Den meisten, die hier lesen ist geläufig, dass das Wissen der Antike jahrhundertelang fast nur im Orient (darunter auch im Oströmischen Reich) überliefert und fortentwickelt wurde.
Umso bestürzender ist zu lesen, was Martin Gehlen heute in der Frankfurter Rundschau darüber zu berichten weiß, "Wie ein Kulturraum der Menschheit zerbricht":
In der Golfregion gibt es "zwei Dutzend Buchhandlungen", in der gesamten arabischen Welt werden für 22 Nationen mit 360 Millionen Einwohnern "pro Jahr etwa 15 000 bis 18 000 Bücher" produziert, "in der Regel in Auflagen zwischen 1000 und 3000 Exemplaren. Das entspricht in Europa der Jahresproduktion von Rumänien".
Was das politisch bedeutet, im einzelnen zu beurteilen, ist nicht leicht; aber es hilft zu erklären, weshalb der "Arabische Frühling" die fatalen Folgen der Irakkrieges von Bush junior nicht beseitigen konnte, sondern noch verschärft hat.*
Ähnliches schrieb Gehlen schon 2015 in der Südwest Presse und 2014 in der Stuttgarter Zeitung. Dort ist auch schon einiges von dem nachzulesen, was Gehlen in der FR darüber hinaus über die politischen und religösen Zusammenhänge zu schreiben weiß:
"Die schwarzen Dschihadisten verbreiten überall, wo sie auftauchen, Horror und Verwüstung. Der Arabische Frühling dagegen, der noch vor drei Jahren die Welt in seinen Bann schlug, wirkt wie ein Traum aus fernen Tagen. Stattdessen erfahre der Nahe Osten mit der blutrünstigen Expansion des "Islamischen Kalifates" eine Zäsur, die Dimensionen einer historischen Kernschmelze habe" (Südwest Presse 2015)
„Junge Araber erleben die Offensive des Islamischen Staates als lang ersehnte Genugtuung – auch gegen den Westen und dessen andauernde Dominanz in ihren Heimatländern. Aus Europa und den Vereinigten Staaten reist der sunnitische Nachwuchs scharenweise nach Syrien und Irak, um bei dem hyperradikalen „Awakening“ ihres Islam mit dabei zu sein. [...] Wir Araber sollten uns nichts vormachen“, bilanzierte dann auch Hisham Melhem, eine der ganz wenigen selbstkritischen Stimmen und Studioleiter des Senders Al-Arabija in Washington. „Die arabische Zivilisation, die wir gekannt haben, ist so gut wie verschwunden.“ (Stuttgarter Zeitung 2014)
*"Die Wurzeln des "Islamischen Kalifats" liegen vielmehr in dem Post-Saddam-Hussein-Irak, den Amerikaner, Engländer [...] erzwungen haben." (FR 1.2.17)
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