Montag, 13. Januar 2020

euro|topics: Zum USA-Irankonflikt


Flugzeugabschuss: Was ändert Teherans Geständnis?
Der Iran hat den versehentlichen Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs eingeräumt, das am Mittwoch in Teheran abgestürzt war. Wegen eines Kommunikationsfehlers habe man einen Angriff der USA vermutet. Wütend über die vom Regime zunächst verbreiteten Falschinformationen gingen Tausende Iraner auf die Straße. Kommentatoren diskutieren, was Teherans Eingeständnis für Europa bedeutet.
NOWOJE WREMJA (UA)

Fanatikern die Grenzen aufzeigen

Der Iran muss zur Rechenschaft gezogen werden, fordert Jurij Butussow, Chefredakteur von Zensor.net, in Nowoje Wremja:
„Verrückte religiöse Fanatiker haben von Putin Raketen erhalten und töteten damit 176 Menschen ... Die Ukraine muss mit anderen betroffenen Ländern den UN-Sicherheitsrat einberufen lassen und sollte eine internationale Untersuchungskommission einsetzen, um den kriminellen Angriff auf das ukrainische Flugzeug zu untersuchen. ... Die iranische Führung ist nicht nur für Befehle an ihre wenig adäquat handelnden Truppen verantwortlich. Sie hat den Luftraum nicht geschlossen und damit unser Flugzeug dem Angriff ausgesetzt. Und dafür müssen sie die Verantwortung tragen. Die Ukraine muss den religiösen Fanatikern eine Lektion erteilen.“
Jurij Butussow
Teilen auf
Zum Originalartikel
THE DAILY TELEGRAPH (GB)

Europa war zu blauäugig

Alle Vorbehalte gegen den Iran bestätigt sieht The Daily Telegraph:
„Wie konnten Barack Obama und seine Verbündeten - zu den leider auch Großbritannien gehörte - nur glauben, dass eine Diktatur, die in so umfangreichem Maß Lügen verbreitet und ihre eigenen Bürger ermordet, so viel Geld einsteckt, ohne ein bisschen davon in die Entwicklung eines Atomwaffensystems zu investieren? Auch wenn behauptet werden kann, dass sich der Iran formell an das Abkommen gehalten hat, so testete das Land doch weiter Raketen, die theoretisch zum Transport von Sprengköpfen eingesetzt werden könnten, sobald das Regime sein Atomprogramm wieder hochfährt. Donald Trump hat viele Fehler, aber er verdient Anerkennung dafür, dass er dem Regime kein Vertrauen schenkte.“
Zum Originalartikel
Teilen auf
DER STANDARD (AT)

Die Straße zeigt mit dem Finger auf Chamenei

Seine Unfähigkeit und sein Zynismus könnten das iranische Regime zu Fall bringen, mutmaßt Der Standard:
„Die Illusion einer nationalen Einheit, die das Regime nach der extralegalen Tötung von General Ghassem Soleimani durch die USA herstellen konnte, ist verpufft. Auch diese Inszenierung war durch die Massenpanik beim Begräbnis Soleimanis in Kerman, bei der dutzende Menschen starben, ja bereits blutbefleckt. Und nun wird sie durch die Opfer der abgeschossenen Boeing vollends zerstört. ... Die iranischen Medien wandten sich am Sonntag scharf gegen 'die Verantwortlichen' für den Abschuss – meinten damit jedoch andere als die Demonstranten. Jene in der Kommandokette, die die falschen Entscheidungen getroffen haben, werden wohl bestraft werden. Aber die Straße zeigt direkt auf das System und dessen obersten Repräsentanten, Ali Chamenei.“
Gudrun Harrer
Teilen auf
Zum Originalartikel
AKTUALITY.SK (SK)

Vorhaltungen gegen den Iran sind unfair

Aktuality.sk hält es für ungerechtfertigt, den Abschuss des Flugzeuges nahe Teheran mit dem von MH 17 über der Ukraine zu vergleichen:
„Das Flugzeug bei Teheran wurde von Raketen getroffen, weil die Iraner einen Angriff der USA vermuteten. Das war keine Paranoia - es waren die USA, die den Konflikt auslösten, als sie General Soleimani unter Verstoß gegen das Völkerrecht ermordeten. ... Nein, die 176 Opfer werden nicht wieder lebendig. Aber die Art und Weise, wie der iranische Präsident Hassan Rohani reagiert hat, verdient Aufmerksamkeit. ... Teheran brauchte eine Woche, um seine Schuld anzuerkennen und zu bereuen. Im Gegensatz zu Rohani hat Putin bis heute nicht gestanden.“
Zolo Mikeš
Teilen auf
Zum Originalartikel
ECHO MOSKWY (RU)

