Samstag, 30. September 2023

Hans-Jürgen Papier: „Deutschland zwischen Covid und Klima – Grundrechte unter Vorbehalt?“

 Am 18. September 2023 fand in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund in Berlin eine Tagung zum Thema „Deutschland zwischen Covid und Klima – Grundrechte unter Vorbehalt?“ statt. Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Prof. Dr. Hans-Jürgen Papier, nahm ungewöhnlich deutlich zu den Verfehlungen der Legislative, Exekutive und Judikative, insbesondere des Bundesverfassungsgerichts, während der Corona-Pandemie Stellung.

Hans-Jürgen Papier begann seine Rede mit der Feststellung, dass die Corona-Pandemie eine außergewöhnliche Herausforderung des Rechtsstaates dargestellt habe. Dazu führte er aus: „Gesetzgebung und Verwaltung, aber mit Einschränkung auch die Judikatur – und ich möchte sagen insbesondere die des Bundesverfassungsgerichts – haben im Zusammenhang mit der Pandemiebekämpfung die Anforderungen des Rechtstaates nicht immer hinreichend beachtet und vor allen Dingen nicht durchgesetzt. Von der verfassungsrechtlichen Judikatur hätte man angesichts der weitgehenden und der länger währenden Einschränkungen der Freiheitsrechte, wie ich meine, eine frühzeitige und abgewogene Entwicklung verfassungsrechtlicher Maßstäbe erwarten können, welche die höchst unterschiedlichen Schweregrade der diversen Grundrechtseinschränkungen oder -beschränkungen angemessen berücksichtigten.“

Alle diese Fragen bedürften, so Papier, „unbedingt auch der rechtswissenschaftlichen Aufarbeitung“, damit der Rechtsstaat in künftigen ähnlichen Krisenzeiten auch unter juristischen Aspekten besser gewappnet sei. „Dem Staat bei der Pandemiebekämpfung ein undifferenziertes, ein allgemeines und letztlich unbegrenztes verfassungsrechtliches Plazet für Freiheitsbeschränkungen und Grundrechtssuspendierungen jeder Art und jeden Ausmaßes zu erteilen, wie das ja in der Praxis geschehen ist, entspricht jedenfalls nicht unserer rechtsstaatlichen freiheitlichen Ordnung.“

Explizit vertritt Papier die Ansicht: „Nach dem Motto zu verfahren, die Not kenne kein Gebot oder der Zweck, der gute Zweck oder der vermeintlich gute Zweck heilige jedes Mittel, scheint auch in diesem Land bisweilen hintergründig die Politik zu bestimmen. So äußerte der Bundeskanzler Olaf Scholz während der Pandemie, bei der Pandemiebekämpfung gäbe es keine roten Linien. Meine Damen und Herren, in einem freiheitlichen Verfassungsstaat sollten solche Überlegungen selbst in Notzeit, selbst in Krisenzeiten eindeutig zurückgewiesen werden. Es steht ja völlig außer Zweifel, dass die Grundrechte des Grundgesetzes auch in Zeiten von Krisen oder Notzeiten gelten oder gelten müssen.“

Weiter konstatierte Papier: „Auch die grundsätzlich berechtigten Forderungen nach effektiven staatlichen Präventionsschutzmaßnahmen oder – nehmen wir das andere Thema – oder etwa nach einer besseren oder effektiveren Klimapolitik rechtfertigen nicht eine antidemokratische Regierungsstruktur, das heißt die Suspendierung oder folgende Suspendierung, zeitweilige Suspendierung der Freiheitsrechte zugunsten eines auf Obrigkeit, Reglementierung, Überwachung und eines die freien Bürgerinnen und Bürger dieses Landes letztlich als Untertanen behandelnden Fürsorgestaates.“

Papier scheute sich nicht, einen persönlichen Eindruck zur Corona-Pandemie wiederzugeben: „Mich haben schon die autoritären Versuchungen überrascht, mit denen nicht nur die Politik aufgewartet hat, sondern [die] beispielsweise auch im intellektuellen Bereich anzutreffen waren.“ Er stellte fest: „Der liberale freiheitliche Rechtsstaat darf eben nicht einem Staat geopfert werden, der – wenn auch aus hehren Gründen – Bürgerinnen und Bürger mit einer Flut von Geboten und Verboten überzieht.“

