Die Hoffnungen, dass viel Information über Umweltverschmutzung, Rohstoffknappheit und Klimawandel der folgenden Generation hilft, energischer als bisher die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, könnte trügen. Es gibt nämlich auch den entgegengesetzten Effekt:
"Eine Studie mit mehreren Generationen kalifornischer Fischer hat gezeigt, dass die jüngsten das geringste Problembewusstsein hatten, was Überfischung und Artensterben anging - sie hatten nämlich kaum eine Vorstellung davon, dass es dort, wo sie ihre Netze auswarfen, jemals mehr und andere Fische gegeben hatte. Solche "shifting baselines" Veränderungen von Wahrnehmungen und Werten parallel zu sich wandelnden Umwelten, gibt es auch im sozialen Bereich" (Harald Welzer im Spiegel vom 29.12.2008, S. 132)
Als Beispiel führt er die Akzeptanz der Einschränkungen, der Enteignung und dannder Deportation von Juden an. Die nächste Stufe wurde beschritten, als man sich an die vorige bereits gewöhnt hatte.
Dazu eine Stelle bei bei Ludwig Marcuse, immerhin Jude und so weit in die besseren Gesellschaftskreise integriert, dass er den Sohn Wilhelms II. mit Spitznamen nennen durfte, zu seiner Reaktion auf die Straßenkämpfe von 1930-1933:
"Es war ein Kalter Bürgerkrieg, der sich von Monat zu Monat erwärmte. Doch war man so anpassungsfähig, daß mit der Zeit auch das Knallen den übrigen Umwelt-Geräuschen eingeordnet wurde."
Auch er gewöhnte sich, statt wegen des bereits herrschenden Antisemitismus überwachsam zu sein.
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