Freitag, 24. Mai 2019

Fridays for Future an der Bergstraße


Die Forderungen von Fridays for Future:

Fridays For Future fordert die Einhaltung der Ziele des Pariser Abkommens und des 1,5°C-Ziels. Explizit fordern wir für Deutschland:
  • Nettonull 2035 erreichen
  • Kohleausstieg bis 2030
  • 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035

mehr dazu:


Fotos von der Demonstration am 24.5.2019 in Bensheim

Die zum Teil noch sehr jungen Demonstranten wurden angefeuert, sich zu lautstark zu äußern, und ihr Ruf "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut", war in der Tat nicht zu überhören. Mit großem Eifer wurden auch Kniebeugen zum Slogam "Hoch für den Klimaschutz, runter für die Kohle" gemacht, bis die örtlichen Vertreter der Parteien CDU, SPD,Grüne und der Vertreter der Bensheimer Stadtverordnetenfraktionen zur Podiumsdiskussion antraten. FDP und AfD hatten abgesagt.



Alle Politiker sprachen ihren guten Willen aus und hießen die Ziele von Fridays for Future gut.
Ausführlich wurde dargelegt, was ihre politische Gruppe an Umweltmaßnahmen durchgesetzt habe. Der Vertreter der CDU sprach sogar von über 140 Maßnahmen der schwarz-grünen Koalition in Hessen (zum Glück zählte er sie nicht auf). Als er das Ziel von FfF: "Kohleausstieg bis 2030" als unmöglich bezeichnete, gab es freilich lautstarken Protest aus dem Publikum. Immer wieder wurden die Demonstranten aufgefordert, demokratische Parteien zu wählen. Die Schüler, die in der Mehrheit noch nicht wählen dürfen, haben sich da wohl kaum ganz ernst genommen gefühlt haben.
Der Vertreter der Grünen legte eine Petition an den Kreis Bergstraße vor, für den Kreis den Klimanotstand auszurufen. Die Eingangssätze lauten:

"Der Kreis Bergstraße erklärt den Klimanotstand und erkennt damit die Eindämmung des Klimawandels und seiner schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität an." (Link zur Petition)

Der Vertreter der Freien Wähler empfahl die Lektüre von W. Kessler: Die Kunst, den Kapitalismus zu verändern.  Mehrfach wurde von Sprechern dazu aufgefordert, sich den Youtubebeitrag von rezo zum Klimaschutz anzusehen. 
dazu:
70 YouTuberInnen rufen dazu auf, am 26.5. für den Klimaschutz zu wählen.

© Bergsträßer  Anzeiger
MARKTPLATZ 150 PERSONEN BETEILIGTEN SICH GESTERN AN DER „FRIDAYS FOR FUTURE“-KUNDGEBUNG / DISKUSSIONSRUNDE MIT LOKALEN POLITIKERN

Schüler lassen bei Klimazielen nicht locker

Julia Dempewald, Schülerin und eine der Organisatorinnen der lokalen FFF-Aktionen, erinnerte zu Anfang der gestrigen Aktion noch einmal an diese zentralen Punkte, bevor sie die Gäste einer Podiumsdiskussion begrüßte, die die Schüler aus Anlass des globalen Klimastreiks zur Europawahl auf die Beine gestellt hatten. Gekommen waren als Vertreter ihrer jeweiligen Partei Moritz Müller (Grüne), MdL Karin Hartmann (SPD), Franz Apfel (Bürger für Bensheim), Rolf Tiemann (Freie Wähler) und Jan-Hendrik Emig (CDU). Ebenfalls eingeladen, aber nicht gekommen waren Vertreter der FDP und der AfD.

