Sonntag, 13. März 2016

EZB setzt den Zinssatz auf Null

Die EZB hat am Donnerstag erstmals in ihrer Geschichte den Leitzins auf null Prozent gesenkt. Außerdem weitet sie ihr Anleihekaufprogramm aus und verschärft den Strafzins, den Banken zahlen müssen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken. Kann das billige Geld Europas Wirtschaft wieder ankurbeln?
FINANCIAL TIMES (GB)

Zum Glück setzt sich Draghi durch

Gut, dass sich der EZB-Chef mit seinem unkonventionellen Ansatz gegen die Zauderer in der Zentralbank durchgesetzt hat, freut sich die wirtschaftsliberale Tageszeitung Financial Times über die Leitzinssenkung auf null Prozent:
„Die EZB hat richtigerweise erkannt, dass es einen Impuls braucht, dass der Bankensektor schwach ist und dass sie ihre Kraft darauf konzentrieren sollte, die Kreditgewährung sowie Investitionen in die Realwirtschaft zu unterstützen. ... Es ist nicht das erste Mal unter Draghis Führung, dass die EZB mit unkonventioneller Geldpolitik Neuland betritt, um gegen die schon lange anhaltende niedrige Inflation und das langsame Wachstum in der Eurozone vorzugehen. Wieder einmal hat sich Draghi gegen den internen, von Deutschland angeführten Widerstand durchgesetzt. Jetzt ist es an der Zeit, seine mutige Vorgehensweise wirken zu lassen.“
Zum Originalartikel



 
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (CH)

Geldpolitik der EZB ist kontraproduktiv

Die zusätzliche Lockerung der Geldpolitik durch die EZB wird die Probleme der Eurozone verschärfen, fürchtet die liberal-konservative Neue Zürcher Zeitung:
„Das viele frische Geld dürfte kaum in der Realwirtschaft ankommen, sondern vielmehr die Blasenbildung an den Finanzmärkten verstärken. Der wichtigste Transmissionsmechanismus für die Übertragung geldpolitischer Impulse, die Kreditvergabe der Banken, wird durch negative Zinsen zusehends blockiert. So können die Banken die Negativzinsen kaum an Sparer weiterreichen, da diese ihr Geld sonst abheben und 'unter der Matratze' horten könnten. Um die höheren Zinskosten dennoch auf die Kunden abzuwälzen und der sinkenden Profitabilität zu begegnen, erhöht manche Bank einfach ihre Kreditzinsen, etwa im Hypothekarbereich. Die zur Ankurbelung von Krediten gedachten Negativzinsen führen in diesen Fällen zu einer Verschärfung der Kreditpolitik. Die überdosierte Medizin der EZB ist bisweilen nicht nur wirkungslos, sondern gar kontraproduktiv.“
Thomas Fuster

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