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Am heutigen Freitag hat die Bewegung Fridays for Future zum weltweiten Klimastreik aufgerufen. Greta Thunberg demonstriert in New York mit, wo ab Montag der UN-Klimagipfel stattfindet. Weniger Konsum oder mehr Kapitalismus? Radikale Aktionen oder friedlicher Protest? Europas Journalisten zerbrechen sich die Köpfe darüber, was den Planeten eher rettet.
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Die beste Generation, die es je gab
Gastautorin Nieves Rey, selbst Umweltaktivistin, fordert die Leser von eldiario.es auf, sich den heutigen Klimastreiks anzuschließen:
„Mit unserem Planeten geht es zu Ende. Das zeigt der jüngste IPCC-Bericht. ... Wir haben die beste Generation, die es je gab, die uns mit ihren Demos zeigt, dass es auch anders geht. Und ihre Forderung ist das beste Beispiel dafür, dass die Zukunft des Planeten davon abhängt, ob wir Umweltthemen effektiv ins Bildungssystem einbinden. Sie sind in einer Gesellschaft mit Umweltbewusstsein geboren, haben die realen Gefahren für die Erde erkannt und Verantwortung für die Natur übernommen. ... Ein Engagement, das Hoffnung macht und das ansteckt: Wir sollten sie in diesem Kampf nicht allein lassen. Das ist unsere beste Investition in die Zukunft.“
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Wir sind doch nicht Franz von Assisi
Lidové noviny lobt das Engagement junger Menschen, warnt sie aber vor Übereifer:
„Jugendliche Begeisterung neigt dazu, alles bisher Ungelöste sofort lösen zu wollen. Doch wollen wir allem entsagen, wie der Heilige Franz von Assisi? ... Man muss nicht vegetarisch leben, kann aber den Fleischkonsum einschränken. Unsere Vorfahren aßen ein oder zwei Mal in der Woche Fleisch und schätzten es mehr. Wir müssen nicht jeden Weg mit dem Auto zurücklegen, können auch laufen. Ob ein solcher Kompromiss ausreichen wird, den Planeten zu retten? Das wird man sehen. Aber dieser goldene Mittelweg mit bewusster Bescheidenheit und mit gewissem Verzicht ist sicher besser zu gehen als ein Weg, der selbst für den heiligen Franziskus nur schwer zu bewältigen gewesen wäre.“
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Kapitalismus ist die Lösung, nicht das Problem
Der Kapitalismuskritik einiger Umweltschützer setzt The Economist entgegen:
„Es wäre falsch und schädlich, zu dem Schluss zu kommen, dass dem Kapitalismus wegen des Klimawandels Fesseln angelegt werden sollten. Die freien Märkte haben den Volkswirtschaften, die in den vergangenen hundert Jahren Gestalt angenommen haben, Dynamik, Innovation und Anpassungsfähigkeit gebracht. Marktwirtschaften sind die Quellen, die genau das hervorbringen, was der Klimawandel erfordert. Auf Konkurrenz basierende Märkte, die die richtigen Anreize bieten, und Politiker, die auf die Forderungen der Bevölkerung reagieren, können mehr als jedes andere System das liefern, was nötig ist, um eine zusätzliche Erderwärmung so weit wie möglich zu begrenzen und um mit jenen Folgen fertig zu werden, die nicht mehr zu verhindern sind.“
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Klimaschützer gefährden die Demokratie
Die Haltung der jungen Protestler ist riskant für die Demokratie, mahnt Autor Jean-François Bouthors in Ouest-France:
„Die Dringlichkeit legitimiert in ihren Augen den Verstoß gegen das Gesetz. ... Um die Erde zu retten, müssen wir bereit sein, im Gefängnis zu landen, versichern sie. Die Aussage kann lobenswert erscheinen, nach Art von Gandhi. Aber diese politische 'Mystik' - der man nicht nur im Bereich Umweltschutz begegnet - birgt in ihrem Innersten sämtliche Exzesse, insbesondere die Möglichkeit, der Demokratie den Rücken zu kehren, da deren Langsamkeit sie disqualifiziere. Und das ist nicht die kleinste Gefahr der Umweltkrise.“
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Die Proteste zeigen bereits Wirkung
Polityka freut sich wiederum, dass die Klimaproteste politische Konsequenzen haben:
„Der Aktivismus wird schnell zu einer Quelle politischer Energie, wie die diesjährigen Wahlen zum Europäischen Parlament deutlich gezeigt haben. Einige Monate zuvor befürchteten Kommentatoren, dass Europa von einer braunen Welle und einer Zunahme der rechtsextremen Kräfte bedroht sei. Braun verlor jedoch gegen grün. ... Die Auswirkungen dessen sehen wir bereits in den Ankündigungen und konkreten Entscheidungen von Ursula von der Leyen, der Präsidentin der Europäischen Kommission. In den ersten hundert Tagen ihrer Amtszeit soll eine neue grüne Ordnung entstehen, die Fragen des Klimaschutzes und des ökologischen Wandels erhalten oberste Priorität.“
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Der US-amerikanische Autor Jonathan Franzen hat einen vielbeachteten Essay zum Klimawandel vorgelegt. Darin fordert er die Menschheit auf, sich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten, der nicht mehr zu verhindern sei. Nicht alle Kommentatoren sind mit diesem Ansatz einverstanden.
