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Die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie stellt Europas Wirtschaft und Gesellschaft auf eine harte Probe: Krankenhäuser müssen Patienten abweisen, ganze Branchen sind lahmgelegt, in vielen Ländern bleiben nun auch die Schulen geschlossen. Auch für die Bürger ist diese Situation eine Herausforderung. Kommentatoren loten die Veränderungen durch das Virus auf allen gesellschaftlichen Ebenen aus.
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Gegenseitiges Belauern
Upsala Nya Tidning befürchtet, dass die Krise dem blanken Egoismus Tür und Tor öffnet:
„Die psychologischen Effekte einer Pandemie sind in Film und Literatur vielfach beschrieben worden. Albert Camus' Klassiker 'Die Pest' verkauft sich in den letzten Wochen bestens. Wenn eine ansteckende Krankheit in großem Umfang ausbricht, kann ein schrittweises Abnehmen des Vertrauens in andere die Folge sein. Reiche verbarrikadieren sich in ihren Festungen, Halb-Reiche bekommen instinktiv Lust, sich im Sommerhaus einzuschließen. Die Übriggebliebenen schleichen zwischen Wohnung und Lebensmittelgeschäft hin und her und belauern sich: Ist da jemand angesteckt oder irgendwie seltsam? Hinzu kommt die Einsicht von der Endlichkeit der Ressourcen, wenn die Gesellschaft dicht macht. ... Nur fünf Büchsen Ravioli im Laden? Da nehme ich alle fünf, der Nachbar, der nach mir kommt, geht leer aus.“
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Grausame Selektion
In italienischen Krankenhäusern ist die Versorgungssituation jetzt schon kritisch. Alte Menschen werden dem Virus quasi ausgeliefert, klagt Kolumnist Ezio Mauro in La Repubblica:
„Ein Schritt weiter, und man kommt zu dem Prozess der 'Auslese' zwischen zu rettenden und nicht mehr zu rettenden Patienten. … Ärzte stehen jeden Tag vor solchen Entscheidungen, bewerten den Zustand des Patienten und die Fortsetzung der Therapien. Eine andere Sache aber ist die Generationsselektion, die hier stattfindet, ohne dass das Land innehält und versucht, den Konflikt zwischen Vätern und Söhnen zu begreifen; zwischen dem absoluten Wert eines Lebens und der Werteskala eines Virus, die das Alter zu einer Schuld oder einer Last werden lässt. … Das Virus betrifft zwar das Individuum, aber es greift auch die Gesellschaft an und schwächt deren Zusammenhalt.“
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Corona-Angst könnte die Menschheit verändern
Dnevnik sieht eine läuternde Wirkung der Coronavirus-Pandemie, die zufällig mit der großen orthodoxen Fastenzeit zusammenfällt:
„Die große [orthodoxe] Fastenzeit [vom 2. März bis 18. April] wird diesmal eine ganz besondere Herausforderung - sowohl für die Gläubigen als auch für die Ungläubigen unter uns. Die Angst vor dem Tod verwandelt sich von einem individuellen in ein kollektives Problem. Sie ist eine gemeinsame Bedrohung, die mehr von uns abverlangt als die physische Quarantäne von 40 Tagen. Die Frage ist nicht nur, was in den kommenden 40 Tagen mit uns allen und der Welt passieren wird. Genauso wichtig ist die Frage, wie uns diese Zeit des Leidens verändern wird. Welche Art von neuen Menschen werden hinter den Masken der Angst hervorkommen?“
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Eltern nicht alleine lassen
Nach der Schließung aller Schulen lässt Österreich die Eltern mit der Kinderbetreuung alleine, meint Die Presse:
„Es ist ein drastischer Schritt, den die Bundesregierung am Mittwoch mit der vorübergehenden Schließung aller Schulen gemacht hat. Wenn man sich aber die jüngsten Berichte aus Italien ansieht, ist dieser Schritt absolut richtig. ... Nicht in Ordnung ist es jedoch, wenn die Verantwortung, ob ein Kind daheim bleibt oder in die Betreuung geht, allein den Eltern umgehängt wird. ... Die Eltern sollen sich 'solidarisch' mit der älteren Generation zeigen, meint Bildungsminister Heinz Faßmann. Da wäre es schön, wenn sich die Regierung auch mit den Eltern und ihren Arbeitgebern solidarisch zeigen und genaue Regeln einführen würde, wann Arbeitnehmer daheim bleiben können und wer die Kosten dafür übernimmt.“
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Zölle und Einfuhrquoten aussetzen!