Das sei, so Papier, nicht nur eine Frage des Verfassungsrechts, des verfassungsrechtlichen Gebots der Verhältnismäßigkeit, sondern auch eine Frage des praktischen Nutzens, denn „je mehr Gebote und Verbote es gibt, desto stärker schwillt die staatliche Bürokratie an, die aber trotzdem der Normenflut nicht Herr werden kann“. Das wiederum schwäche das Vertrauen der Menschen in die Handlungsfähigkeit des demokratischen Rechtsstaates wie auch in die Funktionsfähigkeit und die Rechtlichkeit seiner Rechtsordnung. Vor hektisch betriebenen und nicht hinreichend durchdachten Katalogen von Ge- und Verboten könne man daher nur warnen.

Mit dem Gewicht seiner ehemaligen Funktion als Präsident des höchsten deutschen Gerichts schließt Hans-Jürgen Papier mit den Worten: „Ein Staat, der alle persönlichen Risiken seinen Bürgerinnen und Bürger abzunehmen versucht, wird selbst zum Risiko für den Rechtstaat.“ Es sei nicht Aufgabe des Staates, seiner Gesetzgebung, seiner Exekutive, aber auch nicht seiner Judikative, „den Menschen im Einzelnen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben und was sie zu denken haben“. (https://www.nachdenkseiten.de/?p=104495 30.9.23)

Mittwoch, 27. September 2023

Rückstand der deutschen Automobilindustrie bei der Produktion von E-Autos

"Markus Lienkamp, Professor am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TU München, erklärt, dass chinesische Autohersteller im Gegensatz dazu in den vergangenen Jahren im Bereich der Elektromobilität viel investiert und zahlreiche Produktionsstätten im eigenen Land aufgebaut haben, während in Europa die Entwicklung etwas verschlafen worden sei.

Bei den Batterien läuft Europa Asien eher hinterher. Hier müssen wir jetzt erst Fabriken aufbauen, die Massenfertigung hinbekommen, Kosten senken, Lieferketten aufziehen und Rohstoffe einkaufen. - Markus Lienkamp, Technische Universität München

Eine lokale Produktion von E-Autos sei deshalb so wichtig, da "der Transport von Batterien ziemlich teuer ist und locker zehn Prozent des Preises von Akkus ausmacht", sagt Lienkamp. Zudem sei auch die Überführung von Fahrzeugen "nicht ganz unkritisch": Gerieten nämlich auf einem Schiffsfrachter E-Autos in Brand, könne das Feuer schwer gelöscht werden. Dadurch stiegen zum Beispiel die Versicherungskosten.

 Elektroautos muss man im Prinzip schon weitgehend lokal produzieren, weil diese Transportwege schwierig sind. Markus Lienkamp, Technische Universität München"

Brand der "Fremantle Highway": Wie gefährlich sind E-Autos auf Frachtern?

Brandgefahr in Parkhaus und Co.: Wie sicher Batterien von E-Autos sind

ZDF 25.9.23

Mittwoch, 20. September 2023

Zur gegenwärtigen weltpolitischen Konstellation

"[...] Der Brics-Gipfel im August in Südafrika hat gezeigt, dass der Globale Süden dem Takt des Westens nicht mehr folgen mag, egal, in welchen Fragen. Putin isolieren sie nicht. Und zwar betonen Indien, Brasilien, Südafrika und auch China ihren Wunsch nach Frieden, doch ihre Initiativen vertreten teils offen Russlands Positionen. Und auf dem G20-Gipfel in Indien, wo ebendiese Länder mit den westlichen Industrienationen zusammenkommen, wird die Verständigung auf Gemeinsamkeiten immer fragiler.
 Die Orchestrierung der Generaldebatte mit der langen Rednerliste, in der zwischen Biden und Selenskyj von der Türkei über Portugal bis Südafrika die Komplexität der weltweiten Interessen im Viertelstundentakt vorgetragen wird, legt alle Nuancen des Ringens um Frieden offen. Und auch die Frustration darüber, dass Putin mit seinem Angriffskrieg im zweiten Jahr die anderen zentralen globalen Themen zwar nicht gänzlich verdrängt, aber marginalisiert. [...]" (ZEIT 19.9.23)

Dienstag, 19. September 2023

Jonas Tögel: Kognitive Kriegsführung. Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO

 https://www.westendverlag.de/buch/kognitive-kriegsfuehrung/

Leseprobe

Harald Martenstein über Jugendsünden

"[...] Wenn nun irgendwer käme und mich mit einer Ungeheuerlichkeit von damals konfrontierte, etwa mit so was wie dem Satz "Konterrevolutionäre gehören an die Wand gestellt", den ich angeblich auf einem Flugblatt geschrieben hätte, was würde ich tun?

