Donnerstag, 23. Dezember 2021

euro|topics: Das war 2021: Rückblick auf das zweite Corona-Jahr

 

Das Jahr begann hoffnungsvoll: Zwar befand sich Europa mitten in der zweiten Corona-Welle, doch dank mehrerer frisch zugelassener Impfstoffe schien ein Ende der Pandemie absehbar. Ein Jahr später kommt es durch neue Mutationen auch in Ländern mit hoher Impfquote zu Infektions-Rekordwerten - die Ungewissheit dominiert. Kommentatoren beobachten drastische Einschnitte, aber auch Zeichen, die Mut machen.

PROFIL (AT)

Die Welt rückt in einem Tropfen zusammen

Die internationale Zusammenarbeit wurde auf ein neues Niveau gehoben, hebt Profil hervor:

„Während abseits von seltenen Ausnahmen wie Weltkriegen und Meteoriteneinschlägen üblicherweise lokale Sachverhalte die Emotionen der Menschen determinieren, geriet das in dieser jüngsten Vergangenheit anders. Corona machte die Welt erstmals überhaupt zu einer Schicksalsgemeinschaft. ... Wissenschafter von China über Deutschland bis in die USA kooperieren. Nur so konnte über die Entschlüsselung des Virusgenoms, das daraus resultierende Rezept für Vakzine und deren Produktion eine Eindämmung der Pandemie erreicht werden. Wiederum weltweit umspannend vernetzte sich die Wissenschaft dabei mit Industrieproduktion und Verteilungslogistik. Die Welt in einem Tropfen Flüssigkeit. Buchstäblich.“

Christian Rainer
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TO VIMA (GR)

Unbeschwertheit ist uns abhanden gekommen

Die "neue Normalität" mit Covid-19 hat die Leichtigkeit des Seins vertrieben, beklagt To Vima:

„Die Briten verwenden einen kurzen Begriff, der die Veränderung, die stattgefunden hat, auf den Punkt bringt: 'new normal'. ... Und diese Normalität hat einen klaren Namen: Unsicherheit. … Unbeschwertheit scheint ein Ding der Vergangenheit geworden zu sein. Das Ergebnis ist, was die meisten Menschen nicht einmal sich selbst eingestehen wollen: ein Gefühl der Depression, das jeder anders erlebt.“

Angelos Athanasopoulos
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CONTRIBUTORS (RO)

Globale Psychose statt Klarheit

Der Pluralismus hat Schaden genommen, bedauert der Politologe Ioan Stanomir auf Contributors:

„Das Individuum wird als unreif und irrational angesehen, daher muss man einen Zwangsrahmen entwickeln, um sein Verhalten zu regulieren. Jede offene Skepsis wird als Symptom einer intellektuellen Pathologie behandelt. Die öffentliche Konversation ist unterbrochen, es dominiert ein hysterischer Dialog zwischen apokalyptischen Ängsten und globalen Verschwörungsfantasien. Zwischen diesen Extremen scheint es nichts anderes mehr zu geben. Unter der Oberherrschaft des Staates und der globalen Psychose fehlt die Klarheit. Das Verschwinden eines authentischen Gesprächs unter Bürgern ist ein Zeichen für die Schwächung des Pluralismus.“

Ioan Stanomir
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HVG (HU)

Die Bildung droht hinterherzuhinken

Die Komplexität der Welt überfordert immer mehr Menschen, konstatiert hvg-Journalist Árpád Tóta W.:

„Eine neue Epoche der Aufklärung wird kommen - das habe ich am Anfang der Pandemie geschrieben, und darauf habe ich gehofft. Denn alleine die Wissenschaft kann die Gefahr, die uns droht, beschreiben und Schutz vor ihr bieten. ... Doch warum bleiben falsche Überzeugungen so anziehend? Die Welt ist erschreckend kompliziert geworden. ... Die Massen und die Wissenschaft haben sich hundert Jahre lang miteinander bewegt: Technische Entwicklungen und die Verbreitung der Bildung gingen glücklicherweise Hand in Hand. Bis jetzt konnte die Bildung mithalten.“

Árpád Tóta W.
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CORRIERE DEL TICINO (CH)

Ein Lob auf die Geduld der Bürger

Freiheitsliebende Demokratien haben ihre Widerstandskraft bewiesen, lobt Corriere del Ticino:

„In unvorhergesehenen Schwierigkeiten geben die Gemeinschaften mit dem stärksten Zusammenhalt, die sich auf ihre Grundsätze von Freiheit und Verantwortung stützen, ihr Bestes. Während die Omikron-Variante Krankenhäuser plagt und in Europa zu neuen und verwirrenden Beschränkungen führt, könnten wir uns allen eine kleines - therapeutisches - Geschenk machen: die Feststellung, wie diszipliniert und geduldig nämlich die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist. Und dies umso mehr, je höher die Transparenz der Information, je ausgeprägter der Bürgersinn und je besser das Niveau der wissenschaftlichen Bildung sind. Angesichts eines unbekannten Feindes haben Medizin und Forschung Außergewöhnliches geleistet (dank der verhassten Big Pharma).“

Ferruccio de Bortoli
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euro|topics: Corona: Omikron außer Kontrolle?

