Hemut Schmidts vielleicht größter Fehler, vor den Wahlen zu behaupten, die Rentenfinanzierung sei sicher, wird jetzt in umgekehrter Weise wiederholt. Jetzt wird behauptet, die demographische Entwicklung gefährde die Renten, wo es in Wirklichkeit das Verschwinden der Langzeitarbeitsverhältnisse ist.
Zu Recht schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Stefan Welzk in der Ausgabe des Parlaments vom 30.7. "Bedrohlicher als alle Demographie ist für den Lebensstandard der Rentner der Lohnverfall." Denn die Rente berechnet sich gemäß dem Durchschnittslohn des Vorjahrs. Kommen in einem Jahr Millionen Minijobber mit 400 € im Monat hinzu, sinkt damit der Durchschnittslohn und damit die Rente.
Nicht das Sinken der Zahl der Erwerbstätigen erzwingt die Absenkung der Renten, sondern der (vermeintliche?) Zwang, die Nebenkosten gering zu halten.
Privatvorsorge hilft in keiner Weise, Renten allgemein sicherer zu machen. Denn immer müssen die Erwerbstätigen die Güter und Dienstleistungen bereitstellen, die Kinder und Nicht-Erwerbstätige verbrauchen (Mackenroth-These). Der Unterschied ist nur: Was an Privatvorsorge geleistet wird, brauchen Staat und Arbeitgeber nicht zu leisten. Vom Demographieproblem wird deshalb so ausführlich geredet, weil nicht auffallen soll, dass Geld, was ursprünglich von den Arbeitgebern für die Renten aufgebracht wurde, jetzt in ihr Privatvermögen fließt.
Laut Berechnung des Münchener Ifo-Instituts zahlt ein heute geborenes Kind 78.000 Euro mehr an Beiträgen, als es im Alter an Leistungen erhalten wird. Das was der Arbeitnehmer verliert, gewinnen die Arbeitgeber für ihr Privatvermögen und - falls es ihm gelingt, trotz der Globalisierung dies Vermögen noch zu besteuern - bekommt der Staat davon auch noch etwas ab.
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass von Befürwortern der Kapitalvorsorge bei Rente, wie sie bei der Privatvorsorge vorliegt, als Vorteil angeführt wird, dass wer arbeitslos wird, sich auch keine private Rentenversicherung leisten kann.
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