Mittwoch, 21. Mai 2014

Thomas Piketty: "Kapital im 21. Jahrhundert"

Thomas Piketty und sein Buch "Kapital im 21. Jahrhundert" haben Furore gemacht, nicht in Frankreich  wo das Buch erschien, sondern in den USA, sobald das Buch ins Englische übersetzt worden war.
Die Datenbasis für das Buch hat Piketty zusammen mit seinem Kollegen Emmanuel Saez von der University of California in Berkeley entwickelt. Anders als Karl Marx sagt Piketty nicht den Untergang des Kapitalismus und die Verelendung des Proletariats voraus, aber seine Prognosen sind trotzdem düster: Die Ungleichheit in der Gesellschaft wird weiter zunehmen, was auf lange Sicht die Demokratie untergräbt. (SZ, 17.5.14)
Piketty im Interview mit der SZ:
Die Vermögen wachsen schneller als 1,5 Prozent. Historisch gesehen liegt die Wachstumsrate eher bei vier Prozent, wenn man die Erträge vor Abzug der Steuern betrachtet. Für Immobilien und Grundstücke liegt sie meist bei mehr als drei Prozent, für Finanzprodukte eher bei sechs oder sieben Prozent - also höher als das gesamte Wirtschaftswachstum. Das haben wir in der Nachkriegszeit vergessen, weil die Wirtschaft so außergewöhnlich stark gewachsen ist. Das war im 18. und 19. Jahrhundert ganz anders. Die Wirtschaft ist weniger als ein Prozent gewachsen, das Vermögen um vier, fünf Prozent. In der Situation sind wir nun wieder. Das führt zu Vermögensungleichheit und lässt die Mittelklasse schrumpfen. Vor allem, weil es einfacher ist, eine hohe Rendite auf den globalen Finanzmärkten zu erzielen, wenn man bereits ein großes Vermögen hat, das man breit anlegen kann. Die Reichsten können ihr Vermögen meist überdurchschnittlich steigern. Dagegen wird jemand, der 50 000 Euro hat, es kaum schaffen, dafür fünf Prozent Zinsen zu bekommen. Der kann froh sein, wenn er einen Inflationsausgleich bekommt. (SZ, 27.3.14)
Mark Schieritz von der ZEIT schreibt: 
Chancengleichheit, Leistungsgerechtigkeit, eine breite Mittelschicht – all das ist demnach Produkt einer einmaligen historischen Konstellation nach dem Zweiten Weltkrieg, in der die Kräfte des Marktes eingehegt wurden. Und wenn die Politik das verloren gegangene Terrain nicht zurückerobere, dann verliere die Demokratie ihr ökonomisches Fundament.
Piketty entwickelt – das ist das erste Geheimnis seines Erfolgs – diese These ohne die in der ökonomischen Literatur üblichen mathematischen Gleichungen. Für den Fachmann ist das das große Manko des Buches, für den Laien wird es dadurch lesbar.
Zudem kommt es – das zweite Geheimnis – genau zur richtigen Zeit. Das oberste Prozent vereinigt in den USA inzwischen fast ein Viertel des gesamten Volkseinkommens auf sich, mehr als doppelt so viel wie in den sechziger Jahren. Die Ungleichheit hat Ausmaße angenommen, die selbst den in solchen Dingen toleranten Amerikanern zu weit gehen. (ZEIT, 30.4.14)

Rainer Rilling gibt in seinem Blogbeitrag vom 22.4.14 viele Links zu Auszügen, Kurzzusammenfassungen und Datensammlungen aus dem Buch an. Außerdem weist er auf eine große Zahl von Besprechungen hin.  

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