Putins Bande ist dazu nicht fähig

Regelrecht erregt zeigt sich Schriftsteller Viktor Schenderowitsch auf Echo Moskwy darüber, dass Moskau auch sechs Jahre nach dem Abschuss von MH-17 seine Schuld nicht eingestehen will:
„Darin liegt der Unterschied zwischen einem verbrecherischen ideologischen Regime und einer miesen Bande. Nicht dass die anderen besser wären, Gott behüte! Und weniger gefährlich sind sie auch nicht, eher umgekehrt. Nur haben die Ajatollahs (in ihrem verqueren Bewusstsein) Allah über sich, der es erlaubt, den Tod unschuldiger Menschen im Rahmen gottgefälligen Tuns und der eigenen sturen Rechthaberei zu sehen. Über Putin und Co. weht kein grünes Banner, sondern ein unsichtbares, mit der Losung: 'Du stirbst heute und ich erst morgen.' Daher dieses ewige Rumgedruckse und 'Beweist doch erst mal was'. Und wenn man sie dann mit Beweisen an die Wand drückt, gibt's den Mittelfinger als Antwort.“
Viktor Schenderowitsch
Teilen auf
Zum Originalartikel
Flugzeugabschuss: Was ändert Teherans Geständnis?
Teilen auf
Wie gefährlich bleibt USA-Iran-Krise?
Weiter umgetrieben werden Europas Medien von der Frage, ob die Kriegsgefahr in der USA-Iran-Krise nun vorläufig gebannt ist oder nicht. Nach der Tötung von General Soleimani beschoss der Teheran vergangene Woche US-Stützpunkte im Irak. Dass Präsident Trump danach erklärte, auf Gegenschläge zu verzichten, deuteten viele Beobachter positiv. Andere wittern aber eher die Ruhe vor dem Sturm.
EL PAÍS (ES)

Soleimani kann neuer Franz Ferdinand sein

Vor den Gefahren eines neuen Kriegs darf Europa nicht die Augen verschließen, mahnt Historiker Nicolas Baverez in El País:
„Nicht nur in Australien steht der Planet in Flammen. Das geopolitische Feuer ist nicht weniger verheerend. Und Europa steht in der direkten Schusslinie. Doch es reagiert mit derselben Blindheit, mit der es in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts auf den leidenschaftlichen Nationalismus oder in den 1930er Jahren auf das Aufkommen des Totalitarismus reagiert hat. Manche Morde können die Geschichte kippen. So wie der Mord an Erzherzog Franz Ferdinand, dem österreichisch-ungarischen Thronfolger, am 28. Juni 1914 in Sarajevo. ... Auch der tödliche Angriff auf General Soleimani - Nummer Zwei der Islamischen Republik und Planer eines Schiitischen Reiches, das sich vom Libanon bis nach Afghanistan erstrecken soll, - könnte so ein Fall sein.“
Nicolas Baverez
Teilen auf
Zum Originalartikel
SONNTAGSZEITUNG (CH)

Trump hat alles richtig gemacht

Unterm Strich hat der US-Präsident mit seiner harten Haltung gegen den Iran recht, lobt die SonntagsZeitung:
„Der Nahe Osten bleibt ein Pulverfass, der Iran ein Brandstifter, der so gut wie alle Nachbarn gegen sich aufgebracht hat, weil er sie bedroht. Der Iran betreibt Terrorgruppen im Libanon und im Irak, er heizt den Bürgerkrieg im Jemen an, er hält das kriminelle Regime in Syrien an der Macht, er destabilisiert die Region, wo immer er kann. ... Die iranischen Theokraten spielen mit dem Krieg, solange sie glauben, damit ihre Ziele zu erreichen. Es war Zeit, sie eines Besseren zu belehren. Der dritte Weltkrieg findet nicht statt, wenn solche Regimes befürchten müssen, ihn zu verlieren.“
Markus Somm
Teilen auf
Zum Originalartikel
DELO (SI)

USA zerstören den Nahen Osten

Delo sieht ganz andere Akteure am Ursprung der heiklen Lage in der Region:
„Den Nahen Osten haben in Wahrheit die Amerikaner und Israel endgültig auseinandergerissen und mit ihren unsinnigen Eingriffen in Afghanistan und Irak wohl für immer destabilisiert. Allein diese beiden Kriege haben den Steuerzahler fast drei Billionen Dollar gekostet. In den seit fast zwanzig Jahren andauernden Gefechten sind bisher mindestens eine Million Menschen gestorben, darunter auch einige Zehntausend Soldaten. Wer also zerstört mit seinen krankhaften und imperialistischen geopolitischen Ambitionen tatsächlich den Nahen Osten?“
Branko Soban
Teilen auf
zur Homepage

Keine Kommentare: