Donnerstag, 27. Mai 2021

euro|topics:


Urteil gegen Shell: Bricht sich der Klimaschutz Bahn?

In den Niederlanden haben Umweltschützer vor Gericht einen wichtigen Sieg errungen: Das Energieunternehmen Shell, das seinen Hauptsitz in Den Haag hat, muss seinen CO2-Ausstoß bis 2030 um 45 Prozent im Vergleich zu 2019 reduzieren. Damit wurde erstmals einem Konzern ein Klimaziel verordnet. Shell kündigte Berufung an, doch für Beobachter sind die Würfel bereits gefallen.

DE VOLKSKRANT (NL)

Ein Paukenschlag

Über ein Urteil für die kommenden Generationen jubelt De-Volkskrant-Kolumnistin Sheila Sitalsing:

„Das ist ein Paukenschlag. Der Auftrag zur CO2-Reduzierung greift sofort, und kann nicht durch immer neue Berufungsverfahren verzögert werden. ... Auf allen anderen Vorstandsetagen wird man nun besorgt mit der Rechtsabteilung konferieren, ob es nicht billiger ist, sofort ernsthafter für weniger CO2-Ausstoß zu sorgen, als einen unvermeidlichen Prozess abzuwarten. ... Hier und dort kann man aus greisen Kehlen Proteste hören, Klagen über moderne Sitten und 'aktivistische Richter', die 'auf dem Stuhl der Politik sitzen'. ... So muss es einst auch gewesen sein, als Frauen, Minderheiten und andere Benachteiligte ihre Rechte erkämpften.“

Sheila Sitalsing
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
FRANKFURTER RUNDSCHAU (DE)

Immer öfter richten es die Richter

Für die Frankfurter Rundschau hat das Gericht Rechtsgeschichte geschrieben:

„Der Fall Shell kann zum Präzedenzfall auch für viele andere Konzerne in Europa werden, die internationale Klimaabkommen nicht ernst nehmen. ... Tatsächlich sind es offenbar zunehmend die Gerichte, die den nötigen Klimaschutz durchsetzen, weil die von Industrielobbys eingemauerten Politikerinnen und Politiker das nicht schaffen ... Shell & Co. sind gut beraten, die Realitäten endlich anzuerkennen und den Umbau offensiv anzugehen.“

Joachim Wille
Teilen auf
zur Homepage
 
DE STANDAARD (BE)

Eigentlich gehört der Staat angeklagt

Dass hier der Falsche auf der Anklagebank saß, findet De Standaard:

„Können Richter Unternehmen zwingen, ein Abkommen zu befolgen, an dem diese nicht selbst beteiligt waren [das Pariser Klima-Abkommen]? Die strengen Maßnahmen, zu denen Shell gezwungen wird, stehen in starkem Kontrast zu beispielsweise den Super-Sonderangeboten von Ryanair, um für 5 Euro in die Sonne zu fliegen. ... So sehr einen das auch empört - müssen die Richter dagegen etwas unternehmen, wo es doch an politischer Tatkraft fehlt? Eigentlich sollten die Richter den Staat verurteilen, wegen fahrlässiger Unterlassung. Aber sie können natürlich niemanden verurteilen, der nicht angeklagt ist.“

Inge Ghijs

euro|topics: Ist Sars-Cov-2 doch ein Laborunfall?

 

Das Wall Street Journal hat mit einem Bericht die Theorie befeuert, dass Sars-Cov-2 aus einem chinesischen Labor und nicht von Fledermäusen stammen könnte. Grundlage ist ein unveröffentlichter US-Geheimdienstbericht. Demnach habe es schon im November 2019 auffällige Erkrankungen bei drei Mitarbeitern des Wuhan Institute of Virology gegeben. Alles Lüge, meint Peking - Europas Presse ist sich da nicht so sicher.

