Mittwoch, 1. Februar 2023

euro|topics: Ist der Westen im Krieg mit Russland?

 


Nach der Entscheidung westlicher Staaten, Kampfpanzer an die Ukraine zu liefern, ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob Europa damit den Weg hin zu einer direkten Beteiligung am Krieg geht. Während der Kreml erklären ließ, der Westen agiere in zunehmendem Maße als Konfliktpartei, hieß es aus Berlin und Paris, die Waffenlieferungen bedeuteten keinen Kriegseintritt. Die Frage beschäftigt auch Kommentatoren.

PHILELEFTHEROS (CY)

In unbekannten Gewässern

Der Akademiker und Schriftsteller Stephanos Konstantinidis schreibt in Phileleftheros:

„Der Krieg in der Ukraine nimmt neue gefährliche Dimensionen an und wird zu einem Krieg der Nato und der USA gegen Russland, nachdem Deutschland beschlossen hat, Leopard-Panzer in die Ukraine zu schicken. Natürlich waren die Amerikaner theoretisch bereit, auch ihre besten Panzer, die Abrams, zu schicken. Sie tun dies eher symbolisch, mit einer sehr begrenzten Anzahl, um die Deutschen unter Druck zu setzen. ... Die russische Reaktion wird nach ersten Angaben Moskaus heftig ausfallen. Der Krieg begibt sich nun in unbekannte Gewässer. Die Gefahren für die Menschheit sind groß.“

Stephanos Konstantinidis
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MAGYAR NEMZET (HU)

Panzerlieferungen sind keine humanitäre Hilfe

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hatte vollkommen recht mit ihrer Formulierung, dass der Großteil Europas im Krieg mit Russland sei, meint die regierungsnahe Magyar Nemzet:

„Mit den Panzerlieferungen haben die westlichen Länder den Rubikon überschritten - egal, ob aus moralischen Gründen, um geschäftlichen Nutzen daraus zu ziehen oder um Russland zu schwächen. Wir sind nur noch einen Schritt davon entfernt, dass sie auch Soldaten an die Front schicken. Von ethischen Erwägungen konnte noch die Rede sein, als es um die Lieferung von Decken, Helmen und vielleicht sogar Munition ging, aber Panzer sind ein klares Ultimatum.“

Zoltán Kottász
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DNEVNIK (BG)

Alles nur Propaganda

Solche Vorwürfe sind Teil der russischen Strategie, die eigene Aggression zu rechtfertigen, schreibt Dnevnik:

„Es ist irreführend zu behaupten, dass die EU mit ihren Versuchen, die militärische Mobilität und das Niveau der Cybersicherheit und -verteidigung in der Union zu verbessern, eine militärische Konfrontation mit Russland plant. Weder der Aktionsplan Military Mobility 2.0 noch die EU-Cybersicherheitsstrategie oder die Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit (NIS2) deuten darauf hin, dass die EU eine militärische Konfrontation mit Russland vorbereitet. Solche Äußerungen sind Teil der Kreml-Propaganda, die Russland als ein vom vereinten und feindseligen Westen bedrohtes Opfer darstellt.“

Vanessa Nikolowa
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INDEX (HU)

Im Hintergrund ziehen die Großmächte ihre Fäden

In Index glaubt der ehemalige EU-Abgeordnete und Publizist Gyula Hegyi einen Stellvertreterkrieg der USA gegen China zu erkennen:

„Aus dem Konflikt in der Ukraine ist ein echter Krieg zwischen dem US-geführten Westen und Russland geworden. Gleichzeitig ist er auch ein Proxy-Krieg der USA zur Abschreckung Chinas. Peking hat dies genau verstanden und seine Antwort ist eindeutig: die Entwicklung des Militärs und des Wissenschafts- und Technologiebereichs sowie intensive Bündnisbildung in der sogenannten nicht-westlichen Welt. Europa und Russland, die sich gegeneinander wenden und sich gegenseitig zu Feinden werden, werden den USA und China unterworfen, und ihr Schicksal hängt von den Entscheidungen der beiden Großmächte ab.“

Gyula Hegyi
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POLITYKA (PL)

Polen nur im Tandem wichtig

Warschaus Rolle bei der Unterstützung der Ukraine ist entscheidend, aber funktioniert nicht ohne deutsch-amerikanische Hilfe, so Polityka:

„Die Geografie des gegenwärtigen Konflikts und die Lage des Schwerpunkts der Verteidigungsanstrengungen der USA, der Nato und der Europäischen Union bedeuten, dass Polen die kommenden Jahre 'bevorzugt' werden wird. Polen ist die 'Speerspitze', die geografische, logistische und politische Drehscheibe der Aktivitäten. Exponiert, wichtig, aber nicht in der Lage, ohne entsprechende Infrastruktur und Unterstützung zu existieren. Das Hinterland Polens bleibt in der US-amerikanischen Europa-Strategie, ob es uns gefällt oder nicht (der derzeitigen Regierung gefällt es nicht), Deutschland.“

Marek Świerczyński
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