Diesmal beginnt er seine Reise in Kapstadt. Die folgenden Zitate entnehme ich der Besprechung in der Frankfurter Rundschau vom 5.5.2017:
"Auch Namibia mit seiner Hauptstadt Windhuk, die Bürgersteige voller fesch aufgebrezelter Sonntagsschüler, ist noch in Ordnung. Aber jenseits des großen Viehzauns, weiter Richtung Norden werden Armut und Hoffnungslosigkeit anstößig und die 'Landschaften der Verlassenheit' sind nur noch trostlos. [...] Nach einem deprimierenden Aufenthalt im absurd teuren und schwerst korrupten Luanda [...] bricht Paul Theroux seine Reise ab. [...] Es hat keinen Sinn mehr, weiter an unwirtlichen Vorortbrachen auf klapprige Busse zu warten, die von Betrunkenen gefahren werden, an Straßensperren desolate Kleinganoven zu bestechen, nur um weitere Slums von ausufernden Megastädten zu passieren, wo Horden junger Männer vor Langeweile und Perspektivlosigkeit nur auf leichte Beute wie den alleinreisenden Herrn aus Amerika zu warten scheinen.
Es kommt nichts mehr, was er nicht zur Genüge gesehen hat. Es ist eine Welt der Grobheiten, des Mülls, der Gewalt, ohne eine Zuflucht zur Melancholie. Ein Ort, wo man stirbt."
"Theroux' Müdigkeit - Resultat jener stundenlangen Busreisen bei Hitze und Gedränge, grummelndem Magen und beginnenden Herzschmerzen - schiebt sich keineswegs wohlfeil über das Erlebte, sondern gebiert intellektuelle Skrupel, die man auch so manch anderen, aufgekratzt pseudo-engagierten Büchern wünschen würde: Was außer befriedigtem westlichen Voyeurskitzel wäre denn gewonnen, das Ewiggleiche afrikanischer Stadt-Malaise zu beschreiben, sich danach wieder aus dem Staub zu machen oder in jede verfügbare Kamera hinein zu posaunen, wie dies die von Paul Theroux herzlich verachteten Alt-Popstars Bono und Sir Bob Geldof tun? "Einst begann ich mein Reisen, um unterschiedliche Landschaften und Menschen kennenzulernen, und nicht, um in immer neuen Varianten Großstadt zu erleben."
Dieses verstörende Buch, in dem keine einzige Zeile in Klischee oder Ressentiment rutscht, ist bei aller stilistischen Geschmeidigkeit ein einziger Widerhaken, der provoziert: zu genauer Lektüre, vielleicht ja sogar zu Widerspruch." (Deutschlandfunk)
Die Verlagsankündigung des Buches:"Nach zehn Jahren kehrt der 72-jährige Paul Theroux zurück in sein geliebtes Afrika – »das Königreich des Lichts« – und findet ein zerstörtes Paradies. Er will von Kapstadt aus durch Namibia und Angola nach Timbuktu reisen, doch mit jeder Meile nordwärts werden das Elend, die Korruption und seine Frustration über die Entwicklungen des 21. Jahrhunderts und die verheerenden Bemühungen der Hilfsorganisationen größer. Trotz aller Schönheit, der er jenseits der Städte begegnet und von der er mit Liebe und Humor erzählt, bricht er seine Reise ab und macht sich desillusioniert auf den Weg zurück nach Südafrika. Sein Buch erzählt auf sehr persönliche Weise von einem Kontinent im Niedergang und einem empfindsamen Menschen, dessen Erschütterungen sich unmittelbar auf den Leser übertragen. Eine Reise ins Herz der Finsternis." (Hoffmann und Campe)
Leseprobe
Seit vielen Jahren ist es offizielle Politik der Bundesrepublik Deutschland, die Ursachen der Fluchtbewegung aus afrikanischen Staaten zu bekämpfen. Doch was ist passiert?
Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Europa einerseits und Afrika andererseits beruhen immer noch auf der Ausnutzung von Kostenvorteilen bei Rohstoffen, bei billig produzierten landwirtschaftlichen Produkten, die den einheimischen Unternehmern wichtige Devisen, der armen Bevölkerung aber nur weniger Möglichkeiten, ein erträgliches Leben mit eigener Arbeit zu finanzieren, bringen.
Selbst der faire Handel ist in die Kritik geraten, weil er nur allzu oft keinen Weg aus der Armut zeigt.
Der Reiseschriftsteller aus den USA kann seine Reise abbrechen. Was für eine Perspektive aber bleibt der Jugend des Landes?
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