SONNTAGSZEITUNG (CH)

Hinweise sprechen dafür

Es ist tatsächlich wahrscheinlicher, dass Sars-CoV-2 nicht natürlichen Ursprungs ist, meint die SonntagsZeitung:

„Für die Zoonose genannte natürliche Herkunft spricht nur, dass frühere von Fledermäusen stammende Coronaviren zuerst Tiere befielen. Obwohl China in 31 Regionen über 80.000 Wildtiere untersuchen liess, wurde bisher in keinem einzigen Sars-CoV-2 nachgewiesen. … Die Laborthese stützen hingegen viele Indizien. So wurde in Wuhan in zwei Labors mit zweifelhaftem Sicherheitsausweis an neuartigen Coronaviren geforscht. Nach dem Ausbruch der Epidemie wurden chinesische Virenforscher mundtot gemacht und ihre Aufsätze vom Internet entfernt. Nicht einmal die WHO-Untersuchungskommission erhielt Zugang zu Dokumenten, die offene Fragen klären könnten.“

Martin Suter
Teilen auf
Zum Originalartikel
 
THE TIMES (GB)

Keine Aufgabe für Agenten

Die Frage, woher das Virus kommt, muss von Wissenschaftlern geklärt werden, findet The Times:

„Donald Trumps Unterstützer begrüßen die aktuelle Entwicklung, weil sie seine Entscheidung rechtfertigt, zu untersuchen, ob das Coronavirus aus dem Labor entkommen ist. Gestern bat die Biden-Regierung die Geheimdienste, die Bemühungen zu 'verdoppeln', um die Ursache für den Ausbruch aufzudecken. Die Wissenschaft ist jedoch das einzige Kriterium, das zur Beurteilung des Ursprungs des Virus herangezogen werden darf und bislang stützen die epidemiologischen und molekularen Beweise die Theorie eines 'Laborlecks' nicht. Aber die Geheimnistuerei und die Beschimpfungen aus Peking erschüttern das Vertrauen. China muss reinen Tisch machen und Überprüfungen zulassen.“

Zum Originalartikel
Teilen auf
 
HANDELSBLATT (DE)

Die Wahrheit wird wohl nie ans Licht kommen

Jetzt würde nur totale Transparenz helfen, schreibt das Handelsblatt:

„Das Reich der Mitte müsste internationalen Virologen, Immunologen, Epidemiologen und anderen Fachleuten alle Türen öffnen, alle Unterlagen aushändigen und sie mit allen Menschen zusammenbringen, die sachdienliche Hinweise geben können. Totale Transparenz wäre nötig. Danach sieht es nicht aus. China führt seine Politik der Verschleierung und Irreführung konsequent fort. ... Es steht zu befürchten, dass der Ursprung der verheerenden Corona-Pandemie in absehbarer Zukunft nicht ans Tageslicht kommen wird. Zum Schaden der Welt.“

Jan Dirk Herbermann
Teilen auf
zur Homepage
 
JUTARNJI LIST (HR)

Bedeutsame Wissenslücken bleiben

Chinas sture Haltung ist kontraproduktiv, kritisiert auch Jutarnji list:

„Immer mehr Wissenschaftler, auch diejenigen, die vorher die Theorie abgelehnt hatten, dass das Virus unkontrolliert aus einem Labor in Wuhan entkommen sei, fordern eine Fortsetzung der Untersuchung. Ihr Ziel ist, wie sie sagen, Wissenslücken zu schließen und den Kampf gegen das Virus zusätzlich zu erleichtern. ... Peking ist unnachgiebig und wie die Dinge stehen, werden wir nicht herausfinden, was genau sich im Labor in Wuhan abgespielt hat. Der Bericht der WHO vom März schloss, dass das Virus wahrscheinlich von Fledermäusen auf den Menschen über andere Tiere übertragen wurde. ... Das Wort 'wahrscheinlich' ist wichtig, wie auch die Vermeidung eines vollständigen Ausschließens eines menschlichen Fehlers.“

Željko Trkanjec
Teilen auf
zur Homepage