Aufruf zu weniger Konsum

Nach einer Vorstellungsrunde antworteten die Politiker auf Fragen nach den notwendigen nationalen und regionalen Maßnahmen für den Klimaschutz. Wenig überraschend waren sich alle einig, dass etwas geschehen müsse und natürlich nutzten die überregionalen Parteien die Chance auch für eine mehr oder minder ausführliche Darstellung ihrer Positionen in Hinblick auf die Europawahl.
Es gab Verweise auf erfolgreiche eigene regionale Initiativen (etwa den Ausweis von Naturschutzflächen, Ausbau des Radverkehrs, Anlage von Blühwiesen und Durchsetzung einer Baumschutzsatzung für Bensheim) und auch den mehrfachen Aufruf, sich an die eigene Nase zu fassen und durch Fleischverzicht, Einschränkung des Papierverbrauchs und des Konsums generell oder durch die Nutzung von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr zum Klimaschutz beizutragen.
Alle Redner machten letztlich glaubhaft, dass ihnen persönlich der Klimaschutz wichtig sei und dass die jeweilige Partei auch entsprechende Strategien verfolge. Mancher junge Zuhörer mag sich also gefragt haben, wo genau eigentlich die Probleme bei der Umsetzung der Klimaziele liegen.
Die Veranstaltung war schon eine Weile fortgeschritten, da stellte Moderatorin Dempewald die wichtige Frage, wie denn die jeweilige Partei zu den FFF-Forderungen stehe. Moritz Müller erklärte klipp und klar, er persönlich und auch seine Partei trage alles zu 100 Prozent mit. Schwerer tat sich Karin Hartmann mit ihrer SPD: Sie persönlich stehe hinter den Forderungen, auch da, wo ihre Partei das anders sehe. Alles sei machbar, sagte sie, aber es müsse auch sozialverträglich sein.
Franz Apfel sagte unter anderem, der Kohleausstieg bis 2030 sei machbar, brauche aber viel Geld von der Bundesregierum, um ganze Landstriche vor der Verarmung zu schützen – „gesellschaftliche Mehrheiten müssen gewahrt bleiben, damit der Laden nicht explodiert“. Rolf Tiemann appellierte dazu, sich nicht auf die Ausgaben zu fixieren, durch die Energiewende etwa könne man an anderer Stelle viel Geld einsparen. Jan-Hendrik Emig fand die FFF-Ziele sehr gut, erntete aber die ersten missbilligenden Zwischenrufe der Veranstaltung, als er die geplanten Maßnahmen als nicht durchdacht bezeichnete, denn die Durchsetzung dieses Jahr sei nach Ansicht seiner Partei nicht möglich gewesen.
Eine Frage aus dem Publikum: Ist die Höhe der CO2-Steuer mit 180 Euro pro Tonne angemessen? Hier mussten die Politiker letztlich passen, mit solch konkreten Detailfragen hatte sich keiner auseinandergesetzt.
Katja Knoch von „Parents for Future“ dankte den Schülern für ihren Einsatz für die Zukunft aller und rief die Schulen dazu auf, die Kinder und Jugendlichen nicht nur streiken zu lassen, sondern Klimaschutz auch im Unterricht zu behandeln.

Weniger Demonstranten als zuvor

Es war die inzwischen fünfte FFF-Demonstration in Bensheim. Zwischen der Baustelle Haus am Markt und den Marktständen hatten sich um die 150 Menschen eingefunden. Ausdrücklich als Demonstranten eingeladen waren auch die Erwachsenen, die wohl ein knappes Viertel der Menge ausmachten. Auffällig viele Grundschüler unter den Teilnehmern gab es aber auch. Es waren nicht so viele Demonstranten gekommen, wie man mit Blick auf die vorigen Veranstaltungen hätte vermuten können. Möglicherweise hatten etliche Bergsträßer Schüler an den Demonstrationen in Frankfurt oder Darmstadt teilgenommen.
Gemeinsam mit den lokalen FFF-Organisatoren rief die Grüne Jugend Bergstraße im Rahmen der Veranstaltung zur Teilnahme an einer Online-Petition auf, die den Kreis Bergstraße auffordert, den Klimanotstand auszurufen. Damit soll die Bekämpfung des Klimawandels als Aufgabe mit höchster Priorität anerkannt werden. Gefordert werden die Entwicklung eines nachhaltigen Energiemanagementplans, die Etablierung eines klimaneutralen Mobilitätskonzepts und die Förderung der ökologischen Landwirtschaft – mit halbjährlich veröffentlichten Berichten über den Fortschritt der Maßnahmen. 2200 Unterschriften werden für das Quorum gebraucht, acht Wochen lang kann gesammelt werden. Der Startschuss fiel mit der Bensheimer FFF-Schülerdemo.

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