Freitag, 24. Februar 2017

Wie stark ist das Gespann Macron-Bayrou?

Mit einem Treffen in Paris haben Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron und François Bayrou ihr Bündnis für die Wahlen im Frühjahr besiegelt. Bayrou, Vorsitzender der Zentrumspartei MoDem hatte angeboten, auf eine eigene Kandidatur zu verzichten, um Macrons Chancen zu erhöhen und einen Sieg Marine Le Pens zu verhindern. Kommentatoren zufolge könnte dieser Plan aufgehen, dabei allerdings ungünstige Auswirkungen auf Frankreichs Politik haben.
HANDELSBLATT (DE)

Auch Macron wäre Bruch mit dem Establishment

Dass Macron ausreicht als Zeichen des Protests und sich die Wähler deshalb für ihn und nicht für Le Pen entscheiden, hofft das Handelsblatt:
„Wieder einmal ist die Triebkraft eine Mischung aus teils verständlichem Frust der Wähler über die etablierte Politik und strukturelle Probleme, aus der schieren Lust am Protest und aus der Schwäche der politischen Gegner. Deshalb ist der Schritt des bürgerlichen Politikers François Bayrou zu begrüßen, nicht als weiterer Kandidat anzutreten, sondern sich zwei Monate vor der bedeutenden Wahl hinter einen der demokratischen Kandidaten zu stellen. … Die Rückendeckung Bayrous dürfte Macron spürbar stärken. Die Angst der Investoren vor einem politischen Unfall sinkt bereits wieder leicht. Ein Präsident Macron wäre ebenfalls ein Bruch mit dem Establishment: ein 39 Jahre alter Ex-Investmentbanker, der nie in ein politisches Amt gewählt wurde und versucht, die Grenzen zwischen den Sozialisten und Konservativen aufzusprengen. Vielleicht reicht das als Protest.“
Nicole Bastian
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L'OPINION (FR)

Politische Landschaft zersplittert immer mehr

Besorgt über das Gespann Macron-Bayrou zeigt sich L’Opinion und erklärt, dass sich das politische Spektrum Frankreichs, das mit dem erstarkenden Front National in den vergangenen 15 Jahren drei statt zwei starke Lager aufwies, weiter aufzuspalten droht:
„Dieses Dreiergespann verwandelt sich - möglicherweise - gerade in eine Quadriga aus einer extremen Rechten, einer republikanischen Rechten, einem sozialdemokratischen linken Zentrum und einer Protestlinken. Die beiden letzteren Lager teilen sich die Überreste der zersplitterten Sozialisten auf. Und natürlich setzt das neue Paar Macron-Bayrou genau dort an: Sie wollen die Sozialdemokratie zum Sieg führen. Bei der Präsidentschaftswahl kann dieses Kalkül aufgehen, für die Parlamentswahl [im Juni] stellt es enorme Risiken dar. Und hierin liegt die Widersprüchlichkeit dieses Unterfangens: zu glauben, dass aus vier in etwa vergleichbaren Kräften eine Mehrheit entstehen kann.“
Nicolas Beytout
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THE IRISH INDEPENDENT (IE)

Wirtschaft boomt trotz aller Unsicherheit

Darauf, dass Frankreich ungeachtet des Terrors und möglicher dramatischer innenpolitischer Veränderungen einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnet, weist The Irish Independent hin:
„Kein anderes westeuropäisches Land hat in der jüngsten Zeit so viele wirklich schlimme Terroranschläge überstehen müssen wie Frankreich. Doch abgesehen von einem gewissen Rückgang bei den Besucherzahlen sind kaum gesamtwirtschaftliche Auswirkungen feststellbar. Außerdem legen die aktuellsten Daten nahe, dass die französische Wirtschaft 2017 nicht nur an Wachstum zulegt, sondern möglicherweise sogar bald schneller wächst als die deutsche. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil in zehn Wochen eine neue Präsidentin in den Elysée-Palast in Paris einziehen könnte, die nicht nur einen EU-Austritt Frankreichs, sondern auch einen Ausstieg aus dem Euro anstrebt. Genau das sind die Forderungen von Front-National-Kandidatin Marine Le Pen.“
Dan O'Brien
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