Mehr Solidarität täte jetzt auch der Wirtschaft gut, schreibt das Handelsblatt:
„Die USA und China könnten im beiderseitigen Interesse ihre Strafzölle aussetzen. Der britische Premierminister Boris Johnson könnte seine Drohung fallen lassen, die wirtschaftlichen Beziehungen zur EU Ende des Jahres notfalls zu kappen, sollte bis dahin kein Freihandelsabkommen ausgehandelt worden sein. Und alle WTO-Mitglieder sollten sich verpflichten, für die nächsten sechs Monate alle Importzölle, Einfuhrquoten oder Exportverbote für medizinische Hilfsmittel, Desinfektionslösungen und Seifen aufzuheben. Ein solches Zeichen internationaler Solidarität würde nicht nur die Finanzmärkte beruhigen, sondern auch den Spielraum für gezielte Steuersenkungen, staatliche Überbrückungshilfen für notleidende Firmen und mehr öffentliche Investitionen vergrößern.“
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Zur Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie hat die EZB neue Kredite für Banken angekündigt, um den Kreditfluss an die Wirtschaft zu stützen. Den Leitzins lässt sie unverändert. Brüssel setzt auf finanzielle Beihilfen von 7,5 Milliarden Euro, die später auf 25 Milliarden erhöht werden sollen. Kommentatoren sind skeptisch, ob diese Maßnahmen genügen.
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EZB darf Italien nicht im Stich lassen
Wie während der Finanzkrise 2012 muss die EZB alles in ihrer Macht Stehende tun, um vom Virus besonders betroffene Staaten zu unterstützen, appelliert The Irish Independent:
„Wenn der Abschwung in Italien tiefgreifend oder anhaltend ist, wird die Regierung in Rom möglicherweise keine Kredite mehr aufnehmen können, um den Ausbruch des Coronavirus zu bekämpfen und die öffentlichen Dienste am Laufen zu halten. Das darf nicht passieren. ... Mitte 2012 hielt der letzte Präsident der EZB, Mario Draghi, die damalige Krise in der Eurozone in Schach, als er 30 Monate nach ihrem Ausbruch erklärte, die Notenbank werde 'alles tun, was nötig ist'. Seine Nachfolgerin Christine Lagarde muss klar machen, dass auch sie 'alles' tun wird - und das so lange wie nötig -, um sicherzustellen, dass Italien und alle anderen Länder der Eurozone jene Geldmenge ausleihen können, die sie benötigen.“
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Währungshüter können Krise nicht lösen
Notenbanken sind die falschen Adressaten, wenn es um die Bekämpfung einer Gesundheitskrise geht, findet die Neue Zürcher Zeitung:
„So laut die Forderung nach einer geldpolitischen Reaktion auf die Corona-Krise auch sein mag, die vorhandenen Möglichkeiten sind eng beschränkt. Notenbanken können weder den Unterbruch globaler Wertschöpfungsketten reparieren, noch können sie den Konsum anheizen, wenn die Leute sich fürchten, das Haus zu verlassen. Eine Geldpolitik des Nichtstuns mag derzeit Mut erfordern, zumal man sich dem Vorwurf aussetzt, in Zeiten grösster Not die Hände in den Schoss zu legen. ... Man mag sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnt haben, dass stets die Notenbanken zu Hilfe eilten, wenn Schlimmes drohte. Wer Ähnliches auch heute erwartet, verkennt aber die Natur der Krise.“
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Macron weckt die schlafende EU
Europa müsse "stark und schnell" auf die Krise reagieren, forderte am gestrigen Donnerstag der französische Präsident Emmanuel Macron. Für La Stampa rüttelt Macron Europa endlich wach:
„Eine 'starke' europäische Antwort auf ein Virus, das keinen Pass hat: Das ist die Ohrfeige von Emmanuel Macron für ein Europa, das zögert. ... Die Beziehungen des französischen Präsidenten zu Italien waren oft schwankend. Gestern nicht. Vom Elysée-Palast kam die klare Botschaft der Solidarität mit Italien - ohne jemals unser Land zu erwähnen. Der Ball liegt jetzt bei Europa und dem Westen. Macron rief die G7 und Donald Trump aufs Spielfeld. Aber was kann man von einem Washington erwarten, das gerade seine Grenzen für EU-Bürger geschlossen hat? Es liegt an Brüssel, angemessen zu reagieren.“
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