Freitag, 15. Januar 2021

euro|topics: Corona-Impfungen: Wie kommt Europa voran?


Nach einer kurzen Phase des Aufatmens rund um die Zulassung von Corona-Impfstoffen ist die Ungewissheit über die Dauer der Pandemie wieder gestiegen. Hauptgrund dafür sind neben den anhaltend hohen Fallzahlen die neuen, noch ansteckenderen Mutationen des Virus. Um so wichtiger ist es für Kommentatoren, die Impfungen gut zu organisieren und das Vertrauen der Bürger zu gewinnen.

VTIMES (RU)

Keine Innovation wie jede andere

Weniger als die Hälfte der Russen will sich laut Umfragen mit Sputnik V impfen lassen. Für den Ökonomen Alexej Sacharow wäre das normalerweise kein Grund zur Sorge, in diesem Fall aber schon, wie er in VTimes erklärt:

„Mit einer wachsenden Zahl Geimpfter wird das Vertrauen wachsen - eine solche Diffusion erleben alle Innovationen: Erst probieren wenige das neue Produkt aus, dann gibt es immer mehr Anwender. Doch in diesem Falle müsste der Staat entweder zu Zwangsimpfungen greifen oder Wege finden, den Prozess zu beschleunigen. Denn jeder verlorene Monat wird in Tausenden Leben gemessen. Das Vertrauen in den Impfstoff muss wiederhergestellt werden - vorrangig, indem die Resultate der klinischen Erprobung einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Offenheit und Ehrlichkeit sind nicht die starken Seiten unseres Staates, doch jetzt sind eben diese Qualitäten gefordert.“

Alexei Zakharov
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
TAGESSCHAU.DE (DE)

Aufklärung statt Zwang

Eine Impfpflicht für Pflege-Fachpersonen, wie sie Bayerns Ministerpräsident Söder vorgeschlagen hat, hält tagesschau.de für völlig falsch:

„Ausgerechnet das Pflegepersonal, das in dieser Corona-Krise die Hauptlast trägt, muss jetzt vom bayerischen Ministerpräsidenten bevormundet werden. ... All diejenigen, die in Internetforen, auf den Straßen, in Verschwörer-Blasen schon immer von einer Impfpflicht durch die Hinter- oder durch die Vordertür schwadroniert haben, werden sich bestätigt fühlen. Diejenigen, die zögern, weil sie noch nicht wissen, ob sie sich impfen lassen sollen, weil eben noch nicht klar ist und klar sein kann, ob es Langzeitfolgen gibt, werden ebenfalls abgeschreckt werden. ... [E]s ist Aufgabe von Wissenschaft und von Politik, den Menschen diese Zweifel zu nehmen. ... Davon - und nicht von Zwang und Pflicht - möchte man mehr hören.“

Barbara Kostolnik
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
RFI ROMÂNIA (RO)

Nicht-EU-Nachbarn sind viel schlechter dran

Debattieren zu können, ob man sich impfen lässt oder nicht, ist ein Privileg, meint der Journalist Ovidiu Nahoi in seinem Blog bei RFI România:

„Albanien, Bosnien, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien - die zusammen ungefähr 20 Millionen Einwohner zählen - [werden] weit hinter den 27 EU-Ländern und Großbritannien zurückbleiben, wenn es darum geht, eine Massenimpfung zu erreichen. ... Die Agenturen zitieren die bittere Feststellung des nordmazedonischen Epidemiologen Dragan Danilovski, der die aktuelle Situation mit der auf der Titanic vergleicht: 'Die Reichen nehmen alle verfügbaren Rettungsboote und lassen die weniger Glücklichen zurück'. Viele der Balkanländern setzen ihre Hoffnung auf Covax [das weltweite Impfstoffprogramm der WHO] und auf Hilfsorganisationen.“

Ovidiu Nahoi
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
KURIER (AT)

Wettlauf gegen die Mutationen

Wegen der neuen, noch ansteckenderen Virusmutationen muss es mit den Impfungen viel schneller gehen, mahnt der Kurier:

„Wie es aussieht, könnten die schlimmsten Wochen überhaupt erst vor uns liegen. ... Impfen wird ein Wettlauf gegen die Zeit. ... Das Tempo der Ansteckungen wird sich beschleunigen und das Tempo der Impfungen übersteigen. ... Die Folge wird wohl sein: Lockdown, bis genügend Leute geimpft sind, sodass die Krankenhäuser nicht überfüllt werden. ... Dass Impfstoffe bereits gefunden sind, ist das Einzige, woran man sich angesichts der neuen Entwicklung klammern kann. Bitte her damit – so rasch wie möglich.“

Daniela Kittner
Teilen auf
Zum Originalartikel

Keine Kommentare: