Dienstag, 16. März 2021

euro|topics: Ist der Astrazeneca-Impfstopp gerechtfertigt?

 


Nach Dänemark, Bulgarien und den Niederlanden haben nun auch Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien die Nutzung des Astrazeneca-Impfstoffs vorläufig ausgesetzt. Als Grund nannte Deutschland sieben Fälle einer sehr seltenen Form von Hirnvenen-Thrombose, die im Rahmen von 1,6 Millionen Impfungen mit dem Mittel aufgetreten waren. Die WHO sieht keinen Grund zur Sorge - und Europas Presse ist gespalten.

FRANKFURTER RUNDSCHAU (DE)

Risiken wiegen bei Impfstoffen besonders schwer

Die Frankfurter Rundschau findet die Unterbrechung richtig:

„Sicherheit muss an erster Stelle stehen. Das gilt bei jedem Medikament und umso mehr bei Impfstoffen, die gesunden Menschen gespritzt werden, um einer Krankheit vorzubeugen. Die Risiko-Nutzen-Abwägung ist deshalb bei einer Impfung noch einmal eine ganz andere als bei einer Therapie. ... Denn allein der kleinste Verdacht, der Impfstoff könnte massive Nebenwirkungen auslösen, wiegt schwer genug, um ihn nicht mehr einzusetzen. Ein solcher Zusammenhang ist ohne Restzweifel auszuschließen, bevor das Vakzin weiteren Millionen gespritzt werden kann.“

Pamela Dörhöfer
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THE IRISH INDEPENDENT (IE)

Gegnern keine Angriffsfläche bieten

Auch The Irish Independent hält das Aussetzen für klug:

„Einige Impfgegner werden diese Entwicklungen freudig aufgreifen, um die Impfkampagne des Staats weiter zu untergraben. Doch die Mehrheit der Menschen wird diese Vorsichtsmaßnahme als weiteres Indiz dafür sehen, dass die Gesundheitsbehörden die größte Sorgfalt walten lassen. All das wird also eher dazu beitragen, das Vertrauen der Menschen in die Impfkampagne und ihr Potenzial zu stärken, damit wir so früh wie möglich die Covid-Beschränkungen hinter uns lassen können. ... Das Vorsichtsprinzip anzuwenden, ist die klügste Option. Mit der Aussetzung der Astrazeneca-Impfungen erfüllen die Behörden ihre Pflicht zum Schutz der öffentlichen Gesundheit.“

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KURIER (AT)

Das Vertrauen ist verloren

Der Imageschaden ist irreparabel, meint hingegen der Kurier:

„Die jüngsten Vorkommnisse rund um den Astrazeneca-Impfstoff deuten nicht darauf hin, dass dieser unsicher - oder gar tödlich - sei. … Doch die Behörden vieler europäischer Länder drückten nun trotzdem auf die Stopp-Taste. … Wohl auch aus Haftungsgründen, aber auch weil die Abneigung der Bevölkerung nach den Schlagzeilen um die Todesfälle nicht mehr zu übersehen war. … Der Impfstoff wird zum Ladenhüter und hat nun ein gewaltiges Imageproblem. … Denn selbst wenn die Behörden in wenigen Tagen wieder grünes Licht geben, werden nun viele eher noch einige Wochen auf einen anderen Impfstoff warten, lieber noch sechs Wochen Lockdown als ein Risiko eingehen.“

Richard Grasl
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CONTRIBUTORS (RO)

Wertvolle Zeit verstreicht

Warum ein Impfstopp fatal ist, rechnet der Direktor des Bucharest Science Festivals, Alexandru Toma Pătraşcu, in Contributors am Beispiel von Rumänien vor:

„Derzeit haben wir täglich 5.000 Neuinfektionen, das sind in zwei Wochen 70.000 Fälle bei einer Bevölkerung von rund 20 Millionen Menschen. Wenn man die Impfung von einer Million Menschen um zwei Wochen verschiebt, verschiebt man auch für zwei Wochen ihren Schutz vor der Krankheit! In diesem Zeitfenster werden 3.500 von ihnen erkranken, und 15 oder 20 von ihnen werden sterben und viele andere werden langfristige Folgen haben (Lungen, Herz etc.). Rechnen Sie diese Zahl auf ganz Europa hoch, können sie das Ausmaß des Problems erkennen.“

Alexandru Toma Pătraşcu
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ÚJ SZÓ (SK)

Schlechtes Image kommt nicht von ungefähr

Új Szó kritisiert die Rolle der Medien und gibt Russland eine Mitschuld am negativen Image des Astrazeneca-Vakzins:

„Die Medien haben sich leider auf den Weg der Sensationshascherei begeben. ... Es ist zumindest eine Übertreibung, über jeden einzelnen Fall [von Nebenwirkungen] zu berichten, insbesondere wenn noch keinmal bewiesen wurde, dass die Impfung Tode verursacht hat. ... Viele haben bereits im Vorfeld der Impfkampagne gewarnt, dass gerade der Impfstoff von Astrazeneca so einem Druck ausgesetzt sein wird, weil die Grundlage für seine Entwicklung die gleiche ist wie beim russischen Sputnik und er deswegen als dessen größter Konkurrent gilt. Die Diffamierung des Astrazeneca-Impfstoffes ist Teil der russischen hybriden Kriegsführung in den EU-Ländern.“

Laci Szabó
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