 

Wegen der hoch ansteckenden Omikron-Variante spitzt sich die Corona-Lage in Europa weiter zu. Dänemark verzeichnet dreimal so viele Fälle wie je zuvor. London versucht, Lehrkräfte aus dem Ruhestand zu holen, um Ausfälle zu kompensieren. Und Deutschlands Corona-Expertenrat warnt vor einem Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur. Europas Presse überlegt mit, was jetzt hilft.

KATHIMERINI (GR)

Grundregeln des Pandemie-Managements befolgen

Zumindest ein paar typische Fehler sollten die Verantwortlichen diesmal vermeiden, hofft Kathimerini-Kolumnist Pantelis Boukalas:

„Nur Regierungen, die die folgenden Kriterien erfüllen, kommen einer wirksamen Managementstrategie nahe: Erstens den Empfehlungen der Wissenschaftler folgen und nicht aus dem Stegreif improvisieren; zweitens anerkennen, dass das Scheitern vorprogrammiert ist, sobald sie anfangen, über ihren Erfolg zu jubeln; drittens - und sei es auch etwas spät dafür - dafür sorgen, dass ihre öffentlichen Gesundheitssysteme gestärkt werden; und viertens, aufhören zu verkünden, dass die Pandemie fast vorbei sei, und Aussagen vermeiden, die mit 'Niemals werden wir ...' beginnen. ... Das Virus ist anpassungsfähig und intelligent; das zu sein sollten wir auch versuchen.“

Pantelis Boukalas
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EL PERIÓDICO DE ESPAÑA (ES)

Impfung ist nur ein Teil im Puzzle

El Periódico de España fordert die Spanier auf, zu den alten Vorsichtsmaßnahmen zurückzukehren:

„Das Virus lernt und verbreitet sich in seinen verschiedenen Varianten über die ganze Welt. ... Auch bei symptomfreien, geimpften Personen kann es zu einer verstärkten Übertragung des Coronavirus kommen. ... Dies ist einer der Gründe, warum die Botschaft, dass eine hohe Impfrate die Pandemie beenden wird, ein schwerer Irrtum ist. ... Im Gegensatz zu dem, was mit Impfstoffen für klassische Viren erreicht wurde, brauchen wir weiterhin andere Schutzmaßnahmen.“

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TAZ, DIE TAGESZEITUNG (DE)

Eingeschweißtes Schwarzbrot kaufen

Was es in der Praxis heißt, wenn die "kritische Infrastruktur" zusammenbricht, überlegt die taz:

„[Z]eitgleich Hunderttausende Ar­beit­neh­me­r*in­nen [könnten] ausfallen ... . Davon würden auch öffentliche Dienste betroffen sein. Da macht es keinen Unterschied, ob die Infizierten leicht, mittel oder schwer erkranken. ... Ohne gleich ins Preppertum abzudriften oder panisch alles Klopapier wegzukaufen, ist eine Rückbesinnung auf Krisenvorsorge richtig und wichtig. So wie es einst unsere Großeltern mit ihren Vorratskellern verinnerlicht hatten, ist es auch heute sinnvoll, Trinkwasser, eingeschweißtes Schwarzbrot und Konserven für zehn Tage vorrätig zu haben. Alarmistisch ist man damit noch lange nicht. Es ist in dieser Pandemie eine sinnvolle Maßnahme mehr, die nicht allzu viel Aufwand braucht.“

Felix Lee
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JYDSKE VESTKYSTEN (DK)

Dänische Gesellschaft ist stärker als die deutsche

Dänemark ist von Omikron besonders stark betroffen und hat neue Restriktionen erlassen. Jydske Vestkysten ist dennoch optimistisch:

„Die Kombination aus Stammesmentalität, hohem Aufklärungsgrad und einer kleinen, relativ homogenen Bevölkerung mit recht ähnlichen Denkweisen führt dazu, dass wir gegenseitiges Vertrauen pflegen, die Empfehlungen der Behörden berücksichtigen und ihnen grundsätzlich vertrauen. ... Südlich der Grenze erleben Bürger, wie die Epidemie ein Land gespalten hat, das bereits mit Ungleichheit und Misstrauen zu kämpfen hatte. ... In Deutschland ist der Widerstand gegen Impfungen und Vorsorge so stark geworden, dass der Inlandsgeheimdienst vor einer Bedrohung der Demokratie warnt. ... In Teilen Deutschlands schwindet der Zusammenhalt. In Dänemark ist er so stark wie nie zuvor.“

Peter Gram
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