Nach extremen Niederschlägen sind mehrere Länder in Mittel- und Osteuropa von schweren Überschwemmungen betroffen. In Rumänien, Tschechien, Österreich und Polen gab es bereits Todesopfer, weitere Menschen werden vermisst. Ganze Ortschaften müssen evakuiert werden, hunderttausende Bürger sind ohne Strom. Europas Presse debattiert darüber, was jetzt zu tun ist, was man besser auf später verschiebt und was bereits getan wurde.
Jedes Jahrzehnt eine Jahrhundertkatastrophe
Die Kleine Zeitung warnt:
„Was wir hier bezeugen müssen, ist die Folge des menschenverursachten Klimawandels. Es tritt ein, was Forscher mit hoher Präzision vorhergesagt haben: Extremereignisse werden häufiger und stärker. Was einst eben alle 100 Jahre auftrat, sucht uns nun bereits fast einmal im Jahrzehnt heim. Und wir halten erst bei einer globalen Erwärmung von rund 1,4 Grad. Noch in diesem Jahrhundert werden es schlimmstenfalls mehr als 4, mit allen katastrophalen Konsequenzen. Es bleibt unsere Entscheidung: Steuern wir um, oder folgen wir lieber den Märchenerzählern, die den Klimawandel und seine Ursachen weiter leugnen.“
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Österreicher setzen trotzdem auf Klimaleugner
Die Auswirkungen des Klimawandels haben in Österreich kaum Einfluss auf die Wahlen, klagt Der Standard:
„Zwei Wochen vor der Wahl führt die FPÖ die Umfragen an, also jene Partei, die den menschengemachten Klimawandel leugnet, in ihrem Wahlprogramm vor 'Klimahysterie' warnt und die jüngsten klimapolitischen Erfolge zunichte machen will. Der Kampf gegen alles vermeintlich Fremde – von Zuwanderung bis Transgenderpersonen – scheint bei Wahlen lohnender zu sein als jener gegen die Erderwärmung – trotz Hitzetoter, Unwetteropfer, zerstörter Häuser, vernichteter Ernten, Millionenschäden und Chaos. Die Mehrheit der Bevölkerung scheint politisch immun gegen die Klimakrise zu sein. Weggespülte Straßen lassen sich offenbar leichter ertragen als ein 100-km/h-Tempolimit auf der Autobahn.“
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Parteienstreit bitte pausieren
Politische Anfeindungen sind jetzt fehl am Platz, fordert Gazeta Wyborcza:
„Offenbar sind Polens Politiker nicht reif genug, angesichts von Katastrophen die Parteilogik zu überwinden, weniger zu reden oder gar zu schweigen. Kaczyński [PiS] hat offenbar beschlossen, dass seine Wähler eine stetige Dosis Hass brauchen, und serviert sie ihnen ohne Rücksicht auf die Umstände. Schlecht sieht auch aus, dass sich die Politiker der Bürgerkoalition mit dem Präsentieren von Pegelständen überbieten, die belegen sollen, dass die PiS [während ihrer Regierungszeit] den Bau von Hochwasserschutzanlagen vernachlässigt hat. Priorität hat jetzt die effiziente Evakuierung der Bewohner. ... Die Aufarbeitung wird warten müssen, bis das Wasser zurückgegangen ist.“
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Debatte über richtiges Handeln jederzeit führen
Politische Kritik muss gerade auch in einer Notlage möglich sein, kontert wPolityce:
„Politik steht nicht im Widerspruch zu Hilfe und Solidarität. Schließlich geht es in der Politik nicht um bloßes Gerede, sondern um Effizienz und Handlungsfähigkeit. ... Es hat sich die völlig idiotische Vorstellung herausgebildet, dass es in der Politik nicht um das Lösen von Problemen geht, sondern darum, über sie zu reden. Je heißer und emotionaler diese Pseudodebatten werden, desto mehr soll das beweisen, dass es genau darum in der Politik gehe. Nichts dergleichen. Das ist nur der schmutzige Schaum um die Politik herum.“
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Behörden funktionieren besser als je zuvor
Die aktuelle Flutkatastrophe in Tschechien wird trotz aller Schäden sehr viel besser bewältigt als vergleichbare Ereignisse 1997 und 2002, lobt Hospodářské noviny:
„Das Warnsystem wurde unglaublich verbessert. Hydrologen, Land, Regionen und Kommunen tauschen Informationen schnell aus und präzise Informationen erreichen die Bürger ebenso schnell. Natürlich kann es zu Fehlern kommen, wie zum Beispiel in Bohumín, wo das Wasser doppelt so stark anstieg wie vorhergesagt. Was aber sicher nicht noch einmal passieren kann, ist das, was 2002 geschah, als der damalige Prager Bürgermeister Igor Němec behauptete, 'die Situation sei ganz ausgezeichnet', und wenige Stunden später strömte Wasser durch die Tunnel der Prager U-Bahn.“
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In der Gefahr gibt es noch Solidarität
Der Einsatz vieler Bürger im Kampf gegen die Fluten zeigt doch, dass nicht alles im Land schlecht ist, freut sich die Süddeutsche Zeitung:
„Scharen von privaten Helfern stapeln Sandsäcke, assistieren notfalls Anwohnern dabei, sich und ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen, oder bringen den Einsatzkräften einfach Kaffee und Tee. Oftmals melden sich so viele Menschen, dass Städte und Landkreise eigene Koordinationsstellen für sie einrichten. ... Das ist eben nicht das Land, das die Schwarzmaler und Übelkrähen, die Schlechtrednerinnen und Dauernörgler in Talkshows und im Netz beschreien, nicht das Land der Selbstsucht, Ignoranz und Unfähigkeit. Es tut gut, sich das während der überreizten Debatten der Gegenwart vor Augen zu führen.“
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