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Nicht den falschen Kampf kämpfen
In seinem Essay in The New Yorker schreibt Franzen:
„Ein totaler Krieg gegen den Klimawandel hatte nur Sinn, solange er zu gewinnen war. Nur wenn wir akzeptieren, dass wir den Krieg verloren haben, erlangen andere Gegenmaßnahmen eine größere Bedeutung. Vorbereitungen auf Brände, Überschwemmungen und Flüchtlinge sind passende Beispiele. ... In Zeiten zunehmenden Chaos suchen die Menschen Schutz in Tribalismus und militärischer Stärke, nicht in Rechtsstaatlichkeit. Unsere beste Verteidigung gegen diese negative Utopie besteht darin, funktionierende Demokratien, Rechtssysteme und Gemeinschaften aufrechtzuerhalten. So gesehen ist jeder Schritt in Richtung einer gerechteren und zivileren Gesellschaft eine sinnvolle Klimaschutzmaßnahme.“
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Defätismus ist eine faule Ausrede
Die Klima-Apokalypse ist keineswegs unvermeidlich, widerspricht der Klima- und Meeresforscher Stefan Rahmstorf in einem Gastbeitrag auf Spiegel Online:
„Franzen glaubt, ... dass die Apokalypse da ist, sobald wir 2,1 Grad globale Erwärmung erreichen - und dass danach alles egal ist. Doch die Klimakrise verschlimmert sich stetig weiter, von zwei auf drei auf vier Grad, und immer wird es sich lohnen, gegen jedes weitere Zehntelgrad zu kämpfen. ... Aufgeben ist keine Option - schon gar nicht, bevor wir nicht einmal das Offensichtliche versucht haben. ... Defätismus ist vor allem eine bequeme Haltung. Man kann sich damit gemütlich einrichten und über das sich langsam entfaltende Klimadesaster lamentieren, ohne etwas dagegen tun zu müssen. Der Defätismus ist so wie die Leugnung des Problems nichts weiter als eine Ausrede fürs Nichtstun. Er ist eine verantwortungslose Haltung.“
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Nötige Konfrontation mit dem Abgrund
Franzen liefert einen nützlichen Anstoß für die gesellschaftliche Debatte, findet hingegen Vincent Rigoulet in seinem Blog bei Mediapart:
„Es ist ein radikaler, aber ausgesprochen rationaler Standpunkt, der in den Mittelpunkt der Diskussionen gestellt und mit der gesamten Kraft unseres Scharfsinns untersucht wird - auch wenn die hier angesprochene Wahrheit an die Grenzen des Erträglichen stößt. Es ist jedoch die Aufgabe von Schriftstellern, Meinungen, falsche Hoffnungen und geteilte Illusionen außen vor zu lassen, um uns an den Rand des Abgrunds zu stellen und uns zu zwingen, hinunterzuschauen. Das ist die notwendige Bedingung, um das zu retten, was noch gerettet werden kann. Um die Anzahl der Todesopfer und das Leiden von morgen zu begrenzen.“
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