung in Alt und Jung definitiv zu spät ist. ... Wir haben zu viel Zeit vergeudet und für konkretes Handeln bleibt kaum mehr Zeit. Wahrscheinlich ist das jetzt unsere letzte Chance.“
Andreja Kutin Lednik
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JYLLANDS-POSTEN (DK)

Nicht nur demonstrieren, sondern auch verzichten

Die Jugendlichen müssen Forderungen nicht zuletzt an ihre eigene Altersgruppe stellen, bemerkt Jyllands-Posten:
„Ein Lackmustest dafür, ob es den Jungen ernst ist, wäre die Frage, ob die Demonstrationen den gleichen Zulauf hätten, wenn sie am Wochenende stattfänden. Ein mindestens ebenso wichtiger Lackmustest ist, ob die Jugendlichen selbst bereit sind, den ersten Schritt zu tun. Der größte Zuwachs beim globalen Stromverbrauch kommt aus Datenzentren. Niemand ist im Internet so aktiv wie die Jungen, und es wäre interessant zu wissen, ob sie ihre Internetnutzung einschränken wollen. Und wären sie bereit, auf Kleidung verzichten, die aus Kunstfasern hergestellt wird, also fossilen Brennstoffen entstammt?“
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