Dienstag, 11. Dezember 2012

Was Öffentlichkeit für ein Unheil anrichten kann

Unvergesslich ist mir der Fall einer Fernsehpersönlichkeit des Jahres in Großbritannien, die in einem Supermarkt für 70 Penny gestohlen hatte. Ihr Bild wurde zusammen mit einem Bericht über ihren Prozess im Fernsehen gezeigt und in den großen überregionalen Zeitungen auf der ersten eite abgedruckt. Innerhalb von drei Tagen beging sie Selbstmord.

Jetzt geht es um den Fall einer 46-jährigen Krankenschwester, die einem Betrug zum Opfer fiel. Sie stellte einen Anruf, den sie fälschlicherweise für den von Königin Elisabeth und Kronprinz Charles hielt, zur schwangeren Herzogin von Cambridge durch. Jetzt ist sie tot. Ob Selbstmord vorliegt, ist nicht sicher. Die Moderatoren eines australischen Rundfunksenders, die den Anruf ausführten, zeigen allerdings große Betroffenheit.
Nicht jeder ist so dickhäutig wie Roland Koch und Helmut Kohl, die schwere Vorwürfe, die gegen sie öffentlich erhoben wurden, einfach abschüttelten.
Die Krankenschwester stammt aus Indien und hatte sich nichts als Gutgläubigkeit vorzuwerfen. Dass dies aber in der gesamten Öffentlichkeit bekannt war, hat sie offenbar nicht ertragen. (Premier Cameron spricht schon jetzt von Suizid.)
Heinrich Böll hat eindrucksvoll geschildert, wie eine Person darunter leiden kann, wenn sie öffentlich bloßgestellt wird ("Die verlorene Ehre der Katharina Blum").

In den hier angesprochenen Fällen geht es aber nicht um die fiktive Darstellung eines Rufmordes, sondern um die Gedankenlosigkeit  und fehlende Empathie von Journalisten.
Nicht nur, was bei Facebook steht, kann Leben zerstören.

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