Margot Käßmann war kaum im Amt der Ratsvorsitzenden der EKD, da erkärte sie schon: "Ich träume davon, mich irgendwann wieder mehr ins Private zurückziehen zu können." (ZEIT, 7.1.10). Dabei hatte sie erst die ersten Reaktionen auf ihre Neujahrspredigt, in der sie sich kritisch zum deutschen Bundeswehreinsatz in Afghanistan geäußert hatte, hinter sich.
Nun fand ich es schon lange eine fragwürdige Idee, Deutschland am Hindukusch verteidigen zu wollen und hätte die Bundeswehr, die de facto für den Wiederaufbau des Opiumanbaus in Afghanistan mitverantwortlich ist, gern früher als später draußen gesehen. Aber angesichts der inzwischen eingetretenden Destabilisierung der Atommacht Pakistan freue ich mich, dass nicht mir, sondern Barack Obama die Entscheidung über den Weg zur Beendigung des Kriegs in Afghanistan überlassen bleibt.
Dennoch finde ich, dass Reinhard Mohrs Aussage in Spiegel-online Käßmanns Behauptung, "religiös motivierte Akteure können auch für Frieden sorgen", sei "etwas erratisch", ihr nicht gerecht wird. Natürlich haben Christen wie Muslime wie auch Vertreter anderer Religionen immer wieder Kriege geführt, aber die Gottesfriedensbewegung, die dann in die Landfriedensbewegung mündete, ging immerhin von der Kirche aus.
Und wenn er feststellt: "Die Bischöfin hat letztlich außer schönen Worten nichts anzubieten, um die Lösung der Probleme in Afghanistan (und anderswo) voranzutreiben", dann stehe ich nun ganz gewiss auf ihrer Seite. Vertreter der Kirche dürfen sich sehr wohl für den Frieden einsetzen, auch wenn sie keine Milliarden für Aufbau- und Entwicklunghilfe zur Verfügung haben und auch keinen Druck auf die Regierung Karsai ausüben können, der sie dazu bringen könnte, Verhandlungsoptionen mit gemäßigten Taliban auszuloten und die Interessen der Gesamtbevölkerung ernster zu nehmen.
Und ich hoffe sehr, dass die Käßmannkritiker ihr so bald nicht den Schneid abkaufen.
Offene Worte von seiten der Kirche sind dringend notwendig, um ein wenig Umdenken zu befördern.
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