Vermutlich würde ich erst mal alles abstreiten, und zwar guten Gewissens. So denke ich nicht mehr, seit ich denken kann. Falls die Belege eindeutig sind, würde ich mich distanzieren, was sonst. Aber die vielleicht von mir geforderte Zerknirschung könnte ich nur als Schauspiel darbieten, so richtig fühlen könnte ich sie nicht. Nachdem du dich längst innerlich distanziert hast von dir und seit Jahren das Gegenteil sagst, kannst du die Uhr schwer zurückdrehen und plötzlich frisch empört sein.

Ich könnte auch nicht den Jungen von damals unter dem Jubel des Publikums mit Dreck bewerfen. Er wusste es nicht besser, böse war er nicht. Er wollte halt dazugehören. Ich bin immer noch dieser Junge und gleichzeitig längst ein anderer. Im Laufe des Lebens verschwindet manchmal ein Ich und wird zur Erinnerung an dieses frühere Ich. [...]

Im Übrigen ist das Leben ein Langstreckenlauf. Es ist nicht so wichtig, wie du vom Startblock wegkommst, wichtiger ist, mit welcher Haltung du auf die Zielgerade einbiegst."

ZEIT-Magazin 13.9.23


euro|topics: Agrarexporte: Ukraine im Streit mit EU-Nachbarn

 


Die Ukraine hat Polen, Ungarn und die Slowakei vor der Welthandelsorganisation (WTO) verklagt. Das am Freitag verkündete Festhalten dieser Länder an Einfuhrbeschränkungen für ukrainische Agrarprodukte sei rechtswidrig. Brüssel hatte zuvor die im Mai verhängten Beschränkungen auslaufen lassen, die einzelnen EU-Staaten dabei helfen sollten, sich vor billigen Lebensmittelimporten aus der Ukraine zu schützen.

CORRIERE DELLA SERA (IT)

Spaltung vermeiden

Die USA haben kein Interesse daran, dass die einheitliche westliche Haltung durch solche Streitigkeiten geschwächt wird, erklärt Corriere della Sera:

„In der Frage des ukrainischen Weizens gibt es einen Konflikt innerhalb der Europäischen Kommission, die am Freitag die Aufhebung der Ausfuhrbeschränkungen für ukrainisches Getreide nach Bulgarien, Polen, der Slowakei, Ungarn und Rumänien anordnete; drei dieser Länder (Polen, Ungarn und die Slowakei) weigerten sich jedoch, die Beschränkungen aufzuheben, woraufhin Kyjiw ankündigte, sie bei der Welthandelsorganisation zu verklagen. Die Amerikaner wollen aber nicht, dass die europäische Front gespalten wird.“

Viviana Mazza
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TYGODNIK POWSZECHNY (PL)

Menschen sind schließlich keine Engel

Der EU-Marktzugang für ukrainisches Getreide wurde übereilt beschlossen, glaubt Tygodnik Powszechny:

„Die Ursünde war die Entscheidung der EU nach dem 24. Februar 2022, die Ukraine über Nacht und ohne Übergangsfristen im Agrarbereich [de facto] in den EU-Markt zu integrieren - eine Entscheidung, die einstimmig unter dem Eindruck der Invasion getroffen wurde. ... Dabei wurde außer Acht gelassen, wie konkurrenzfähig die ukrainische Landwirtschaft ist und dass sie nicht den EU-Vorschriften unterliegt, die, wie es im Scherz heißt, sogar die Form einer Banane regeln. Es ist, als ob man davon ausgeht, dass die Menschen Engel sind und die Regeln des Marktes ignorieren - die einem ja sagen, dass man sein Produkt am besten gleich hinter der Grenze verkauft (und auf der anderen Seite: billiger einkauft), anstatt es mühsam in die Welt zu schicken.“

Wojciech Pięciak
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HROMADSKE RADIO (UA)

