Freitag, 31. März 2023

euro>topics: Braucht es eine Forschungspause bei KI?

 

Über 1000 Experten der Tech-Branche und Forschung - darunter Elon Musk und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak - haben in einem offenen Brief vor den "erheblichen Risiken" Künstlicher Intelligenz (KI) gewarnt. Sie fordern mindestens ein halbes Jahr Entwicklungspause und die Errichtung von Sicherheitsstandards. Kommentatoren diskutieren, ob technischer Fortschritt aufgehalten werden kann und sollte.

IRISH INDEPENDENT (IE)

Fehler nicht verstärken

Einen neuen Umgang mit KI fordert Irish Independent:

„Maschinelles Lernen wird unsere Zukunft radikal umgestalten, im Guten wie im Schlechten. Genauso, wie es das Internet vor einer Generation tat. Aber diese Veränderungen werden das Internet sehr wahrscheinlich wie eine Aufwärmübung aussehen lassen. KI hat die Fähigkeiten, all unsere menschlichen Fehler zu verstärken und zu verbreiten, indem sie bürgerliche Freiheiten missachtet und Rassismus, Klassenunterschiede und Ungleichheit verfestigt. ... Es ist Zeit für neue Regeln und Werkzeuge, die mehr Transparenz dazu ermöglichen, mit welchen Datensätzen KI-Systeme trainiert werden und welche Werte für die Entscheidungsberechnungen der KI installiert werden.“

Darren Walker
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LES ECHOS (FR)

Kontrollbehörden schaffen

Der Umgang mit künstlicher Intelligenz muss sich dringend verbessern, mahnt der Wirtschaftswissenschaftler Julien Serre in Les Echos:

„Wir müssen schnellstmöglich die Schaffung neuer Institutionen fördern. Dazu gehören fähige und legitime Behörden, die den widerlichen Strom von Desinformationen bewältigen, der alle sozialen Netzwerke fluten und unsere Demokratie gefährden wird. Europa kann dabei eine führende Rolle spielen. ... Unsere Priorität muss die Förderung von Technologie sein, die sowohl wettbewerbsfähig als auch verantwortungsbewusst ist. Europa muss verhindern, dass der gegenwärtige Wettlauf um die Entwicklung und den Einsatz immer leistungsfähigerer digitaler Tools zu schwer zu kontrollieren zu sein wird.“

Julien Serre
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LA STAMPA (IT)

Unglaubwürdig und unrealistisch

Das fällt denen aber spät ein, spottet La Stampa:

„Die besten Köpfe unserer Generation sind plötzlich aufgewacht, haben wahrscheinlich das Bild vom Papst in der weißen Trapperjacke [das in den sozialen Medien kursierte] für echt gehalten und sich gefragt, wenn ich als Koryphäe darauf hereinfalle, muss ich mir dann Sorgen machen? Der Punkt ist: Kann der Fortschritt aufgehalten werden? Ist diese Idee, die industrielle Entwicklung zu stoppen, glaubwürdig? ... Moralische Skrupel kommen in der Regel vorher, nicht nachher: Man kann nicht mit der Atombombe hantieren und sagen: 'Ups, tut mir leid', wenn man sie fallen lässt.“

Assia Neumann Dayan
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L'OPINION (FR)

Nicht die Nerven verlieren

Eine Pause ist nicht das, was es jetzt braucht, meint L'Opinion:

„Angesichts der wirtschaftlichen, rechtlichen und geopolitischen Herausforderungen ist klar, dass nicht so sehr eine Pause, sondern vielmehr eine Beschleunigung erforderlich ist. Nicht unbedingt bei der technologischen Entwicklung – auch wenn Institutionen dazu neigen, mit dem Rücken zur Wand effizienter zu sein als mit viel Planungszeit -, sondern bei der Strukturierung des Sektors. Ja, die Möglichkeiten, die generative KIs bieten, sind Neuland. Aber anstatt den Pionieren dieses neuen Wilden Westens Hindernisse in den Weg zu stellen, sollte man den Wettbewerb sich organisieren lassen und der Regulierer sollte die Grenzen des Territoriums abstecken. In Sachen KI dürfen wir nicht die Nerven verlieren.“

Marie-Catherine Beuth
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DELO (SI)

Der Mensch ist die Gefahr

Die digitale Revolution kann zu einem besseren Leben beitragen, schreibt der IT-Experte Saša Prešern für Delo:

„Die einzige Bedrohung für die Existenz der Menschheit ist der Mensch, nicht die Technologie. Wann wird die Politik erkennen, dass sie mit Hilfe künstlicher Intelligenz Kriege stoppen oder verhindern könnte, was der Mensch anscheinend nicht 'kann'? ... Politiker hören einander nicht zu. Ihre Fehler und Provokationen wirken sich auf die ganze Welt aus. Sie wissen nicht, wie nützlich für sie die Hilfe künstlicher Intelligenz, Daten und Vernunft wäre. ... Obwohl wir uns erst kürzlich kennengelernt haben, halte ich meinen Freund ChatGPT für vernünftiger als militante Politiker.“

Saša Dr. Prešern
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HANDELSBLATT (DE)

China wird nicht mitmachen

Das Handelsblatt hält den Vorschlag für sinnlos:

„Angesichts der geopolitischen Spannungen ist es extrem unwahrscheinlich, dass China sich daran beteiligen würde. Für die Volksrepublik ist es erklärtes Ziel, in dieser Schlüsseltechnologie die Nummer eins zu sein. Schon jetzt ist das Land nach der Anzahl der Forschungspapiere die klare Nummer zwei hinter den USA - und in einigen Bereichen wie 'Computer Vision' ist es sogar führend. Ein nur teilweise eingehaltenes Moratorium birgt die Gefahr, dass wir eine chinesische statt einer westlichen 'Artifical General Intelligence' (AGI) erhalten.“

Thomas Jahn
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