Mittwoch, 29. Januar 2025

euro|topics: KI: Läuft China den USA den Rang ab?

Ein kürzlich vom chinesischen Unternehmen DeepSeek vorgestelltes KI-Modell hat am Montag die Börsenkurse mehrerer US-Konzerne fallen lassen. Angeblich soll der neue Chatbot R1 preiswerter entwickelt worden sein und mit deutlich weniger Rechenleistung auskommen als bisherige Produkte. Das stellt Milliardeninvestitionen in die Chipentwicklung und riesige Rechenzentren infrage. Europas Presse tastet sich an das Thema heran.

The Spectator (GB)

DeepSeek lässt die Blase platzen

Es ist nicht überraschend, wie erfolgreich China im Technologierennen mitmischt, meint The Spectator:

„Angesichts der Tatsache, dass China inzwischen jedes Jahr mehr Hochschulabsolventen in den Bereichen Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwissenschaften und Mathematik hervorbringt als der Rest der Welt zusammen, erschien es schon immer kurzsichtig, einen technologischen Kampf gegen China zu führen. Warum sollte China mit all seinem Kapital und seinen personellen Ressourcen nicht in der Lage sein, den technologischen Vorsprung des Westens aufzuholen – und vielleicht sogar zu überholen? ... Jetzt sieht es so aus, als ob die Hunderte von Milliarden, die von den Riesen der US-Technologie ausgegeben wurden, im Wesentlichen Kapital sind, das niemals eine Rendite abwerfen wird.“

Louis-Vincent Gave
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La Stampa (IT)

Startschuss für ein richtiges Spiel

Das tut dem Wettbewerb gut, freut sich La Stampa:

„Jetzt ist es ein richtiges Spiel. Mit einem Team, das angreift, und einem Team, das verteidigt, mit Vorstößen und Rückschlägen. Das Rennen um die künstliche Intelligenz ist nun in vollem Gange mit dem chinesischen Projekt DeepSeek, das gezeigt hat, dass es mit den amerikanischen Meistern auf diesem Gebiet mithalten kann. Eine Herausforderung, die in gewisser Weise auch Europa berührt. Das plötzlich Gefahr läuft, seine Rolle zu ändern: vom Schiedsrichter zum Zuschauer, vom Kontinent an der Spitze der KI-Regulierung und -Rechtsprechung zum passiven Nutzer der anderswo entwickelten Technologien. Trotz seines Reichtums, trotz des Könnens seiner Unternehmen und seiner Ingenieure.“

Arcangelo Rociola
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Financial Times (GB)

Nun geht es um die Effizienz der Anwendung

Financial Times analysiert:

„Viele fortgeschrittene Demokratien werden eine chinesische Regierung, die in vielerlei Hinsicht westlichen Interessen feindlich gegenübersteht und nun womöglich die Führung in der revolutionärsten Technologie unserer Zeit übernimmt, mit Argwohn betrachten. Einige politische Entscheidungsträger in anderen Ländern – sowie viele Verbraucher und Entwickler – könnten jedoch einen Markt begrüßen, der weniger von einer Handvoll amerikanischer Unternehmen dominiert wird. Die offene Frage ist nicht unbedingt, wer die besten KI-Modelle entwickeln wird, sondern wer am besten in der Lage sein wird, sie auf reale Aufgaben anzuwenden.“

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La Vanguardia (ES)

Was die Chatbots voneinander halten

La Vanguardia vergleicht die Tools:

„Fragt man ChatGPT nach seinem Konkurrenten, lobt es die Effizienz und die niedrigen Kosten des Tools. Ein erstaunlich unpatriotisches Eingeständnis. ... Stellt man die Frage dem chinesischen Chatbot, erfährt man, dass die amerikanische KI kreativer ist und bei der Suche feinere Filter nutzt, während die chinesische KI bei technischen Aufgaben wie Programmierung und Mathematik überlegen ist. ... Frage: 'Was geschah 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens?' Antwort: 'Tut mir leid, ich bin mir noch nicht sicher, wie ich diese Art von Frage angehen soll.' ... Zu den Fake News gesellt sich nun Schweigen. ... Der technologische Wettbewerb zwischen den USA und China könnte die Demokratisierung der KI beschleunigen. Und Europa? Abwesend und mit Musk beschäftigt.“

Isabel García Pagan
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