Nach den Wahlen ändert sich der Ton wieder

Im Hromadske Radio erklärt Ivan Us, Chefberater des Zentrums für außenpolitische Studien am ukrainischen National Institute for Strategic Studies, warum er glaubt, dass Polen schon bald sein Embargo ukrainischer Güter aufheben wird:

„Mitte Oktober finden in Polen Wahlen statt. Ich habe den Eindruck, dass Polen, sobald sie abgehalten wurden, verkünden kann, dass es alle Verbote für ukrainische Waren aufhebt, weil 'die Ukraine für uns ein brüderliches Land ist, das wir unterstützen'. Aber erst einmal denken sie an die Wahlen und deren Ergebnisse.“

Ivan Us
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RZECZPOSPOLITA (PL)

Rumänien läuft Polen den Rang ab

Die PiS verspielt Polens Rolle als wichtigster Verbündeter der Ukraine, kommentiert Rzeczpospolita:

„Die Lebensader der ukrainischen Wirtschaft führt jetzt durch [den rumänischen Hafen] Constanta. Seit Anfang des Jahres wurde so viel Getreide aus der Ukraine über den Schwarzmeerhafen umgeschlagen wie im gesamten letzten Jahr. ... Die rumänische Regierung hat dafür Subventionen von der EU erhalten. ... Die Bemühungen Bukarests werden aber auch von Washington begrüßt. Es sucht langsam nach einem alternativen Verbündeten für die Ukraine, weil es nicht sicher ist, inwieweit es auf Polen zählen kann. Schließlich lebt der ukrainische Staat, abgesehen von den Subventionen der EU und der USA, von seinen Exporten, von denen der Löwenanteil auf den Verkauf von Lebensmitteln entfällt.“

Jędrzej Bielecki
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Freitag, 15. September 2023

Ein Aufbruch für Europa?

 

"Vor zwanzig Jahren haben der deutsche Philosoph Jürgen Habermas und sein französischer Kollege Jacques Derrida zusammen mit anderen europäischen Intellektuellen eine ehrgeizige Initiative gestartet: die Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit als Ausgangspunkt für eine grundlegend erneuerte Union und eine gemeinsame Identität. In einem Appell schlugen sie eine europäische Antwort auf die amerikanische Hegemonie vor, die sich damals durch den Irakkrieg offenbarte. Ihr Aufruf wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Libération veröffentlicht und es hieß darin, dass die Zeit gekommen sei, “Europas Rolle in der Welt neu zu definieren".
 
Der Krieg in der Ukraine und die Rolle, die Europa darin spielt oder spielen möchte, machen diesen Aufruf heute dringender denn je. Gemeinsam mit unseren Partnern von Eurozine haben wir europäische Persönlichkeiten, darunter ukrainische, gebeten, sich dieser Herausforderung zu stellen. Das Ergebnis ist eine Reihe von Artikeln, die sich auf die Diskussion von 2003 beziehen und in denen über die Möglichkeit einer "Wiedergeburt Europas" zwanzig Jahre später nachgedacht wird. [...]"

Freitag, 8. September 2023

euro|topics: G20-Gipfel: Neue Weltmacht Indien?

 

Übers Wochenende findet in Neu Delhi der G20-Gipfel unter dem Motto "Eine Erde - eine Familie - eine Zukunft" statt. Putin und Xi haben ihre Teilnahme abgesagt und lassen sich vertreten. Indiens Premier Modi präsentiert sein Gastgeberland unterdessen stolz als "größte Demokratie der Welt" und betont, dass es China zudem als bevölkerungsreichstes Land abgelöst habe. Europas Presse beleuchtet Indiens Ambitionen.

GAZETA WYBORCZA (PL)

Keine Stimme für die Ärmeren

Gazeta Wyborcza sieht das geschönte Spektakel als Widerspruch zum Anspruch Indiens, als Stimme des globalen Südens aufzutreten:

„Die Verschönerung der Hauptstadt ist seit Monaten im Gange. Die Welt soll sie aufgeräumt, blumenübersät und vor allem ohne Slums sehen. Deren Bewohner werden von der Polizei brutal auf die Straße geworfen, und Bautrupps reißen die schäbigen Häuser sofort ab. Die Regierung leugnet zwar, dass die 'Aufräumarbeiten' in den Slums mit dem Gipfeltreffen zusammenhängen, aber die westlichen Medien bemerken, dass Indien sich seiner großen sozialen Gegensätze und seiner Armut schämt und alles tut, um sie zu verbergen. Und dass Modi während des Gipfels im Namen des ärmeren Teils der Welt sprechen wird, während seine Polizei die Armen in Delhi brutal behandelt.“

