Samstag, 1. Dezember 2018

euro|topics: Ökonomie als Schlüssel zum Klimaschutz

Wenige Tage vor der UN-Klimakonferenz im polnischen Katowice hat die EU-Kommission ihre Klimastrategie für die nächsten Jahrzehnte vorgestellt. Deren Ziel ist es, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen - was vor allem eine Abkehr von Öl, Kohle und Gas beinhaltet. Hehre Ziele schön und gut, aber wie kann diese Strategie praktisch funktionieren? Das ist die Frage, die sich Kommentatoren stellen.
DE MORGEN (BE)

Haushaltsdisziplin ist hier fehl am Platz

Den UN-Klimaexperten zufolge muss die Welt ihre Anstrengungen verdreifachen, will sie den Klimawandel abbremsen. Solche apokalyptischen Warnungen funktionieren nicht mehr, stellt De Morgen fest:
„Der emotionale Ansatz und die moralische Züchtigung unseres Verhaltens erweisen sich als unzureichend und sogar kontraproduktiv. Man sollte stattdessen auf die rationale Entscheidung für Wissenschaft und technologische Erneuerung setzen. ...
Zu Recht sagt der Ökonom Paul De Grauwe, dass die Europäische Kommission, die nun den Kontinent bis 2050 klimaneutral machen will, dieselbe Instanz ist, die wie ein Buchhalter jede große staatliche Investition haushaltspolitisch bestraft. Wir müssen uns entscheiden: Entweder die Haushaltsnormen von EU, OECD und IWF oder alles fürs Klima.
Eigentlich sollte die Entscheidung schnell gemacht sein.“
Bart Eeckhout
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 Hervorhebung im Text  von Fonty
DIE PRESSE (AT)

Leidtragende leben woanders

Den Klimawandel anhand der wirtschaftlichen Folgen zu diskutieren, hat Vorteile, aber auch einen Haken, erklärt Die Presse:
„Diese Debatte ist gut, weil sie den Finger in die Wunden ineffizienter planwirtschaftlicher Energiewenden legt und den Weg zur marktnahen Lösung weist: einer CO2-Steuer, die andere Steuern ersetzt. Aber sie ist auch gefährlich: Wir können uns die Klimasünden ökonomisch nämlich tatsächlich leisten – wenn man mit 'wir' die reichen Bewohner der Industriestaaten meint. Die wahren Opfer des Klimawandels sitzen in den Savannen und Slums von Afrika. Sind wir also doch wieder bei der Moral?“
Karl Gaulhofer
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EXPRESSEN (SE)

Die Armen können es nicht alleine schultern

Mit Blick auf die Proteste der Gelben Westen in Frankreich stellt sich Expressen die Frage, wie nachhaltige Klimapolitik aussieht:
„Die Europäische Kommission hat gestern einen Plan für ein Erwärmungsziel von 1,5 Grad vorgestellt. Dieser Strategie zufolge wird die Welt bis 2050 klimaneutral sein. Die Ziele sind ehrgeizig und langfristiger als die bisherigen Pläne (bis 2030), und die vorgeschlagenen Maßnahmen sind konkret. Es könnte tatsächlich funktionieren. Viele politische Führer der Welt müssten es wagen, so unpopulär zu sein wie Macron. Die Maßnahmen der Europäischen Kommission sind mit erheblichen Belastungen verbunden. Gleichzeitig muss erkannt werden, dass Klimaschutzmaßnahmen, die nur die Arbeiterklasse treffen, nicht nachhaltig sind. Es werden noch viele Schaufenster kaputt gehen, wenn sich Reich und Arm nicht bald die Last der Klimakrise teilen.“
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GAZETA WYBORCZA (PL)

Polen macht sich lächerlich

Gazeta Wyborcza schließlich schimpft über Polens Selbstdarstellung vor dem Klimagipfel:
„Es ist großartig in Polen. Polen ist eine Oase der Normalität und der sauberen Luft, mit grünen Wiesen, üppigen Wäldern, Windparks und Elektroautos. Zumindest im Werbespot vor dem UN-Klimagipfel am 3. Dezember. ... Das ist ein schlechter Witz. Der einzige wahre Satz darin ist: 'Das ist unser Zuhause, aber wir können es verlieren, wenn wir uns nicht darum kümmern.' Gut, dass sich die Regierung zumindest dessen bewusst ist. Schade, dass sie nichts tut, um sich wirklich um dieses Zuhause zu kümmern.“
Katarzyna Wężyk
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