"China will keinen Ausbau des Machtbereiches der Vereinigten Staaten in Ostasien. Darum kommt für Peking keine Maßnahme in Frage, die innerhalb der nächsten zehn Jahre auf einen Kollaps Nordkoreas, einen Regimewechsel und die rasche Vereinigung mit Südkorea hinausläuft. Langfristig geht China davon aus, die koreanische Halbinsel dominieren zu können; der Trend bei den wirtschaftlichen Abhängigkeiten beider Koreas unterstützt diese Annahme. China muss also nur abwarten und inzwischen einen unplanmäßigen Zusammenbruch Nordkoreas verhindern. Die Interessen der Vereinigten Staaten sind genau entgegengesetzt. Man weiß, dass Chinas militärische, wirtschaftliche und politische Macht wächst, und dass alles auf einen Kalten Krieg 2.0 hinausläuft. Dafür gilt es, sich eine möglichst vorteilhafte Ausgangsposition zu verschaffen. [...]
Ich verstehe die Frustration angesichts der beharrlichen nordkoreanischen Weigerung, sich dem Willen der fünf Siegermächte des 2. Weltkrieges zu beugen. Aber wenn wir tatsächlich die „Guten“ sind, also moralisch überlegen, dann stehen uns bestimmte Mittel einfach nicht zur Verfügung. Auch müssen wir mit unserer eigenen Propaganda aufpassen, dass Nordkorea nicht in die Rolle des David im Kampf gegen Goliath gerät. So viel Sympathie hätte das Regime wahrlich nicht verdient." Rüdiger Frank in faz.net 1.6.17
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