Donnerstag, 11. Mai 2017

Wird sich Comey-Entlassung für Trump rächen? (euro|topics)

Der Druck auf US-Präsident Donald Trump wächst. Nachdem er überraschend FBI-Direktor James Comey entlassen hat, mehren sich die Vorwürfe, der Präsident wolle Ermittlungen zu Russlandverbindungen seines Wahlkampfteams behindern. Europas Kommentatoren bewerten den Rauswurf mehrheitlich als ein Spiel mit dem Feuer.
NRC HANDELSBLAD (NL)

Der Präsident schadet der Demokratie

Mit Comeys Entlassung untergräbt der US-Präsident weiter die Demokratie, empört sich NRC Handelsblad:
„Trump kann jetzt einen Nachfolger ernennen, der befugt ist, die Russland-Ermittlungen zu stoppen. Der Vorschlag für den neuen FBI-Chef kommt ausgerechnet von Jeff Sessions, dem Justizminister, der sich zuvor aus den Russland-Ermittlungen zurückziehen musste, weil er selbst Treffen mit dem russischen Botschafter verschwiegen hatte. ... Die Entlassung von Comey ist ein taktischer Fehler, weil er Misstrauen nährt. Noch alarmierender ist dabei, welche Verachtung des demokratischen Systems Trump wieder einmal an den Tag legt. ... Nun muss man sich fragen, wie wehrhaft die amerikanische Demokratie ist. Wenn Trumps Parteigenossen aus Angst um die Macht zur Tagesordnung übergehen, ist das ein Sieg des Zynismus. Wenn sie aber einem Sonderermittler zur Russlandaffäre zustimmen, können sie der Demokratie und dem Image der Vereinigten Staaten doch noch einen Dienst erweisen.“
zur Homepage
Teilen auf
 
EL PERIÓDICO DE CATALUNYA (ES)

Trump in Nixons Fußstapfen

Der Fall des früheren Präsidenten Nixon sollte Trump eigentlich eine Warnung sein, bemerkt El Periódico de Catalunya:
„Im Weißen Haus gibt es Stimmen, die ein Ende der Ermittlungen zu den immer heftigeren Verdächtigungen in der Russlandaffäre fordern. Aber es ist im Gegenteil dringend notwendig, mit aller Ernsthaftigkeit zu prüfen, was an den bisherigen Vorwürfen dran ist. Sollte der Fall - mit all seinen merkwürdigen, die nationale Sicherheit der USA berührenden Aspekten - jetzt ad acta gelegt werden, würde das lediglich das Misstrauen und die Unsicherheit verstärken. Auch Nixon wollte die Watergate-Affäre unter den Teppich kehren. Und sieben Monate nachdem er denjenigen entlassen hatte, der gegen ihn ermittelte, musste der Präsident das Weiße Haus verlassen.“
zur Homepage
Teilen auf
 
HELSINGIN SANOMAT (FI)

Ein riskanter Schritt

Nun droht Trump auch Gegenwind aus den Reihen der Republikaner, prophezeit Helsingin Sanomat:
„Es geht jetzt nicht mehr nur um die Aufklärung von Einflussversuchen und Abhängigkeiten, sondern um das Fundament des US-amerikanischen Rechtsstaats. Viele Republikaner haben sich bereits über die Aktivitäten der Russen in Trumps Wahlkampf gewundert. Doch sein Versuch, eine behördliche Untersuchung zu unterbinden, überschreitet nun bei einigen von ihnen die Grenze der Toleranz. Der Druck auf Trump, eine unabhängige Untersuchung der Russlandaffäre zuzulassen, wächst. Und gleichzeitig steigen die Spannungen zwischen einflussreichen republikanischen Senatoren und Trump. Der Präsident ist sowohl in der Außenpolitik als auch bei Ernennungen vom Senat abhängig. Die Republikaner haben im Senat aber nur eine knappe Mehrheit. Wenn sich jetzt die allgemeine Stimmung stärker gegen Trump wendet, könnten auch Senatoren eher bereit sein, sich gegen ihn zu stellen.“
Zum Originalartikel
Teilen auf
 
THE IRISH TIMES (IE)

So hält man seine Anhänger bei Laune

Mit der Entlassung Comeys inszeniert sich Trump einmal mehr als schlagkräftiger Macher, höhnt The Irish Times:
„Trump hat versprochen, dass von einem Tag auf den anderen endlich etwas geschieht: Millionen illegaler Einwanderer werden am ersten Tag seiner Amtszeit verhaftet. Muslimen wird die Einreise in die USA verwehrt. Eine schöne große Mauer erhebt sich am Rio Grande. Nur wollte die Realität seinen Befehlen nicht so recht Folge leisten. Trump und seine Anhänger brauchten einen Zuckerschub, einen berauschenden Erfolg, ein schnelles High. Trump hat stets instinktiv darauf gesetzt, dass es seine Fans glücklich machen wird, indirekt durch ihn zu leben. Seine Selbstbelohnung befriedigt auch die Wünsche seiner Fans. Für sie ist Trump so etwas wie die Erfüllung ihrer Sehnsucht: Ein Mann mit schrankenloser Macht, der sich nicht an die Regeln halten muss und der nach Lust und Laune jede und jeden entweder begrapschen oder feuern kann.“
Fintan O'Toole
Teilen auf
Zum Originalartikel
Wird sich Comey-Entlassung für Trump rächen?
Teilen auf

Keine Kommentare: