Montag, 24. Oktober 2011

Helmut Schmidt: "Ich bin Privatverson"

Wenn es je in der Geschichte der Bundesrepublik den Versuch gegeben hat, dass der alte Amtsinhaber versucht hat, aufgrund seiner Autorität seinen Nachfolger zu bestimmen, so erleben wir ihn gegenwärtig. Über das mitteleuropäische Kaiserreich des Mittelalters heißt es in der Wikipedia unter dem Stichwort Designation "Weil die Thronfolge nicht durch Erbrecht gesichert war, versuchte der König seinen Nachfolger durch Empfehlung an die Großen des Reichs zu seinen eigenen Lebzeiten zu bestimmen. Dies geschah nicht selten durch förmliche Wahl, aber wohl auch durch weniger förmliche Akte."
Wie verliefen diese weniger förmlichen Akte? Der alte Herrscher berief die Großen des Reichs um sich und tat seinen Willen kund, zum Beispiel durch Übergabe der Herrschaftsinsignien, Krone, Szepter und Heilige Lanze.
Kann so etwas heute noch geschehen?
Wer sind die Großen des Landes? Gewiss nicht die Wähler, die sind nur das staunende Volk, die im besten Fall später akklamieren können. Nein, die Versammlung der Großen des Reichs sind die Medien.
Die hat Helmut Schmidt um sich versammelt: durch sein Buch, durch Zeitschrifteninterviews (Spiegel) und Hofberichterstattung (ZEIT), Fernsehen (Günter Jauch - der passt gut, denn der muss gerade den Vorwurf loswerden, er sei zum Hofberichterstatter Angela Merkels geworden.)
Aber kann es eine Übergabe der Insignien der Macht geben und was sind diese denn?
Herrschaftszeichen, gerade in Zeiten, wo eine Regierung einen Schlingerkurs fährt und ständig auseinanderzufallen droht, sind Fachkompetenz und Durchsetzungskraft. Die spricht die veröffentlichte Meinung der gegenwärtigen Regierung - verständlicherweise - ab und baut mehr und mehr die Legende auf, nur der Alte im Kyffhäuser, der im Sachsenwalde und der "Retter von Hamburg" hätten sie je gehabt.
Im anerkannten Besitz von Fachkompetenz und Durchsetzungskraft übergibt Helmut Schmidt sie an seinen zu designierenden Nachfolger mit dem Satz: "Ich bin nur Privatperson."
Eine gekonnte Inszenierung, wie man sie im Mittelalter auch nicht besser hingekriegt hätte. Freilich, nicht jeder Herrscher konnte seine Designationsentscheidung durchsetzen. Heute ist die Frage: Spielen die SPD-Gremien im Blick auf größere Wahlchancen mit und wird das Volk am Wahltag dann wirklich akklamieren.
Dazu Peter Dausend am 27.10.11 in ZEIT online.

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