Mittwoch, 11. September 2019

euro|topics: Neue EU-Kommission: Von der Leyen stellt Team vor

Die künftige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat am Dienstag ihr Team für die EU-Kommission vorgestellt. Die Ressorts sollen stärker auf die Kernthemen der Präsidentschaft, insbesondere Klima, Digitalisierung und Rechtsstaatlichkeit, ausgerichtet sein. Europas Medien nehmen verschiedene Kandidatinnen und Kandidaten unter die Lupe.
LA REPUBBLICA (IT)

Gute Balance zwischen Sparen und Investieren

Paolo Gentiloni wurde als EU-Wirtschaftskommissar nominiert. Kritik wurde laut, der frühere italienische Premier habe keine Glaubwürdigkeit bei der Schuldenkontrolle. Doch die EU wird eine expansivere Wirtschaftspolitik benötigen, meint La Repubblica und erläutert, wie von der Leyen dies durchsetzen wird:
„Indem sie Gentiloni die Rolle des Wirtschaftskommissars zuteilt, wird die Kommissionspräsidentin auf eine autoritäre Persönlichkeit zählen können, die sich in diese Richtung bewegt. Mit [dem lettischen Christdemokraten] Dombrovskis als Vizepräsident und Kommissar für den Euro wird sie jemanden haben, der die Begeisterung des Italieners bremst. Das Ergebnis ist, dass von der Leyen selbst Schiedsrichterin in diesem Spiel sein und entscheiden wird, wie und in welchem Umfang Haushaltsdisziplin und Wachstumsförderung kombiniert werden sollen.“
Andrea Bonanni
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THE IRISH INDEPENDENT (IE)

Versöhnliches Signal an Osteuropäer

Dass ein polnischer Politiker den wichtigen Posten des Landwirtschaftskommissars erhalten soll, könnte die Beziehungen nicht nur zwischen Brüssel und Warschau verbessern, analysiert The Irish Indepedent:
„Janusz Wojciechowski war bisher Polens Vertreter im EU-Rechnungshof in Luxemburg. Doch er hat im Laufe seiner Karriere viel Erfahrung im Bereich Landwirtschaft und Agrarpolitik gesammelt. Deshalb werden ihm Vertreter von Agrargewerkschaften zumindest eine Zeit lang einen gewissen Vertrauensvorschuss gewähren. Dass Polen einen Kommissionsposten erhält, dem so viele Finanzmittel unterstehen, wird als Versuch gewertet, die Beziehungen zwischen Brüssel und Warschau zu verbessern. Darüber hinaus ist es eine Geste gegenüber den Mitgliedstaaten des früheren Obstblocks, denn vielerorts herrscht der Eindruck, dass diese bei der Aufteilung der EU-Spitzenposten in diesem Sommer die Verlierer waren.“
John Downing
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LE SOIR (BE)

Belgier wacht über Europas Seele

Belgiens Außenminister ist als Justizkommissar vorgesehen. Das Amt habe er sich verdient, betont Le Soir:
„Didier Reynders bekommt dieses Amt nicht aus Unachtsamkeit oder aus Zufall. Man kann sogar sagen, dass es ihm zusteht. Nach drei Jahren unablässigen Dialogs mit seinen Amtskollegen hat der belgische Außenminister einen Konsens zur Einrichtung eines systematischen Überwachungsmechanismus der Rechtsstaatlichkeit errungen - mit einem unwiderlegbaren Argument: 'Wie soll man erklären, dass wir jedes Jahr die Haushalte der Staaten detailliert analysieren, aber nicht die Lage des Rechtsstaats?' … Ein entscheidender Punkt angesichts des Populismus, der zurzeit an der europäischen Demokratie nagt. Und auch ein ganz besonderer Posten: Der Belgier hat nicht die Haushalte oder den Wettbewerb zu überwachen, sondern die Seele Europas.“
Béatrice Delvaux
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UPSALA NYA TIDNING (SE)

Schwedin bekommt undankbaren Job

Mit dem Ressort Migration für die Schwedin Ylva Johansson ist Upsala Nya Tidning überhaupt nicht zufrieden:
„Als führendes Land in Klimafragen und Emissionsreduzierungen hätte Schweden [in diesem Bereich] mitgestalten und eine zentrale Kraft werden können. … Die nächsten fünf Jahre sind entscheidend für die Zukunft der Union, nicht zuletzt wegen des Austritts von Großbritannien. ... Der Brexit ist paradoxerweise aber eine Chance für von der Leyen, weil er den Zusammenhalt der übrigen 27 Länder stärkt. Aber dass das für eine Einigung in der Migrationsfrage reicht, ist wohl zu viel verlangt. Das weiß auch Ylva Johansson.“
Johan Rudström
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DNEVNIK (SI)

Ein heimliches Schlüsselressort

Der Slowene Janez Lenarčič soll das Ressort für internationales Krisenmanagement übernehmen. Damit kommt viel Verantwortung auf ihn zu, erklärt Dnevnik:
„Wenn Europa in den kommenden Jahren bessere Beziehungen mit Afrika erreichen will, die Migration einschränken und im Bereich Entwicklung eine langfristige Zusammenarbeit etablieren möchte, die beiden Seiten nutzt, dann wird Lenarčič derjenige sein, der für die europäische Reaktion auf Krisen, auch auf dem Nachbarkontinent, zuständig ist. ... Sein Ressort zählt nicht zu den politischen Schwergewichten mit dem meisten Geld. Es ist ein bescheidenes Ressort, das man in guten Zeiten nicht bemerkt - doch in schlechten Zeiten kann es ein Rettungsanker sein.“
Aleš Gaube
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