Maria Kruczkowska
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LA STAMPA (IT)

Zwischen allen Bündnissen

Die Einordnung der indischen Außenpolitik ist schwierig, analysiert La Stampa:

„Modis Vision ist die eines Staates, der seine nationalen Interessen durchsetzt, ohne sich für eine Seite 'entscheiden' zu müssen. … Ein bündnisübergreifendes Land, das Mitglied der Brics, aber auch der Quad (zusammen mit den USA, Japan und Australien) ist; ein strategischer Rivale Pekings, der sich jedoch durch ein ausgeprägtes Anti-Westlertum auszeichnet; ein Unterstützer der territorialen Integrität der Ukraine, der jedoch nicht bereit ist, Moskau zu sanktionieren. Kurz gesagt, ein Indien, das die Tradition der blockfreien Staaten im Kalten Krieg wieder aufleben lässt, sie aber radikal neu interpretiert.“

Nathalie Tocci
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DIE PRESSE (AT)

China hat Vasallen, keine Verbündeten

Keine Grundlage für gemeinsame Strategien von China und Indien sieht Die Presse:

„Die Autokraten Xi und Modi verbindet außer antiwestlicher Ressentiments rein gar nichts, im Gegenteil: Die beiden asiatischen Atommächte, deren ungelöster Grenzkonflikt am Himalaja gerade erst wieder gefährlich aufgeflammt ist, sind erbitterte geopolitische Rivalen. ... Ein Bündnis der Autokraten kann kaum funktionieren, weil es in sich ein Widerspruch ist. Ethnischer Nationalismus ... ist ausgrenzend und exklusiv: Diese chauvinistischen Regimes sind getrieben von Paranoia und Verfolgungswahn, die in fremden oder kritischen Mächten eine existenzielle Gefährdung sehen. Sie verfolgen krankhaft Eigeninteressen und sind daher niemals zuverlässige Partner. ... China hat Vasallen, keine Verbündeten.“

Susanna Bastaroli
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LE FIGARO (FR)

Sicherheitsrat und G20 erweitern

Die Abgeordnete Anne Genetet von Macrons Renaissance-Partei fordert in Le Figaro:

„Frankreich und Indien sollten in den nächsten Tagen eine Reihe gemeinsamer Initiativen ergreifen, um die 'Global Governance' zu reformieren, damit sie repräsentativer und effektiver wird. Ich unterstütze den Vorschlag Indiens, die Afrikanische Union in die G20 aufzunehmen. … Angesichts der internationalen Lage und der Angriffe auf die westlichen Interessen und Werte muss dieser Beitritt so schnell wie möglich erfolgen. Der G20-Gipfel in Neu Delhi bietet sich dafür an. Im Anschluss daran könnten Frankreich und Indien ihren Vorschlag, den Sicherheitsrat um Indien, sowie Vertreter aus Afrika und Lateinamerika zu erweitern, in die Debatte der UN-Generalversammlung einbringen.“

Anne Genetet
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JINOV SVET (SI)

Welcome to Bharat!

Bei offiziellen Einladungen für ein G20-Staatsbankett am Samstag wurde das Wort Indien durch das Wort Bharat aus dem Sanskrit ersetzt. Sašo Ornik sieht das auf seinem Blog Jinov Svet positiv:

„Vielleicht ist die Überlegung, den Namen des Landes zu ändern, ein Zeichen dafür, dass es sich um eine erwachsene Gesellschaft handelt, die auf eigenen Füßen stehen will. ... Natürlich stellt sich die Frage, ob Bharat ein passender Name ist, da er zu Kritik geführt hat. Die Regierungspartei BJP gilt als nationalistisch und steht dem islamischen Erbe eher feindlich gegenüber. ... Obwohl ich an Indien gewöhnt bin, fände ich es persönlich gut, wenn es eine Namensänderung gebe. Es geziemt einer Großmacht, selbst zu entscheiden, wie sie sich nennt, und nicht Gefangener der Kolonialzeit zu bleiben.“

Sašo Ornik
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